Gedenkstätte Zwangsarbeit in Leipzig - Ausstellung " ‘…vergiß die Fotos nicht, das ist sehr wichtig…‘ – Die Verfolgung mitteldeutscher Sinti und Roma im Nationalsozialismus"

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Donnerstag, 16. August bis Donnerstag 23. August 2018

Ausstellung " ‘…vergiß die Fotos nicht, das ist sehr wichtig…‘ – Die Verfolgung mitteldeutscher Sinti und Roma im Nationalsozialismus"

Ausstellung vom 16.8. bis 23.8.2018, Felsenkeller Leipzig
täglich 14 bis 20 Uhr

+++ Eröffnungsveranstaltung am 16.8., 20 Uhr
mit der Sintiswingband RADIO DJANGO +++

Zwischen 1932 und 1939 fotografierte Hanns Weltzel mitteldeutsche Sinti und Roma in Dessau-Roßlau. Der in Roßlau lebende Fotojournalist pflegte freundschaftliche Beziehungen zu den Familien, die auf ihren Handelswegen regelmäßig nach Anhalt kamen.

Hanns Weltzel veröffentlichte bis 1935 Artikel über Sinti und Roma in der Anhaltischen Presse. Zudem stand er mit der „Gypsy Lore Society“, deren Sitz sich in Liverpool befand, im Kontakt und schrieb Artikel für deren Journal. So gelangten erste Fotografien nach Liverpool. Der Bestand von ca. 200 Fotografien befindet sich heute in der Bibliothek der Universität Liverpool. Es handelt sich um einzigartige Fotografien von Männern, Frauen und Kindern, die wenige Jahre nach den Aufnahmen fast alle dem Genozid zum Opfer fielen. Sie zeugen von gegenseitigem Respekt zwischen den Fotografierten und dem Fotografen und unterscheiden sich deutlich von Abbildungen der nationalsozialistischen Propaganda gegen Sinti und Roma.

Wer waren die von Weltzel Fotografierten und was geschah mit ihnen? Diesen Fragen sind Prof. Eve Rosenhaft von der Universität Liverpool und Jana Müller vom Alternativen Jugendzentrum Dessau in Archiven nachgegangen. Unterstützung erfuhren sie dabei auch von Nachfahren überlebender mitteldeutscher Sinti, die nach 1945 vor allem in Niedersachsen eine neue Heimat fanden.

Die Ausstellung „`…vergiss die Photos nicht, das ist sehr wichtig…´ - Die Verfolgung mitteldeutscher Sinti und Roma im Nationalsozialismus“ dokumentiert die Lebens- und Leidenswege der Familien Laubinger, Lauenburger, Thormann, Stein, Steinbach und Ansin. Im Fokus der Veröffentlichungen von Hanns Weltzel hatte vor allem die Familie von Galie und Josef Laubinger, die ab November 1931 in Leipzig gemeldet war, gestanden. Ihre letzte Wohnadresse vor der Deportation nach Auschwitz befand sich in der Leipziger Innenstadt. Auch über Erna Lauenburger, die bekannte Romanfigur Unku, die Hanns Weltzel mehrfach in Dessau-Roßlau ablichtete, berichtet die Ausstellung.

Die Ausstellung wird im Ballsaal des Felsenkellers gezeigt. Die Eröffnungsveranstaltung findet am 16.8.2018 im kleinen Saal statt. Dort wird die Sintiswingband RADIO DJANGO auftreten. Gitarrist Janko Lauenberger ist Nachkomme einer der in der Ausstellung betrachteten Sinti-Familien.

Außerdem findet am Dienstag, 21. August, um 19 Uhr eine Vortragsveranstaltung statt: der Historiker Alexander Rode referiert über Kontinuitäten der Marginalisierung von Leipziger Sinti und Roma.
Die Ausgrenzung der Sinti und Roma begann bereits vor 1933. Städtische Behörden, Wohnungs-, Gesundheits-, Fürsorge- oder Gewerbeämter, verfolgten lange vor 1933 eine antiromaistische Politik. In der Zeit des NS waren diese Einrichtungen weder vollkommen nationalsozialistisch durchdrungen, noch waren sie lediglich ausführende Instanzen nationalsozialistischer Politik. Die Behörden handelten im hohen Maße eigeninitiativ. Ohne die umfassende Beteiligung kommunaler Behörden wäre die systematische Verfolgung und Ermordung der Leipziger Sinti und Roma so nicht möglich gewesen.
Im Anschluss an den Vortrag steht die Grünen-Stadträtin Petra Cagalj Sejdi für ein Gespräch zur Verfügung. Sie setzt sich für ein Gedenken am historischen Ort der Riebeckstraße 63 ein - ein zentraler Ort der sozialen Ausgrenzung und Verfolgung vor 1945 und danach.

16.8. – 23.8.2018
Öffnungszeiten: 14.00 – 20.00 Uhr
(Sonderöffnung für Gruppen nach Absprache möglich)

Eröffnung: 16.8.2018, 20.00 (Einlass ab 19.00 Uhr) mit Ausstellungsmacherin Jana Müller (Dessau)
Live: RADIO DJANGO (Sintiswing aus Berlin)
Tickets: 8 € ermäßigt / 10 € (Vorverkauf über den Felsenkeller)

Felsenkeller Leipzig, Karl-Heine-Straße 32
Tram 3, 14, Bus 74 (Felsenkeller)
www.felsenkeller-leipzig.de

 

Eine Ausstellung des AJZ Dessau und der Universität Liverpool.
Gefördert durch: Romarespekt, Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt, Auswärtiges Amt.
Die Präsentation der Ausstellung in Leipzig wird unterstützt durch: Felsenkeller Leipzig, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Erich-Zeigner-Haus e.V., Die LINKE Stadtverband und Stadtratsfraktion, Stadtbild Werbegesellschaft mbH.

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