Stadtteilrundgänge: Auf den Spuren von NS-Zwangsarbeit
Die Gedenkstätte bietet regelmäßig Rundgänge durch verschiedene Leipziger Stadtteile an. Bei den Rundgängen werden gemeinsam ehemalige Orte der NS-Zwangsarbeit in den jeweiligen Stadtteilen aufgesucht und den Besucher:innen anhand ausgewählter Orte und Biografien ein Einblick in die Geschichte, das Schicksal und den Alltag der NS-Zwangsarbeiter:innen gegeben.
Die Rundgänge dauern etwa 1,5 bis 2 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos. Teilnehmer:innen sollten mindestens 14 Jahre alt sein. Für Gruppen können Stadteilrundgänge auch individuell gebucht werden, wenden Sie sich dazu bitte an unsere Mitarbeiter:innen.
AKTUELLE ANGEBOTE
| Connewitz |
Der Stadtteilrundgang stellt sechs ausgewählte Orte vor, an denen sich Lager und Arbeitsstellen von Zwangsarbeiter:innen während des Nationalsozialismus befanden. Neben den funktionalen Aspekten richtet der Rundgang seinen Blick auf den Alltag der Zwangsarbeiter:innen: Welche Arbeiten mussten sie verrichten und wie waren ihre Lebensbedingungen? Und wie waren die Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf die Zwangsarbeiter:innen und die Lager?
Treffpunkt ist der Innenhof des Werk 2 am Connewitzer Kreuz. Der Rundgang endet an der Neuen Linie, Auwald.
| Lindenau |
Der Stadtteilrundgang gibt eine kurze Einführung in das Thema NS-Zwangsarbeit und stellt ausgewählte Orte in Lindenau vor, an denen Zwangsarbeiter:innen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und leben mussten. Es werden nicht nur Lagerorte und Arbeitsstätten, sondern auch alltägliches Leben wie die Versorgung und das Verhältnis der Arbeiter:innen zur deutschen Bevölkerung dargestellt.
Treffpunkt ist der Eingang der Kleinmesse. Der Rundgang endet am "Jahrtausendfeld" (Karl-Heine-Straße).
| Reudnitz |
In der Zeit des Nationalsozialismus war Reudnitz-Thonberg ein zentraler Ort der Zwangsarbeit in Leipzig. Hunderttausende von Menschen, die aus dem von Deutschland besetzten Ländern zwangsweise rekrutiert wurden, mussten in Leipziger Betrieben von klein bis groß Zwangsarbeit leisten. Während des Krieges kamen wöchentlich Transporte mit bis zu 1000 Menschen am Eilenburger Bahnhof (dem heutigen Lene-Voigt-Park) an und marschierten dann zu Fuß durch Reudnitz-Thonberg bis zur städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstrasse. Diese war die zentrale Verteilstation der Zwangsarbeit in Leipzig. Dort kam es zur polizeilichen Registrierung, Entlausung und dann Verteilung der Zwangsarbeiter:innen an Leipziger Betriebe. Davon werden wir bei dem Rundgang die für Reudnitz einschlägigen Orte besuchen: die ehemalige Riebeckbrauerei und heutige Sternburg-Brauerei und das Gelände der ehemaligen Karl Krause Maschinenfabrik. An den Stationen werden wir uns einzelnen Aspekte von NS-Zwangsarbeit widmen: wie liefen die Transporte ab, wie waren die Arbeits- und Lebensbedingungen und gab es Widerstand gegen Zwangsarbeit in Leipzig?
Treffpunkt ist im Lene-Voigt-Park, Eilenburger Straße, Höhe Volleyballfeld.
| Plagwitz |
Plagwitz war im 19. und 20. Jahrhundert das Zentrum der Leipziger Industrie und erlangte als solches herausragende Bedeutung im System der NS-Zwangsarbeit.
Wir werden auf dem Stadteilrundgang gemeinsam ausgewählte Firmenstandorte ehemaliger Unternehmen als Orte der Zwangsarbeit besuchen. Neben Einblicken in die Unternehmensgeschichte von Firmen wie der ATG, Stöhr & Co. und Grohmann & Frosch, beschäftigen wir uns auf dem Rundgang im Besonderen mit der Situation der Zwangsarbeiter:innen. Unsicherheit, Leid und Tod, aber auch Akte der Menschlichkeit und verschiedene Formen des Widerstandes gegen unfreiwillige Ausbeutung und rassistische Diskriminierung werden uns dabei an nahezu jeder Ecke begegnen.
Treffpunkt ist am Museum für Druckkunst (Ecke Nonnenstraße / Weißenfelser Straße).
| Innenstadt |
Rüstungsbetriebe wie die HASAG stellen noch heute das Gesicht der NS-Zwangsarbeit in Leipzig dar – aber auch im Herzen der Stadt waren Zwangsarbeiter:innen präsent und unübersehbar. Der Stadtteilrundgang wird anhand einiger ausgewählter Orte in der Innenstadt Aspekte der nationalsozialistischen Zwangsarbeit vorstellen. Wie sah der Alltag der Zwangsarbeiter*innen aus? Wie das Verwaltungssystem, das dies organisierte? Und wie wurden die Zwangsarbeiter*innen von der deutschen Bevölkerung wahrgenommen?
Der Rundgang ist dabei thematisch breit angelegt, beleuchtet aber hauptsächlich die Zwangsarbeit im öffentlichen Sektor: So sollen u.a. ehemalige Lager in der Innenstadt, dortige Arbeitsorte von Zwangsarbeit, aber auch die Rolle der Stadt Leipzig in den Fokus genommen werden.
Treffpunkt ist auf dem Augustusplatz, am Mendebrunnen vor dem Gewandhaus.
| Schönefeld |
Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Leipziger Stadtteil Schönefeld Menschen aus ganz Europa als Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet. Der Stadtteilrundgang gibt eine kurze Einführung in das Thema NS-Zwangsarbeit und stellt ausgewählte Orte vor, an denen die ausländischen Arbeitskräfte unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und leben mussten. Der Postbahnhof an der Rohrteichstraße (heute Adenauerallee) und das Paketverteilzentrum prägten den Stadtteil. Auch "auf der Post" waren Zwangsarbeiter:innen eingesetzt und in Schönefeld untergebracht. Andere Zwangsarbeiter:innen lebten nur für kurze Zeit hier, waren im Alltag aber deutlich präsent.
Ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse werden bei dem Stadtteilrundgang beleuchtet, und dabei die Schwierigkeiten von fragmentarischen Aktenfunden besprochen.
Zum Abschluss wird die Geschichte einer Einkaufspassage in den Blick genommen. Wo sich heute ein Supermarkt befindet, arbeiteten zwischen 1943 und 1945 mindestens 400 Zwangsarbeiter:innen in einer metallverarbeitenden Fabrik, die Produkte für die Rüstungsindustrie herstellte. Ihr Lager am Kohlweg war fußläufig erreichbar und bildet den Schlußpunkt des Rundgangs.
Treffpunkt ist am Eingang des Mariannenparks (Ecke Rohrteichstraße/ Schönefelder Allee).
| Böhlen - Fahrradtour |
Die Fahrradtour erinnert an die Zwangsarbeit in der Braunkohleindustrie Böhlens. Dazu erfolgt eine Führung zu Arbeitsstätten, ehemaligen Lagern und heutigen Gedenk- und Erinnerungsorten. Einführend wird die Bedeutung des Rüstungsstandortes Böhlen und der Braunkohlenförderung erläutert. Danach werden die Lebensumstände der Zwangsarbeiter:innen beleuchtet. In einer weiteren Station wird das Lagersystem aus Kriegsgefangenen-, Zwangsarbeits-, Arbeitserziehungs- und KZ-Außenlagern erläutert. Abschließend erfolgt ein Besuch des Ehrenhains am Kraftwerk Lippendorf, der letzten Ruhestätte für die Opfer der Zwangsarbeit in Böhlen.
Treffpunkt ist am Bahnhof Böhlen (Bahnhofsvorplatz). Die Radtour endet nach ungefähr zwei Stunden und knapp 15km wieder am Bahnhof in Böhlen. Achtung: Die Tour führt teilweise über unbefestigte Wege und steile Anstiege. Bei schlechtem Wetter findet die Fahrradtour nicht statt.