Virtueller Rundgang
18. Volksschule
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Brandiser Straße 14 (heute Ihmelsstraße)
Träger: unbekannt
Informationen: In dem 1907 errichteten Schulgebäude befand sich während des Zweiten Weltkriegs die 18. Volksschule, in der auch Zwangsarbeiter:innen einquartiert waren.
In der DDR war hier die 18. Polytechnische Oberschule »Hermann Liebmann« untergebracht, ab 1992 die 18. Grundschule und die 18. Mittelschule der Stadt Leipzig, heute die Oberschule Ihmelsstraße.
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22. Volksschule (ehem. RAD-Lager)
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Stettiner Straße 15/17 (heute Gorkistraße)
Träger: unbekannt
Informationen: In dem Schulgebäude wurde 1895 die 22. Volksschule eingerichtet. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier Zwangsarbeiter:innen einquartiert, vorher befand sich dort ein Lager des Reichsarbeitsdienstes.
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360°-Rundgang: "Bahnhof Leipzig-Schönefeld"
360°-Rundgang: "Die HASAG in Taucha: NS-Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion"
360°-Rundgang: "Ehemaliger Eilenburger Bahnhof und Städtische Arbeitsanstalt"
360°-Rundgang: "Ehemaliges Lager ‚Alter Meßplatz' und städtisches Kriegsgefangenenlager II ‚Neuer Meßplatz'"
360°-Rundgang: "Ehemaliges Lager ‚Fortuna-Sportplatz'"
360°-Rundgang: "Ehemaliges Werksgelände der Rudolph Sack KG und Lager ‚Mangold'"
360°-Rundgang: "Ehemaliges Gemeinschaftslager Südbräu"
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360°-Rundgang: KZ-Außenlager "HASAG Leipzig"
360°-Rundgang: "Ehemaliges Werksgelände der HASAG"
37. Volksschule
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hallische Straße 60 (heute Georg-Schumann-Straße)
Träger: unbekannt
Informationen: In der 37. Volksschule waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Das Schulgebäude existiert nicht mehr.
42. Volksschule ("Friesenschule")
Nationalität/ Herkunft: Jugoslawien (Slowenien, Frauen), Jugoslawien (Slowenien, Männer)
Lage: Rietschelstraße 25 / Friesenstraße 8
Träger: unbekannt
Informationen: In der 42. Volksschule ("Friesenschule") waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Ende 1941 wurden im Schulgebäude slowenische Familien einquartiert, die aus der Untersteiermark ausgesiedelt worden waren. Die Erwachsenen wurden zu Zwangsarbeiten in Betrieben und bei der Reichsbahn eingesetzt.
Heute befindet sich in dem Gebäude eine psychiatrische Tagesklinik des St. Georg Krankenhauses.
50. Volksschule
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Antonienstraße 24
Träger: unbekannt
Informationen: In der 50. Volksschule waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen untergebracht.
51. Volksschule
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Dieskaustraße 26 / Gießerstraße 75
Träger: unbekannt
Informationen: Das Schulgebäude in Kleinzschocher wurde 1888 erbaut. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Seit 2009 wird die „Alte Handelsschule“ als Atelierhaus mit Werkstätten sowie Projekt- und Kunsträumen genutzt.
57. Volksschule
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Schlageterstraße 113 (heute Georg-Schwarz-Straße)
Träger: unbekannt
Informationen: /
"AK West" (46. Volksschule)
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Saalfelder Straße 29
Träger: Polizei, Abschnittskommando West
Informationen: In der 46. Volksschule waren während des Zweiten Weltkriegs sowjetische Zwangsarbeiter untergebracht.
Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG), Werk I
Lage: Schönauer Straße 101
Informationen: Die Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG) gehörte seit 1932 zum Friedrich-Flick-Konzern und war zuerst in der Produktion von Förderbrücken für den Braunkohletagebau tätig. Ab Mitte der 1930er Jahre produzierte die Firma in Massenfertigung Flugzeugteile für verschiedene Typen, vor allem den Bomber Ju 88. Sie war damit ein bedeutender Zuliefererbetrieb für die Luftrüstung. Die ATG kooperierte eng mit anderen Rüstungsunternehmen und war im Besitz verschiedener Leipziger Zuliefererfirmen wie der Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik. In der Fliegertechnischen Vorschule bildete die ATG Facharbeiter und Piloten aus. Die Flugzeuge wurden auf dem Flughafen Mockau eingeflogen.
Die ATG betrieb in Leipzig folgende Werke:
- Stammwerk / Werk I, Schönauer Straße 101
- Werk II Zschortauer Straße 22
- Werk III Seehausener Straße (Flughafen Mockau)
- Werk IV Ludwig-Hupfeld-Straße 12/14
- Werk V Anton-Zickmantel-Straße 50
- Werk VI Technische Messe (heute Alte Messe), Messehalle 15
- Werk VII Schönauer Straße 160, Fliegertechnische Vorschule
- Werk VIII Nonnenstraße 17-21
Die ATG unterhielt mindestens 20 Zwangsarbeitslager in Leipzig. 1943 betrug der Anteil der Zwangsarbeiter:innen an der Gesamtbelegschaft etwa 25%, im Jahr 1944 etwa 40%.
1946 wurde das Unternehmen enteignet, die Produktionsanlagen demontiert und Hallen gesprengt. In der ehemaligen Fliegertechnischen Vorschule befindet sich heute das Berufliche Schulzentrum 9 für Gesundheit und Sozialwesen der Stadt Leipzig.
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Lager 16
Gemeinschaftslager "Tiefland"
"Gießerburg"
Wola 3 "Zum Park" (Gaststätte "Naturpark Schleußig")
Lager "Rödelheim" (49. Volksschule)
Wola 1 ("Wohnlager")
KZ-Außenlager Schönau
Gemeinschaftsunterkunft
https://www.mixcloud.com/GfZL/podcast-2-die-atg-und-das-kz-sch%C3%B6nau-gespr%C3%A4ch-mit-mirko-koch/ (Podcast der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, #2 Die ATG und das KZ Schönau - Gespräch mit Mirko Koch, 2021)
"Alter Gasthof" ("Alter Gasthof Paunsdorf")
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Niederlande (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Frauen)
Lage: Riesaer Straße 35
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
1942 pachtete die HASAG den "Alten Gasthof Paunsdorf" zur Unterbringung von Zwangsarbeiter:innen und als Krankenstation sowie „Betriebsentbindungsrevier“. Kroatische, polnische und sowjetische HASAG-Zwangsarbeiterinnen brachten ihre Kinder dort zur Welt. Als Hebamme war eine „Ostarbeiterin“ tätig.
Auch sowjetische Landarbeiterinnen, die auf Bauernhöfen in Miltitz im Arbeitseinsatz waren, gebaren dort Kinder, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der „Alte Gasthof Paunsdorf“ auch über die HASAG hinaus in Leipzig die Funktion einer Entbindungsstation für Zwangsarbeiterinnen hatte.
Das Gebäude des Gasthofs existiert nicht mehr.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Alter Gasthof Lindenthal („Tschechenlager“)
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 1 (heute Lindenthaler Hauptstraße)
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Im Gasthof Lindenthal waren vermutlich Tschechen untergebracht.
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Alter Gasthof Mockau
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Stralsunder Straße 3
Träger: Erla Maschinenwerke GmbH, Werk II
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden. 1938 ging die Firma zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Der Alte Gasthof in Mockau wurde ab Mai 1941 von den Erla-Werken als Unterkunft für belgische Zwangsarbeiter genutzt. Die Unterkunft wurde am 7. Juli 1944 aufgelöst. Die dort untergebrachten Zwangsarbeiter:innen mussten im Erla-Werk II auf dem Flughafen Mockau arbeiten. Dort montierten sie in zwei Montagehallen die in den anderen Erla-Werken hergestellten Flugzeugteile.
Das Gebäude existiert nicht mehr.
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"Am Entenweiher" (Gartenkantine Prießnitzbad)
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Niederlande (Männer), Slowakei (Männer), Belgien (Männer), Jugoslawien (Serbien, Männer), Bulgarien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Rumänien (Männer)
Lage: Prießnitzstraße
Träger: Rud. Sack, Bodenbearbeitungsgeräte
Informationen: Die 1863 gegründete Landmaschinenfabrik Rudolph Sack KG produzierte Ackerbaugeräte wie Pflüge und Drillmaschinen, stellte aber in den 1930er Jahren zunehmend auf Rüstungsproduktion um. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem Gespanne, Maschinengewehr-Wagen, Kabeltrommeln, Grabenpflüge und Hülsen für Bomben und Granaten hergestellt.
Ab 1941 beschäftigte die Firma ausländische zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene und errichtete mindestens 13 Lager zu deren Unterbringung. 1943 waren 1.700 deutsche und 1.200 ausländische Arbeitskräfte in den Werken tätig. Die Zahl der Zwangsarbeiter:innen erhöhte sich bis zum Kriegsende auf über 3.000.
Im Vereinshaus des Gartenvereins „Prießnitzbad“ wurde im April 1941 eine Unterkunft für bis zu 75 ausländische Zwangsarbeiter:innen eingerichtet. Bis März 1943 waren dort Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich, Serbien, Polen, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und der Ukraine untergebracht, die dann in die Lager "Kalter Brunnen" und "Mangold“ verlegt wurden. Stattdessen zogen 75 Holländer aus dem Lager „Mangold“ in das Lager „Am Entenweiher“ um. Sie konnten bis Herbst 1944 im Lager Pakete von Verwandten empfangen, die oft Essen enthielten. Sie konnten im Lager auch selbst kochen. Die Zwangsarbeiter arbeiteten auf dem Werksgelände der Rud. Sack KG auf dem „Jahrtausendfeld“ an der Karl-Heine-Straße 78-90. In 12-Stunden-Schichten produzierten sie dort Landmaschinen und Rüstungsgüter.
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"Am Fritz"
Nationalität/ Herkunft: Polen (unbekannt)
Lage: Friedrich-List-Straße 5 (heute Dohnanyistraße)
Träger: A. Hogenforst, Maschinenfabrik
Informationen: Auf dem Betriebsgelände der Maschinenfabrik A. Hogenforst waren polnische und andere Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Die Firma produzierte Maschinen für die Buchdruck-Industrie und war vermutlich ein Zuliefererbetrieb für die Rüstungsindustrie.
"Amstel" ("Holländer-Männerlager")
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen), Niederlande (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Jugoslawien (Kroatien, Männer)
Lage: Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße)
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
Das „Holländer-Männerlager Amstel“ befand sich in einem dreistöckigen Steingebäude direkt an der Hugo-Schneider-Straße und den Bahngleisen. 1939 hatte die HASAG ein neues, größeres Verwaltungsgebäude an der Ecke Torgauer- / Permoserstraße bezogen. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude war vorher wahrscheinlich auch das Ausbildungszentrum der HASAG untergebracht. Im Haus wohnten niederländische und kroatische Männer sowie kroatische und sowjetische Frauen.
Die meisten niederländischen Zwangsarbeiter der HASAG waren im Lager „Amstel“ im 1. Stock untergebracht. Das Lager bestand aus zwei Schlafsälen für insgesamt mehr als 250 Personen. Da in Schichten geschlafen und gearbeitet wurde, waren hier möglicherweise mehr als 500 Menschen einquartiert. Im 2. Stock waren die Kroat:innen untergebracht sowie eine Erste-Hilfe-Station.
Am 24. April 1945 wurde das Lager „Amstel“ aufgelöst und die Bewohner in die Kaserne nach Schönau gebracht, wo ein DP-Camp eingerichtet wurde.
Das Gebäude existiert nicht mehr.
Biografien
Egbert Jan Beumkes
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Arbeitserziehungslager "Alpenrose"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Niederlande (Männer)
Lage: Peres
Träger: Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) / Braunkohlen-Benzin-AG (BRABAG)
Informationen: Am Ortsrand von Peres wurde ab Oktober 1944 ein Arbeitserziehungslager (AEL) der Gestapo errichtet. Die AEL waren Straflager für ausländische Zwangsarbeiter:innen, die arbeitsvertragsbrüchig oder anderweitig auffällig geworden waren. Das AEL “Alpenrose” bestand aus drei Wohnbaracken und einer Krankenbaracke. Ende 1944 wurden die meisten Häftlinge des AEL “Höhensonne” hierher verlegt, vor allem Niederländer. Die Bedingungen waren KZ-ähnlich, und die Gefangenen mussten schwere körperliche Zwangsarbeit im Werk Böhlen leisten (Trümmerbeseitigung, Verlegen von Gleisen, Bauarbeiten). Vermutlich befand sich das KZ Böhlen direkt neben dem AEL “Alpenrose”.
Nach Kriegsende wurden die Baracken als Umsiedlerlager genutzt, und bis 1983 war die Waldschule Peres dort ansässig.
Der Ort Peres wurde ab 1971 durch den Tagebau Peres devastiert und existiert heute nicht mehr.
Verknüpfte Orte
Braunkohlen-Industrie-Komplex Böhlen-Espenhain
Arbeitserziehungslager "Höhensonne"
KZ-Außenlager Böhlen
Quellen/ Literatur
Heimatverein Lippendorf-Kieritzsch und Umgebung e.V. / Detlef Bergholtz / Andrea Reichel / Cornelius H. M. Bart: "Höhensonne und Alpenrose. Die Arbeitserziehungslager Lippendorf und Peres in der Zeit des 2. Weltkriegs und der Leidensweg niederländischer Zwangsarbeiter", 2012.
Arbeitserziehungslager "Höhensonne"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), unbekannt, Niederlande (Männer)
Lage: Halde Lippendorf
Träger: Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) / Braunkohlen-Benzin-AG (BRABAG)
Informationen: Auf der Hochhalde Lippendorf, die durch Aufschüttung von Abraum aus dem Tagebau Böhlen entstand, richtete die Gestapo im Juli 1944 das Arbeitserziehungslager “Höhensonne” (umgangssprachlich auch “Die Kippe”) ein. Die AEL waren Straflager für ausländische Zwangsarbeiter:innen, die arbeitsvertragsbrüchig oder anderweitig auffällig geworden waren. In das AEL “Höhensonne” wurden etwa 300 Niederländer eingewiesen, die im April 1944 bei einer Razzia in der niederländischen Kleinstadt Beverwijk verhaftet worden waren. Dies war eine Vergeltungsaktion, nachdem eine niederländische Widerstandsgruppe in Beverwijk drei Nationalsozialisten erschossen hatte.
Insgesamt lebten etwa 900 Menschen im Lager, vor allem Polen und Niederländer. Die Unterbringung erfolgte in kleinen Rundhütten aus Hartfaserplatten, etwa 5 Meter im Durchmesser, für je 20-30 Personen. Das Lager war von Stacheldraht umgeben. Essen gab es nur abends. Da kein Wasseranschluss vorhanden war, mussten die Häftlinge das Wasser in Kübeln in das Lager tragen. Die Bedingungen waren KZ-ähnlich, und die Gefangenen mussten schwere körperliche Zwangsarbeit im Werk Böhlen leisten (Trümmerbeseitigung, Verlegen von Gleisen, Bauarbeiten).
Ende 1944 wurden die meisten Häftlinge des AEL “Höhensonne” in das AEL “Alpenrose” verlegt, das aus beheizbaren Baracken bestand. Das AEL "Höhensonne" wurde bis Januar 1945 genutzt.
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Arbeitserziehungslager "Alpenrose"
Braunkohlen-Industrie-Komplex Böhlen-Espenhain
KZ-Außenlager Böhlen
Quellen/ Literatur
Heimatverein Lippendorf-Kieritzsch und Umgebung e.V. / Detlef Bergholtz / Andrea Reichel / Cornelius H. M. Bart: "Höhensonne und Alpenrose. Die Arbeitserziehungslager Lippendorf und Peres in der Zeit des 2. Weltkriegs und der Leidensweg niederländischer Zwangsarbeiter", 2012.
Arbeitserziehungslager Spergau
Lage: Spergau
Informationen: 1939 errichteten die IG Farben in Leuna nahe dem Werk ein Lager mit 22 Baracken und 1.300 Betten als Ausbildungslager für neue Mitarbeiter:innen. In den Folgejahren wurde das Lager mehrmals erweitert.
Ab 1941 waren ausländische Zwangsarbeiter:innen im Lager einquartiert, vor allem aus den Niederlanden, Belgien, dem Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien), der Slowakei, der Sowjetunion, Frankreich und Kroatien. In einem separat eingezäunten Bereich wohnten mehr als 700 Kriegsgefangene. 1942 wurde ein weiterer Lagerbereich als „Ostarbeiterlager“ abgetrennt. Die Zwangsarbeiter:innen mussten auf dem Gelände der Leuna-Werke arbeiten, unter anderem im Kraftwerk, in der Kohleförderungsanlage und in der Bauabteilung.
Da es wiederholt zu Regelverstößen und Fluchten von Zwangsarbeiter_innen kam, machten die Leuna-Werke der Gestapo 1942 den Vorschlag, in Spergau ein großes „Arbeitserziehungslager“ (siehe Glossar) für Mitteldeutschland einzurichten. Die Haftdauer sollte maximal acht Wochen betragen, und die Häftlinge sollten Zwangsarbeit in den Leuna-Werken verrichten. Im August 1942 wurde aus dem „Gemeinschaftslager Spergau“ schließlich das „Arbeitserziehungslager Spergau“. Viele der Häftlinge waren vorher als zivile Zwangsarbeiter:innen im Großraum Halle / Leipzig im Einsatz gewesen. Die Gestapo Leipzig wies ausländische Arbeitskräfte bei "vertragsbrüchigem Verhalten" wie Sabotage, Fluchtversuchen oder „Arbeitsbummelei“ unter anderem nach Spergau ein.
In den Jahren 1942/43 waren durchschnittlich knapp 11.000 Zwangsarbeiter_innen als Häftlinge im AEL Spergau interniert. Auf Fluchtversuche stand die Todesstrafe – nachweislich wurden 26 Häftlinge an der Wand einer Scheune im südlichen Lagerteil erschossen. 181 Häftlinge starben bei Luftangriffen oder aufgrund der Bedingungen im Lager.
Ab 1944 wurden die Häftlinge auch außerhalb Leunas zur Arbeit eingesetzt, unter anderem in den BUNA-Werken in Schhkopau oder den Siebel-Flugzeugwerken in Halle sowie bei Enttrümmerungsarbeiten in der Umgebung.
Am 29.7.1944 wurde das Lager bei einem Luftangriff vollständig zerstört. Die Häftlinge wurden zunächst nach Schkopau und im Herbst 1944 in das neu errichtete AEL Zöschen verlegt.
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Quellen/ Literatur
Ralf Schade, „Das Lager Spergau 1939-1944“, in: Jahrbuch 2017 des Heimat- und Geschichtsvereins Zöschen e.V. mit dem Schwerpunkt „Arbeits- und Erziehungslager im Dritten Reich“.
Arbeitserziehungslager Zöschen
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Jugoslawien (Männer), Niederlande (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Zöschen
Häftlinge aller Nationalitäten, vor allem „Ostarbeiter“, Italiener, Franzosen, Belgier, Niederländer, Polen, Tschechen, Jugoslawen, u.a.
Informationen: Nachdem das Arbeitserziehungslager Spergau Ende Juli 1944 bei einem Luftangriff vollständig zerstört wurde, plante die Gestapo ein neues Internierungslager in Zöschen. Die Häftlinge waren in der Zwischenzeit in einem Lager in Schkopau einquartiert.
Im August 1944 begannen auf einem Feld in Zöschen die Bauarbeiten, die von den AEL-Häftlingen selbst ausgeführt wurden. Im September erfolgte die erste Belegung mit niederländischen
Zwangsarbeitern. Die Unterkünfte waren zunächst provisorische Rundhütten aus Hartfaserplatten mit etwa 6 bis 7 Meter Durchmesser für bis zu 30 Personen. Betten gab es nicht, die Häftlinge schliefen auf Stroh auf dem Boden. Ihre tägliche Zwangsarbeit bestand in der Errichtung von Beton-Baracken und im weiteren Aufbau des Lagers.
Etwa 5.000 Häftlinge haben das AEL Zöschen bis Kriegsende durchlaufen, mehr als 500 von ihnen wurden durch die Leipziger Gestapo dorthin eingewiesen. Die durchschnittliche Haftdauer betrug vier Monate. Während dieser Zeit mussten die Häftlinge schwere Zwangsarbeit verrichten – beim Lageraufbau, auf Rittergütern und bei Bauern in der Umgebung, und vor allem in den nahe gelegenen Leuna-Werken, wo sie zu Transport- und Aufräumarbeiten eingesetzt wurden.
Nach Ende der Haftdauer wurden die Häftlinge zumeist an die Arbeitsämter oder an ihren alten Arbeitsplatz zurück überstellt. Die Gestapo überwies aber auch viele Häftlinge in Konzentrationslager oder Polizeigefängnisse. 517 Häftlinge starben im AEL Zöschen, 97 Häftlingen gelang die Flucht.
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Quellen/ Literatur
Artikel von Susanne Göhricke und Ralf Schade in den Jahrbüchern des Heimat- und Geschichtsvereins Zöschen e.V. (2012-2017)
Arbeitskommando Zwenkau
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Ritterstraße 10, Zwenkau
Träger: Draht- und Kabelwerk Bruno Pößnecker / Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Werk Markkleeberg-West / BRABAG / Wehrmacht
Informationen: Im sogenannten „Pößnecker-Werk“ in Zwenkau richtete die Junkers Flugzeug-und Motorenwerke AG 1944 eine Zweigstelle ein. Im ehemaligen Pferdestall und einem großen Kellerraum der früheren Brauerei fand hier die Produktion von Flugzeugteilen statt. Dazu auch mindestens 40 weibliche Häftlinge aus dem KZ Markleeberg eingesetzt, die täglich mit einem LKW und unter starker Bewachung zur Arbeit gebracht wurden.
Ein Teil des Geländes wurde außerdem von der Wehrmacht und der BRABAG zur Lagerung von Getreide, Rübenschnitzeln, Kartoffelflocken etc. verwendet. Zur Entladung, Behandlung und Lagerung waren seit 1940 polnische, französische, italienische und sowjetische Kriegsgefangene im Einsatz, unter militärischer Bewachung. Sie waren im „Gemeinschaftslager Pulgar“ untergebracht und wurden täglich zu Fuß zur Arbeit gebracht und zurückgeführt.
Die Werksanlagen des „Pößnecker-Werks“ wurden 1992 gesprengt.
Arbeitswege zur HASAG
"Ausländerbaracke"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eisenbahnstraße (genauer Standort unbekannt)
Träger: Stadtwerke Leipzig, Gaswerk
Informationen: 1937 wurden die Leipziger Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke in den “Stadtwerken” zusammengefasst. Das Unternehmen, das der Stadtverwaltung unterstellt war, versorgte die Leipziger_innen mit Strom, Licht, Gas, Wärme und Wasser. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigten die Stadtwerke zivile Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangene aus allen besetzten Ländern. Sie arbeiteten unter anderem im Kohlen-Transport, im Zentralgaswerk und bei der Müllabfuhr. Außerdem wurden sie nach Luftangriffen zu „Sofortmaßnahmen“ herangezogen, also zu Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten am Rohr- und Kabelnetz.
In der Eisenbahnstraße gab es eine "Ausländerbaracke", deren Standort nicht bekannt ist. Die dort untergebrachten Zwangsarbeiter:innen waren im Zentralgaswerk in Connewitz (Richard-Lehmann-Straße) eingesetzt.
"Ausländerbaracken"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Delitzscher Landstraße 41
Träger: Stadtkrankenhaus St. Georg
Informationen: /
Ausländerkrankenhaus "Flakkaserne Heiterblick"
Lage: Torgauer Straße (heute Amazon)
Informationen: Auf dem Gelände der Flakkaserne an der Torgauer Straße wurde nach Kriegsende ein "Ausländerkrankenhaus" eingerichtet. Hier wurden bis Herbst 1945 Displaced Persons untergebracht und behandelt, unter anderem Italiener. Heute ist der größte Teil des Geländes überbaut.
KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla", Abtnaundorf
Lage: Theklaer Straße / Heiterblickstraße
Träger: Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk III
etwa 1.800 männliche KZ-Häftlinge
Informationen: Anfang März 1943 wurde das KZ "Leipzig-Thekla" errichtet, als erstes Außenlager von Buchenwald in Leipzig. Das Lager trug den Decknamen „Emil“ und bestand aus drei Standorten:
1. An der Sandgrube (Thekla), Theklaer Straße,
2. in Abtnaundorf am Werk III (Theklaer Straße / Heiterblickstraße),
3. in Heiterblick am Werk I (Wodanstraße).
Das Konzentrationslager in Leipzig-Abtnaundorf wurde von September bis Dezember 1943 direkt auf dem Betriebsgelände des Erla-Werks III errichtet. Den Lager-Aufbau führten vor allem KZ-Häftlinge aus dem 500m nördlich gelegenen ersten Lagerstandort "Leipzig-Thekla" aus.
Ende Dezember wurden 900 männliche KZ-Häftlinge aus Buchenwald in das KZ in Abtnaundorf überstellt: überwiegend „politische“ Häftlinge aus Polen, Frankreich, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion. Die meisten Häftlingstransporte kamen an den Bahnhöfen Leipzig-Thekla und Leipzig-Schönefeld an, die sich in unmittelbarer Nähe zu den Konzentrationslagern befanden. Außerdem wurden die Häftlinge, die bis dahin im KZ-Standort an der Sandgrube inhaftiert waren, hierher verlegt.
Das Lager bestand aus fünf Holzbaracken, einem Krankenrevier und Wirtschaftsgebäuden. Es war mit Stacheldraht eingezäunt und durch ein Tor direkt mit dem Werk verbunden.
Die Lagerleitung oblag SS-Oberscharführer Karl Blumenroth und SS-Hauptscharführer Paul Götz.
1943 waren bei den Erla-Werken bereits mehr als 2.000 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. 1944 wurden weitere 1.800 Häftlinge aus Buchenwald in das Außenlager „Leipzig-Thekla“ überstellt. Im März 1945 befanden sich noch knapp 1.500 KZ-Häftlinge in den Lagern. Die KZ-Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit in der Flugzeugproduktion, sowie bei Bau- und Aufräumarbeiten außerhalb der Werksgelände eingesetzt. Im Werk III arbeiteten ausschließlich KZ-Häftlinge. Ihre Arbeit, die sie unter Aufsicht der deutschen Meister und Vorarbeiter auszuführen hatten, umfasste vor allem Tätigkeiten der Endmontage von Tragflächenteilen, Leiteinrichtungen und Fahrwerkaufhängungen. Sie mussten in Tages- und Nachtschichten je zwölf Stunden ohne Ruhetag arbeiten. Geringe Essensrationen und fehlendes Schuhwerk erschwerten die Lebensbedingungen zusätzlich. Schwer kranke und arbeitsunfähige Häftlinge wurden nach Buchenwald zurückgeschickt und durch neue Arbeitskräfte ersetzt. Mehr als 100 Menschen starben in den Lagern. Weitere kamen bei alliierten Bombardements gegen die Rüstungsbetriebe ums Leben.
Ab Februar 1945 trafen große Evakuierungstransporte von Häftlingen aus den KZ Groß-Rosen und Hessisch-Lichtenau im Lager ein. Am 13. April 1945 wurden die Lager geräumt und etwa 1.500 Häftlinge auf einen "Todesmarsch" getrieben, zu dem Tausende Männer und Frauen anderer Leipziger Konzentrationslager stießen. Der etwa 500km lange Fußmarsch quer durch Sachsen kostete viele weitere Häftlinge das Leben. Von den Tausenden, die auf diesen Marsch gingen, erlebten nur etwa 300 Menschen die Befreiung durch die Rote Armee bei Teplice (Tschechoslowakei).
Die 300 kranken und schwachen Häftlinge, die im Lager Abtnaundorf zurückgeblieben waren, wurden Opfer eines "Endphaseverbrechens", das als Massaker von Abtnaundorf in die Geschichte eingegangen ist. Dabei steckten SS-Männer am 18. April 1945 die Baracke in Brand, in der sie die Häftlinge vorher eingeschlossen hatten. Mehr als 80 Menschen wurden dabei ermordet. Wenig später trafen US-amerikanische Truppen in Abtnaundorf ein. Ihre Fotografien und Berichte über das Massaker waren wichtiger Bestandteil der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Am Massaker von Abtnaundorf waren nicht nur Mitglieder der SS beteiligt. Auch Angehörige der Leipziger Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und des Volkssturms Schönefeld gehörten zu den Tätern, ebenso wie etwa 35 Männer des Erla-Werkschutzes und Feuerwehrleute aus dem Erla-Hauptwerk. Fast alle Täter wurden bis 1947 durch US-amerikanische Behörden ermittelt und zur Fahndung ausgeschrieben. Dennoch wurden die Verfahren erst 1975 eingeleitet. Die Ermittlungen dauerten mit zeitlichen Unterbrechungen bis 1990 und wurden schließlich eingestellt. Nur der Personalleiter Walter Wendt kam 1947 vor Gericht.
1958 wurde ein Obelisk zur Erinnerung an die Opfer des Massakers errichtet. Das Mahnmal ist heute zentraler Gedenkort der Stadt Leipzig für die Opfer des Nationalsozialismus.
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KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla", Thekla
Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk III
Mahnmal Abtnaundorf
Gedenkstein für die Opfer des "Massakers von Abtnaundorf"
Gedenktafel
KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla", Heiterblick
Quellen/ Literatur
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", 2013.
Endpunkte des Terrors: Todesmärsche & Kriegsendphaseverbrechen in Abtnaundorf und Gardelegen
https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/de/zwangsarbeit-in-leipzig/mahnmal-abtnaundorf (Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, ausführliche Informationen zum KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla" und zum "Massaker von Abtnaundorf")
KZ-Außenlager Engelsdorf
Lage: Riesaer Straße, Engelsdorf
Träger: Christian Mansfeld GmbH
350 männliche KZ-Häftlinge
Informationen: Die Christian Mansfeld GmbH, die vor dem Zweiten Weltkrieg Schuh- und Sattlermaschinen hergestellt hatte, wurde später ein wichtiger Zuliefererbetrieb für die Rüstungsindustrie. Die Firma stellte auf ihrem Werksgelände in der Riesaer Straße 64 Teile für die Flugzeugproduktion her. Dazu wurden zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene eingesetzt.
Im Mai 1944 errichtete die Chr. Mansfeld GmbH außerdem ein Außenlager des KZ Buchenwald für etwa 350 männliche Häftlinge in Engelsdorf. Die Häftlinge wurden hier vermutlich angelernt für ein anderes Zweigwerk der Firma in Wansleben und nach einigen Monaten dorthin verlegt. In Wansleben wurden Teile für die Rakete V2 produziert. Das Konzentrationslager in Engelsdorf wurde im November 1944 aufgelöst.
Heute befindet sich auf dem Gelände ein Baumarkt.
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KZ-Außenlager Markkleeberg
Lage: Am Wolfswinkel, Markkleeberg
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Werk Markkleeberg-West
1.300 weibliche KZ-Häftlinge, vor allem ungarische Jüdinnen und Französinnen
Informationen: Ende 1943 übernahm die Firma Junkers die Werkhallen der Spinnerei Stöhr in Markkleeberg-West und richtete dort ein neues Produktionsgebäude ein. Der erhöhte Arbeitskräftebedarf wurde mit Zwangsarbeiter:innen gedeckt: am Equipagenweg entstand zunächst ein Barackenlager für mehr als 1.000 Arbeitskräfte. Die Holzbaracken wurden im Februar 1944 bei einem Bombenangriff zerstört.
Der Wiederaufbau erfolgte mit Steinbaracken, das Lager sollte nun für KZ-Häftlinge dienen. Das Lager wurde mit Stacheldraht eingezäunt und mit Wachtürmen versehen. Am 31. August 1944 trafen die ersten KZ-Häftlinge ein: 500 ungarische Jüdinnen, die vorher im Vernichtungslager Auschwitz gewesen waren. Nach weiteren Transporten aus Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen erreichte das KZ Markkleeberg eine Stärke von 1.300 Häftlingen. Die Frauen mussten für die Junkers AG Flugzeugtriebwerke fertigen, einige wurden auch zu Bauarbeiten eingesetzt. Im Februar 1945 wurden 250 "politische" Französinnen in das bis dahin jüdische KZ-Außenlager gebracht. Sie wurden als Sonderkommando zu schwersten körperlichen Arbeiten (u.a. Wald- und Straßenbauarbeiten) eingesetzt.
Die Lagerleitung oblag SS-Oberscharführer Alois Knittel, der wegen seiner Brutalität gefürchtet war. Ihm unterstanden 18 SS-Männer und 25 Aufseherinnen für die Bewachung der Gefangenen.
Am 13. April 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die mehr als 1.500 Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch Richtung Osten getrieben und am 9. Mai 1945 befreit.
Das ehemalige Lagergelände ist heute noch zu erkennen. 1998 wurde auf Initiative von Überlebenden eine Gedenktafel angebracht.
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Quellen/ Literatur
Zahava Szász Stessel: "Schneeblumen. Überleben im KZ Buchenwald - Außenlager Markkleeberg", 2021.
KZ-Außenlager Taucha
Lage: Freiherr-vom-Stein-Straße 3a (heute Matthias-Erzberger-Straße), Taucha
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG), Werk Taucha
1.300 weibliche KZ-Häftlinge, vor allem Jüdinnen und Sintize und Romnja; 1.000 männliche KZ-Häftlinge, vor allem Juden
Informationen: 1939 kaufte die Leipziger Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG) in Taucha Lagerhallen zur Errichtung eines Zweigwerkes. Im Mai 1940 begann die Produktion, in enger Kooperation mit dem Leipziger HASAG-Werk. In den Jahren 1941/42 wurden vor allem Kartuschenhülsen für die Firma Innocenti in Mailand, Italien produziert, mit der enge Geschäftsbeziehungen bestanden. In den folgenden Jahren wurde der Standort erweitert und die Produktion auf Granaten und Munition umgestellt.
Seit 1940 wurden im HASAG-Werk Taucha an der Graßdorfer Straße ausländische zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene eingesetzt. Für ihre Unterbringung errichtete die HASAG mehrere Barackenlager. Im Sommer 1944 begann die HASAG mit der Errichtung eines KZ-Außenlagers in der Freiherr-vom-Stein-Straße 3a (heute Matthias-Erzberger-Straße) in der Nähe des Tauchaer Bahnhofs. Das Lager war für etwa 1.000 Personen konzipiert und mit vier Wachtürmen versehen. Zur Bewachung der Häftlinge wurden 50 SS-Männer und 14 Aufseherinnen angestellt.
Am 7. September 1944 kamen die ersten Gefangenen aus dem Vernichtungslager Auschwitz und dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück an: 500 Frauen, die als „Zigeunerinnen“ diskriminiert wurden. In den folgenden Wochen trafen weitere Frauen ein, darunter "politische" Häftlinge aus Belgien, Dänemark, Griechenland, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Litauen und Polen. Im Oktober 1944 befanden sich ungefähr 1.300 weibliche KZ-Häftlinge im Lager, darunter etwa 400 Jüdinnen und 335 Sintize und Romnja.
Im Herbst 1944 wurde außerdem ein Männerlager eingerichtet. Dafür wurde eine Baracke aus dem Frauen-Lager abgetrennt und gesondert eingezäunt. Hier waren etwa 1.000 Männer untergebracht, vor allem Juden, die über Theresienstadt und Auschwitz nach Taucha gekommen waren. Die Häftlinge arbeiteten in Tag- und Nachtschichten für die HASAG im Werk Taucha, das etwa eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt lag.
Die Bedingungen im Lager waren schlecht: ungenügende Bekleidung und mangelhafte hygienische Bedingungen führten zu Krankheiten wie Typhus und Diphterie. Kranke und arbeitsunfähige Häftlinge wurden nach Auschwitz oder Ravensbrück deportiert. Als Anfang 1945 SS-Unterscharführer Martin Wagner das Lagerkommando übernahm, wurde die medizinische Versorgung etwas besser.
Am 14. April 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die Häftlinge wurden gemeinsam mit anderen KZ-Insassen aus dem Leipziger Nordosten auf einen Todesmarsch Richtung Teplice (Tschechoslowakei) geschickt. Etwa 150 kranke Häftlinge blieben im Lager zurück.
Die Baracken des Konzentrationslagers wurden nach dem Krieg als Unterkünfte für Flüchtlinge aus dem Osten genutzt. In der DDR hatte der VEB Kohlehandel auf dem ehemaligen KZ-Gelände seinen Lagerplatz. Heute erinnert nichts mehr an das KZ-Außenlager in Taucha. 1963 entstand am kleinen Schöppenteich im Tauchaer Zentrum ein Ehrenmal für Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter:innen und KZ-Häftlinge, die in Taucha eingesetzt waren.
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https://www.mixcloud.com/GfZL/podcast-4-kriegsende-im-kz-au%C3%9Fenlager-taucha-gespr%C3%A4ch-mit-anja-kruse/ (Podcast der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, #4 Kriegsende im KZ-Außenlager Taucha - Gespräch mit Anja Kruse, 2021)
Austellungsgelände der Technischen Messe, Halle 8
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Reitzenhainer Straße 168 (heute Prager Straße)
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Die meisten von ihnen mussten in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.In der Messehalle 8 waren unter anderem italienische Militärinternierte untergebracht.
Bahnhof Leutzsch
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Am Ritterschlößchen 1
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Bahnhof Thekla
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Theklaer Straße 110
Träger: Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk III
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden. 1938 ging die Firma zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Im Bahnhofsgebäude des Bahnhof Thekla brachten die Erla-Werke zivile Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden und der Ukraine unter.
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"Ballhaus Stünz" (Kriegsgefangenen-Arbeitskommando)
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Frankreich (Männer), Großbritannien (Männer)
Lage: Thielmannstraße 30 (heute Julius-Krause-Straße)
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG / Büssing NAG / Städtisches Wasserwerk
Informationen: Der Gasthof Stünz wurde 1870 erbaut und bis 1942 als Veranstaltungssaal genutzt. 1942 richteten die Junkers-Werke dort ein "Italienerlager" ein. Die Zwangsarbeiter mussten im Junkers-Werk auf der Alten Messe Flugzeugteile für die Kriegswirtschaft produzieren. 1943 stellte die Firma Büssing NAG einen Antrag für eine Behelfsunterkunft für ausländische Arbeiter im Gasthof. Die Firma montierte Panzerspähwagen und produzierte LKW und Omnibusse für die Wehrmacht. Ab 1944 nutzte das Städtische Wasserwerk das Gebäude für die Unterbringung von ca. 100 englischen Kriegsgefangenen. Außerdem waren dort französische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht.
Nach dem Krieg wurde der Gaststättenbetrieb wieder aufgenommen und Tanzveranstaltungen durchgeführt. Von 1954 bis 1991 wurde der Saal als Lagerraum genutzt. Im Jahr 2000 stürzte das Gebäude ein.
Baracke auf Firmengelände
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eichstädtstraße 9/11 (heute Untere Eichstädtstraße)
Träger: Körting Radio-Werke Oswald Ritter
Informationen: Die Firma Körting Radio-Werke Oswald Ritter war eine Tochterfirma der Körting & Mathiesen AG, die seit 1889 in Leipzig-Leutzsch ansässig war. Am Standort in Stötteritz wurden Radio-Erzeugnisse, Transformatoren und ab 1932 Rundfunkempfänger hergestellt. 1938 zählte das Unternehmen zu den marktführenden Herstellern und beschäftigte 3.000 Mitarbeiter:innen. 1940 wurde die Firma in Körting Radio-Werke Oswald Ritter umbenannt.
Auf dem Firmengelände in der Eichstädtstraße waren Zwangsarbeiter:innen in einer Baracke untergebracht.
1948 wurde der Betrieb enteignet und 1949 durch Oswald Ritter in Oberbayern neu gegründet.
Baracke "Berneck"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Männer)
Lage: Heinrich-Kretschmann-Straße 35, Borsdorf
Träger: unbekannt
Informationen: Die Baracke befand sich am Ende der Heinrich-Kretschmann-Straße in Borsdorf. "Berneck" bezeichnet den Grundstückseigentümer, nicht den Arbeitseinsatzträger. Nach Kriegsende wurden in der Baracke etwa 40 Personen untergebracht, darunter ehemalige „Ostarbeiter“ sowie ehemalige italienische Militärinternierte und Zivilarbeiter.
Baracke
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Portitzer Straße, Taucha (genauer Standort unklar)
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke
Informationen: Die Mitteldeutschen Motorenwerke wurden 1935 als Tochtergesellschaft der Auto-Union AG Chemnitz gegründet und produzierten Motoren für Kampfflugzeuge, vor allem für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Werk fast 10.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, unter ihnen bis zu 4.000 Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in mindestens 14 Lagern in Taucha und der Umgebung des Werks untergebracht. In der Portitzer Straße in Taucha waren Zwangsarbeiter:innen in einer Baracke untergebracht, die nicht genau lokalisiert werden kann.
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Baracke
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Am Heiligen Holz, Espenhain
Träger: Aluminiumhütte Paul Grünefeld
Informationen: “Am Heiligen Holz” zwischen Thierbach und Espenhain stand eine Baracke, in der mindestens 24 “Ostarbeiter” und Franzosen untergebracht waren. Sie mussten in der Aluminiumhütte von Paul Grünefeld in Lippendorf arbeiten. 21 Bewohner kamen bei einem Luftangriff ums Leben.
Barackenlager am Südfriedhof
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Niederlande (Frauen)
Lage: Connewitzer Straße 13, auf dem VfB-Sportplatz
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Friedhofsamt
Informationen: Auf dem ehemaligen VfB-Sportplatz befand sich das städtische Kriegsgefangenenlager L 39 für sowjetische Kriegsgefangene, die für das Friedhofsamt arbeiten mussten. Ende Mai 1945 wurden holländische Displaced Persons dorthin verlegt, die während des Krieges als Zwangsarbeiter:innen in Leipzig eingesetzt worden waren. Sie wurden von dort in die Niederlande zurückgeschickt.
Barackenlager auf Betriebsgelände
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Am Pfarrfelde 2
Träger: Büssing NAG Berlin, Vereinigte Nutzkraftwagen AG
Informationen: Die Firma Büssing produzierte in Leipzig-Wahren Lastkraftwagen, Omnibusse und Sattelschlepper für die Wehrmacht. Die Firma unterhielt mehrere Zwangsarbeitslager, unter anderem Am Pfarrfelde 2. Gegenüber des Werksgeländes wurden hier 1942 zwei Baracken zur Unterbringung von Kriegsgefangenen errichtet. Im Lager waren Kriegsgefangene aus Italien, Frankreich und der Sowjetunion untergebracht.
Barackenlager auf dem Flughafen Mockau
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Dübener Landstraße 100
Träger: Leipziger Luftschiffhafen und Flugplatz AG (LEFAG) / ATG, Werk III
Informationen: Auf dem 1913 errichteten Flughafen Mockau waren im Zweiten Weltkrieg mehrere Luftrüstungsfirmen ansässig. Hier fand die Endmontage der Flugzeuge, das Einfliegen und das Einstellen der Bordwaffen statt. Auf dem Flughafen waren auch Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Während 1941-43 Kriegsgefangene im Bau der neuen Landebahn eingesetzt waren, arbeiteten viele zivile Zwangsarbeiter:innen in den ansässigen Rüstungsfabriken.
Wo sich das Lager der LEFAG und der Allgemeinen Transportanlagen GmbH (ATG) genau befand und wieviele Zwangsarbeiter:innen dort untergebracht waren, ist nicht bekannt. Am 4. Dezember 1943 wurde das Barackenlager bei einem Luftangriff teilweise zerstört. 63 ausländische Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Belgien und Frankreich, die auf dem Flughafen als "Erdarbeiter" im Einsatz waren, verloren dabei Kleidungsstücke und andere Besitztümer. Bei einem weiteren Luftangriff am 20. Februar 1944, der vor allem auf die Leipziger Luftrüstungsindustrie zielte, wurden auf dem Flughafen Mockau 23 Baracken für ausländische Zwangsarbeiter:innen beschädigt und zwei Baracken vollständig zerstört.
Nach Kriegsende wurde dort durch die US-amerikanische Militäradministration ein DP-Camp eingerichtet.
Barackenlager der Bahnmeisterei
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer)
Lage: Waisenhausstraße (heute Arno-Nitzsche-Straße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Deusche Reichsbahn, Bahnmeisterei 7
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Im Barackenlager der Bahnmeisterei 7 waren "Ostarbeiter" untergebracht.
Barackenlager "Neuer Meßplatz"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Neuer Meßplatz, Albertinerstraße (heute Capastraße)
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Tiefbauamt
Informationen: Bis Mitte der 1930er Jahre fand die Leipziger Kleinmesse (Volksfest / Rummel) auf dem Alten Meßplatz (heute Standort der Arena Leipzig) statt. Danach zog sie auf den sogenannten Neuen Meßplatz um, auf dem sie sich bis heute befindet.
Ab 1941 wurde der Neue Meßplatz zum "Ausländerlager im Kleinmessegelände" ausgebaut. Hier entstand eines der größten innerstädtischen Barackenlager Leipzigs. Angrenzend an das Kriegsgefangenenlager L 230 wurden auch Baracken für zivile Zwangsarbeiter:innen errichtet. Allein im Jahr 1944 wurden hier 26 neue Baracken aufgestellt. Der Betrieb der Kleinmesse wurde 1942 vorübergehend eingestellt.
Barackenlager Sportplatz
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Ludwig-Jahn-Straße 8, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Gemeindeverwaltung Böhlitz-Ehrenberg
Informationen: /
Barackenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Niederlande (Frauen), Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen)
Lage: Franz-Flemming-Straße 43/45
Träger: Körting & Mathiesen AG, Leuchtenfabrik
Informationen: Die Leuchtenfabrik Körting & Mathiesen in Leipzig-Leutzsch produzierte während des Zweiten Weltkrieges Scheinwerfer für die Kriegsmarine und die Luftverteidigung, aber auch Maschinenpistolen und Gewehre. 82% des Umsatzes wurden mit Rüstungsgütern erzielt. Die Belegschaft wuchs auf mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen an, darunter mindestens 800 ausländische Zwangsarbeiter:innen. Auf dem Firmengelände in der Franz-Flemming-Straße befand sich ein Barackenlager, in dem Zwangsarbeiter:innen aus Frankreich, Holland, Belgien, Polen und der Sowjetunion sowie italienische Militärinternierte untergebracht waren. Eine Aufseherin sagte nach Kriegsende in einem Gerichtsverfahren aus, dass die Holländer, Belgier und Franzosen teilweise mit ihren Frauen zusammenlebten, während die sowjetischen Zwangsarbeiter:innen deutlich schlechter behandelt wurden.
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Barackenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Tröndlinring (genauer Standort unbekannt)
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Hochbauamt
Informationen: 1944 wurden durch das Hochbauamt der Stadtverwaltung Leipzig am Tröndlinring zwei Baracken für Zwangsarbeiter:innen aufgestellt. Diese arbeiteten vermutlich für die Stadtverwaltung. Der genaue Standort des Lagers kann nicht lokalisiert werden.
Barackenlager
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Ziegelstraße, Markranstädt (genauer Standort unbekannt)
Träger: Paul Trommer, Holzbearbeitungsmaschinenfabrik
Informationen: 1930 wurde die Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Paul Trommer in Markranstädt gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier französische Zwangsarbeiter im Einsatz, die in einem Barackenlager in der Ziegelstraße untergebracht waren.
1948 ging die Firma im VEB Homa-Säge, Maschinen- und Sägenfabrik, Markranstädt auf.
Barackenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Zwenkauer Straße, Kulkwitz
Träger: Landkraftwerke Leipzig AG, Kulkwitz
Informationen: Die 1910 gegründete Landkraftwerke Leipzig AG betrieb das Großkraftwerk Kulkwitz und versorgte es mit Braunkohlelieferungen. Am Ortseingang von Kulkwitz an der Zwenkauer Straße befand sich ein großes Barackenlager, in dem mindestens 500 Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus Italien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Tschechien, der Sowjetunion und der Ukraine untergebracht waren. Sie mussten schwerste Zwangsarbeit im Braunkohlenwerk Kulkwitz verrichten. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug zwischen 60 und 72 Stunden. Auch sonntags konnten die Zwangsarbeiter:innen zu Arbeiten herangezogen werden, z.B. zum Zuschütten von Bombentrichtern bei örtlichen Bauern.
Baustelle
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Prießnitzstraße 15
Träger: unbekannt
Informationen: /
Betriebs- und Gemeinschaftslager "Glückauf"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Spinnereistraße 13
Träger: Grohmann & Frosch, Eisenhochbau / Alfred Schurich, Holzbau
Informationen: Die Firma Grohmann & Frosch wurde 1888 gegründet und besaß zwei Betriebsteile: eine Verzinkerei mit Wellblechwerk in der Weißenfelser Straße 65 und ein Stahlbauwerk in der Spinnereistraße 11-17. Der Betrieb stellte Dachkonstruktionen und Werkshallen für andere Firmen sowie Wellbleche und Konstruktionen für Brücken und den Bergbau her, ab den 1930er Jahren jedoch zunehmend Rüstungsgüter: Außenhäute für U-Boote, Benzintanks, Munitionskisten, Stahlkonstruktionen für Flugzeughallen und Rüstungsbetriebe sowie das Stahlblech „Siegfried“, das Panzern Schutz vor Panzergranaten bieten sollte. Während dieser Zeit setzte die Firma an beiden Standorten zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein.
Im Lindenauer Werksteil in der Spinnereistraße waren im Dezember 1944 720 Personen beschäftigt, davon 389 Deutsche und 331 Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter.
Das Lager "Glückauf" neben dem Lindenauer Firmengelände bestand aus drei Wohnbaracken für etwa 50 französische und bis zu 140 sowjetische Kriegsgefangene. 1944 wurde eine weitere Baracke für bis zu 80 italienische Militärinternierte errichtet. Sie mussten als Niethelfer, Anstreicher, Dreher, Maschinenarbeiter, Brenner, Hilfsarbeiter, Elektroschweißer, Kranführer, Nieter oder Schmiedehelfer arbeiten.
Ein italienischer Militärinternierter erhielt einen durchschnittlichen Monatslohn von 108 Reichsmark. Von diesem Betrag wurden ihm 38 Reichsmark in Lagergeld ausgezahlt, der Rest ging an die Verwaltung des Kriegsgefangenen-Stammlagers IV G in Oschatz, dem die Kriegsgefangenen unterstanden. Sowjetische Kriegsgefangene erhielten maximal 30 Reichsmark in Lagergeld ausgezahlt, französische Kriegsgefangene bis zu 70 Reichsmark. Krankheitstage wurden vom Lohn abgezogen. Ein deutscher Arbeiter bei Grohmann & Frosch verdiente im Vergleich durchschnittlich 142 Reichsmark im Monat.
Auch die Plagwitzer Nutzholzhandlung Alfred Schurich brachte im Lager "Glückauf" Zwangsarbeiter unter.
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Betriebslager "Anger"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen), Sowjetunion (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Zweinaundorfer Straße 59
Träger: Karl Krause, Maschinenfabrik
Informationen: Die Maschinenfabrik Karl Krause wurde 1855 zur Herstellung von papierverarbeitenden Maschinen gegründet (Steindruckpressen, Buchbindereimaschinen, Kopiermaschinen). In den 1930er Jahren wurde die Produktion sukzessive auf Rüstungsgsgüter umgestellt (Granaten, Geschosse, Spezialmaschinen für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG). Ab 1943 wurden Panzer-Ersatzteile für das „Panther-Programm“ (Panzerkampfwagen V „Panther“) produziert. 1944 betrug der Anteil der Rüstungsproduktion fast 95% der Gesamtproduktion der Firma. Zu dieser Zeit hatte das Werk 1.400 Beschäftigte, darunter 426 Zwangsarbeiter:innen, vor allem aus Frankreich und der Sowjetunion. Sie waren in mindestens sieben Lagern untergebracht.
Das Betriebslager "Anger" auf dem Firmengelände in der Zweinaundorfer Straße war das größte Lager der Firma. Dort waren mindestens 380 Zwangsarbeiter:innen untergebracht, unter ihnen 123 Franzosen, 187 "Ostarbeiterinnen", 50 "Ostarbeiter" und 20 Tschechen. In diesem Lager lebte auch die sowjetische Zwangsarbeiterin Taja Tonkonog, die Teil des "Internationalen Antifaschistischen Komitees" (IAK) war, einer Widerstandsgruppe aus deutschen Kommunisten und sowjetischen Zwangsarbeiter:innen. Die Gruppe hörte sowjetische Sender und verteilte vor allem Flugblätter mit dem Ziel in Leipzig einen bewaffneten Aufstand zu organisieren. Nach ihrer Verhaftung durch die Gestapo im Mai 1944 wurde Tonkonog gemeinsam mit den anderen Zwangsarbeiter:innen (u.a. Nikolai Rumjanzew) nach Auschwitz deportiert und dort ermordert. Heute erinnert ein Gedenkstein in der Nikolai-Rumjanzew-Straße in Leipzig-Grünau an die Widerstandsgruppe.
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Betriebslager Engelsdorf
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Hauptstraße 18 (heute Engelsdorfer Straße 296)
Träger: Spritzmaschinenbau Otto Heinrich („Sprimag“)
Informationen: /
Betriebslager I ("Zivilrussenlager")
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Rumänien (Männer)
Lage: Hindenburgstraße 96 (heute Stahmelner Straße), Stahmeln
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Als "Betriebslager I" oder auch "Zivilrussenlager" wurde eine Sporthalle in der heutigen Stahmelner Straße bezeichnet. Dort waren bis zu 100 "Ostarbeiter" und Rumänen untergebracht.
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Betriebslager II
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Hindenburgstraße 96 (heute Stahmelner Straße), Stahmeln
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Angrenzend an das "Betriebslager I" ("Zivilrussenlager") wurden Zwangsarbeiter aus Litauen im "Betriebslager II" untergebracht.
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Betriebslager "Maiwiese"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Zwickauer Straße (genauer Standort unbekannt)
Träger: F. Grieß & Co. Metallwarenfabrik
Informationen: Die Metallwarenfabrik F. Grieß & Co. war in der Elisenstraße 72-76 (heute Bernhard-Göring-Straße) ansässig. Im Betriebslager "Maiwiese" in der Zwickauer Straße waren Zwangsarbeiter aus Belgien, Kroatien und Frankreich untergebracht.
Betriebslager „Reform“
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Jugoslawien (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Griechenland (Männer)
Lage: Göringstraße 35/37 (heute Heinrich-Heine-Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: H. K. Heise Maschinenbau GmbH, vormals Reform-Motoren Fabrik AG
Informationen: Die Reform Motoren-Fabrik wurde 1901 in Plagwitz gegründet und bezog 1905 ein neues Gebäude in Böhlitz-Ehrenberg. Die Firma stellte Benzin- und Gasmotoren her, während des Ersten Weltkrieges auch Rüstungsgüter. 1934 wurde die Firma verkauft und hieß fortan H. K. Heise Maschinenbau GmbH. Der neue Besitzer Heinrich Heise veranlasste die Verkleinerung des Produktionsprogramms und die Schließung der Gießerei. Während des Zweiten Weltkrieges produzierte die Firma vermutlich Sprenggranaten und anderes Rüstungsmaterial und setzte dazu auch Zwangsarbeiter:innen ein.
Die ehemalige polnische Zwangsarbeiterin Irena Z. erinnerte sich: "Die Fabrik bestand aus einem großen zweistöckigen Gebäude, umgeben von einem hohen Zaun mit einem deutschen Wachmann am Eingang. Im Hauptgebäude war vorn ein Verwaltungsbüro mit einer Treppe nach oben zu den Frauen-Schlafsälen im 1. Stock. [...] Die Schlafsäle waren spärlich eingerichtet, Reihen mit Doppelstockbetten mit Strohsäcken und einer Decke für jeden. Die Toiletten waren zwischen den Schlafsälen, und dort gab es auch lange Rinnen mit Wasserhähnen zum Waschen mit kaltem Wasser. Im Erdgeschoss waren die Duschen: ein Raum mit Betonboden und einem Rohr entlang der Decke mit Duschköpfen. [...] Der Arbeitstag begann um 6 Uhr morgens und endete zwölf Stunden später, als die Nachtschicht übernahm bis 6 Uhr zum nächsten Morgen. So ging es an sechs Tagen die Woche, die Sonntage waren frei. Wir erhielten vier sehr dünne Scheiben Brot jeden Tag am Morgen mit einer Tasse schwarzen Ersatzkaffees. Es gab eine kurze Arbeitspause am Mittag, in der wir eine Schüssel dünner Suppe erhielten. Einmal die Woche erhielten wir 100g Margarine, 250g Zucker, 250g sogenannte Marmelade und ein bisschen Schmierseife. Bald begann quälender Hunger uns zu plagen, so wie die ungebetenen Parasiten. Wir erhielten ein Paar gummierte Arbeitshosen, sehr unangenehm auf der Haut, und ein Paar Holzschuhe. Die Arbeit wechselte zwischen dem Einsatz an Maschinen und dem Sortieren und Bearbeiten der hergestellten Teile für Flugzeuge und Maschinengewehre – eine monotone Routine der Plagerei und Erniedrigung."
1948 wurde der Betrieb als VEB Dieselmotorenwerk Leipzig verstaatlicht und produzierte nun Schiffsmotoren und Kältekompressoren. 1993 wurde die Firma reprivatisiert und 1998 liquidiert. Heute sind noch verschiedene Gebäude erhalten.
Betriebslager "Stoye"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Ziegeleiweg 21, Stöhna (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: Dampfziegelwerk Stöhna GmbH
Informationen: Im Dampfziegelwerk Stöhna waren während des Zweiten Weltkrieges ukrainische und polnische Zwangsarbeiter beschäftigt. Das Dorf musste 1955 dem Braunkohlebergbau weichen und existiert heute nicht mehr.
Betriebslager "Zur Hasenheide"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Frankreich (Männer)
Lage: Industriestraße 20 (heute Gutberletstraße), Mölkau
Träger: Atlas Ago AG, Chemische Fabrik
Informationen: Die Atlas Ago AG war in der Industriestraße 18/20 (heute Gutberletstraße) in Mölkau ansässig. Die Firma produzierte Klebstoffe und Kunstleder für die Schuh-Fabrikation und setzte dafür auch Zwangsarbeiter:innen ein. Im Betriebslager "Zur Hasenheide" auf dem Werksgelände waren "Ostarbeiterinnen", Italiener und Franzosen untergebracht.
Betriebslager "Zur Mitte"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Frauen), Slowakei (Frauen), Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Jugoslawien (Serbien, Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Estland, Frauen)
Lage: Industriestraße 15 (heute Gutberletstraße), Mölkau
Träger: Rudolph Herrmann, Maschinenfabrik und Eisengießerei
Informationen: Das Familienunternehmen Rudolph Herrmann, Maschinenfabrik und Eisengießerei wurde 1864 in Leipzig-Stötteritz gegründet und zog 1915 nach Mölkau um. Die Firma produzierte Schleifmaschinen, Plandrehbänke, Kupplungen und Lager für Maschinen.
Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma mehr als 200 Zwangsarbeiter:innen, die auf dem Werksgelände untergebracht waren. Sie waren u.a. als Kranführerinnen, Schweißer:innen, (Hilfs)Schlosser:innen, Former, Gießereiarbeiter, Gussputzerinnen, Montagehelfer, Kernmacherinnen und Hilfsarbeiter:innen tätig.
Unter ihnen waren mindestens 30 Männer aus Algerien und Tunesien, die die französische Staatsangehörigkeit hatten. Zwei von ihnen kamen bei einem Luftangriff am 10. April 1945 ums Leben und sind auf dem Bergfriedhof Mölkau bestattet.
1946 wurde der Betrieb enteignet und 1948 als GUS Eisengießerei Mölkau-VEB (später VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke) verstaatlicht.
Verknüpfte Orte
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Katzbachstraße 29 (heute Haferkornstraße)
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Linkelstraße 57/59
Träger: Büssing NAG Berlin, Vereinigte Nutzkraftwagen AG
Informationen: Die Firma Büssing produzierte in Leipzig-Wahren Lastkraftwagen, Omnibusse und Sattelschlepper für die Wehrmacht. Die Firma unterhielt mehrere Zwangsarbeitslager, unter anderem direkt auf dem Werksgelände in der Linkelstraße 57/59. Das Verwaltungsgebäude der Firma ist noch erhalten.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Maniettastraße 1 (heute Rackwitzer Straße)
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Im Lokomotivschuppen der Deutschen Reichsbahn in der Maniettastraße waren Belgier untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Mockauer Straße 43
Träger: Adler-Werke, KFZ-Reparaturen
Informationen: Die Adler-Werke (heute Triumph-Adler-AG) produzierten Schreibmaschinen, Fahrräder, Automobile und andere Fahrzeuge. 1943 wurde die Firma der größte Hersteller von Schützenpanzerfahrgestellen in Europa. Die Leipziger Niederlassung in der Mockauer Straße 43 war eine Reparaturwerkstatt. Auf dem Betriebsgelände waren französische Zwangsarbeiter untergebracht.
Lager "Nordland"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Dänemark (Männer)
Lage: Möckernsche Straße 43
Träger: Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
Informationen: Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) beschäftigten ab 1942 ausländische Arbeitskräfte als Schaffner:innen, Wagenwäscher:innen, Gleisbauarbeiter oder Büro-Angestellte. Bis Kriegsende waren mehr als 800 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz, vor allem aus Dänemark, Belgien, dem Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien), der Ukraine, Kroatien und Frankreich. Sie waren in 12 Sammelunterkünften und Lagern untergebracht. Dazu kamen Kriegsgefangene, die vor allem zur Trümmerbeseitigung und Reparaturen nach Luftangriffen eingesetzt wurden. Außerdem beförderten die LVB Zwangsarbeiter:innen anderer Betriebe zu ihren Arbeitsorten und Lagern.
Im Lager „Nordland“ waren im Januar 1944 mindestens 35 Zwangsarbeiter aus Dänemark, Belgien, Frankreich und den Niederlanden untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Pittlerstraße 35
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Großbritannien (Männer)
Lage: verlängerte Saalfelder Straße (genauer Standort unbekannt)
Träger: C. Brömme, Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau
Informationen: Die Baufirma C. Brömme mit Sitz in der Birkenstraße 15 (Leipzig-Lindenau) betrieb in Leipzig zwei Zwangsarbeitslager: in der Groitzscher Straße 21 und in der verlängerten Saalfelder Straße. Die Firma setzte u.a. Kriegsgefangene zu Arbeiten im städtischen Heizkraftwerk Nord und im Elektrizitätswerk ein.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Frauen)
Lage: Wasserturmstraße (heute Breslauer Straße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Atlaswerke K. u. M. Gruhl, Maschinenfabrik
Informationen: Die Maschinenfabrik Karl und Magda Gruhl war in der Schönbachstraße 65 (Leipzig-Stötteritz) ansässig und produzierte Schuh-, Zwick- und Nähmaschinen. In der Wasserturmstraße (heute Breslauer Straße), nahe dem Betriebsgelände, waren polnische Zwangsarbeiterinnen untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Sowjetunion (Ukraine, Frauen), Dänemark (Männer)
Lage: Wurzner Straße 51
Träger: Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
Informationen: Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) beschäftigten ab 1942 ausländische Arbeitskräfte als Schaffner:innen, Wagenwäscher:innen, Gleisbauarbeiter oder Büro-Angestellte. Bis Kriegsende waren mehr als 800 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz, vor allem aus Dänemark, Belgien, dem Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien), der Ukraine, Kroatien und Frankreich. Sie waren in 12 Sammelunterkünften und Lagern untergebracht. Dazu kamen Kriegsgefangene, die vor allem zur Trümmerbeseitigung und Reparaturen nach Luftangriffen eingesetzt wurden. Außerdem beförderten die LVB Zwangsarbeiter:innen anderer Betriebe zu ihren Arbeitsorten und Lagern.
In der Wurzner Straße 51 brachten die LVB Dänen, Ukrainerinnen und Kroatinnen unter.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Bulgarien (Männer)
Lage: Zschortauer Straße 50
Träger: Leipziger Brotfabrik Pätz & Co
Informationen: Die Leipziger Brotfabrik mit Sitz in der Schönefelder Straße 6 (Leipzig-Eutritzsch) hatte Bäckerei-Filialen in allen Leipziger Stadtteilen. Sie belieferte auch größere Betriebe wie die Hugo-Schneider-AG (HASAG). Unter den mehr als 100 Beschäftigten waren auch Zwangsarbeiter:innen, die Firma betrieb mindestens vier Lager. Im Betriebslager in der Zschortauer Straße waren Bulgaren untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Güterbahnhofstraße 1, Engelsdorf
Träger: Agefko Kohlensäure-Werke GmbH
Informationen: Die Agefko Kohlensäure-Werke GmbH hatte ein Werk in Engelsdorf, in dem sie Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich und Holland zur Produktion von flüssigem Kohlenstoffdioxid einsetzte. Die Zwangsarbeiter waren auf dem Betriebsgelände untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Güterbahnhofstraße 2, Engelsdorf
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Im Betriebslager am Güterbahnhof Engelsdorf waren tschechische Zwangsarbeiter untergebracht.
Betriebslager / Gasthof "Hesse"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Hauptstraße 16 (heute Engelsdorfer Straße 290)
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. In einer Gaststätte in der Engelsdorfer Hauptstraße waren belgische und französische Zwangsarbeiter untergebracht.
Betriebslager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Frauen), Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer)
Lage: Dieskaustraße 55
Träger: Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
Informationen: Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) beschäftigten ab 1942 ausländische Arbeitskräfte als Schaffner:innen, Wagenwäscher:innen, Gleisbauarbeiter oder Büro-Angestellte. Bis Kriegsende waren mehr als 800 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz, vor allem aus Dänemark, Belgien, dem Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien), der Ukraine, Kroatien und Frankreich. Sie waren in 12 Sammelunterkünften und Lagern untergebracht. Dazu kamen Kriegsgefangene, die vor allem zur Trümmerbeseitigung und Reparaturen nach Luftangriffen eingesetzt wurden. Außerdem beförderten die LVB Zwangsarbeiter:innen anderer Betriebe zu ihren Arbeitsorten und Lagern.
Das Lager in der Dieskaustraße 55 hatte eine Kapazität für mindestens 160 Personen. Dort waren im Oktober 1944 vier Belgierinnen und 63 Belgier, 15 Franzosen sowie zwei Tschechinnen und 82 Tschechen untergebracht.
Betriebswohnlager (auch „Ausländerlager Merseburger Brücke“)
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Jugoslawien (Kroatien, Männer), Bulgarien (Männer), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Sowjetunion (Litauen, Männer), Rumänien (Männer), Sowjetunion (Lettland, Männer), Sowjetunion (Lettland, Frauen)
Lage: Merseburger Straße 158
Träger: Dromos-Werk Richard Stölzel, Werk II
Informationen: Die Firma Dromos von Richard Stölzel stellte Lastwagenanhänger und Gespannwagen her. Im Werk in der Merseburger Straße 158 waren mindestens 344 Zwangsarbeiter:innen verschiedener Nationalitäten im Einsatz. Die meisten waren im „Betriebswohnlager“ direkt auf dem Firmengelände untergebracht.
"Bordell für fremdvölkische Arbeiter"
Lage: Moritzstraße 25 / 27 (Straße existiert heute nicht mehr)
Informationen: Prostitution hat in Leipzig eine lange Geschichte – die historisch gewachsenen Rotlichtviertel befanden sich in der Innenstadt und um den Leipziger Hauptbahnhof. Gerade zu Messezeiten waren die Bordelle stark frequentiert.
Wenige Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 erschien ein Erlass des Reichsinnenministers Wilhelm Frick, in dem er die Planung und den Aufbau von Bordellen für „fremdvölkische Arbeiter“ anordnete. Sie sollten außerhalb geschlossener Ortschaften, aber in der Nähe der Zwangsarbeitslager liegen. Die Bordelle sollten nur für westeuropäische Zwangsarbeiter zugänglich sein, als Prostituierte nur „fremdvölkische“ Frauen in Frage kommen. Im März 1941 wurde in Leipzig die Einrichtung von fünf Bordellen mit 75 Sex-Zwangsarbeiterinnen geplant.
In der Leipziger Innenstadt wurden zwei etablierte Bordelle, die bis dato von Deutschen frequentiert waren, für die Zwangsarbeiter umgenutzt. In der Moritzstraße 25 und 27 („Der grüne Teufel“ und „Der graue Mops“) waren ab Oktober 1941 sechs polnische und sieben französische Sex-Zwangsarbeiterinnen tätig. Sie wohnten in den Bordellen und durften das Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen, jedoch nicht nach 19 Uhr. Im Vergleich zu anderen Zwangsarbeiter:innen erhielten sie ein relativ hohes Einkommen, hatten jedoch auch äußerst harte Lebens- und Arbeitsbedingungen: 200-400 Kunden im Monat waren die Regel, außerdem mussten sie ärztliche Behandlungen sowie Unterkunft und Verpflegung selbst bezahlen.
\Warum man diese Häuser in zentraler Lage wählte ist fraglich. Bald kam es zu Beschwerden durch die Anwohner:innen: „Der Zustrom nach den fremdvölkischen Bordellen nimmt immer größere Ausmaße an. Insbesondere zum Wochenende stehen Hunderte von Ausländern in der Moritzstraße umher. Zahlreiche Kinder aus den Nachbarhäusern sind durch diese Verhältnisse tatsächlich sittlich gefährdet.“ (Stadtarchiv Leipzig, GesA Nr. 389) Unter den Zwangsarbeitern gab es außerdem regen Schwarzhandel mit Lebensmitteln und Tabak.
1943 wurden die beiden Häuser in der Moritzstraße bei einem Luftangriff schwer beschädigt, der Bordellbetrieb lief nur noch eingeschränkt weiter.
Das Ende der Moritzstraße, in dem sich die Bordelle befanden, wurde nach dem Krieg überbaut.
Braunkohlen-Industrie-Komplex Böhlen-Espenhain
Im Leipziger Südraum um Böhlen und Espenhain befand sich in der Zeit des Nationalsozialismus ein Braunkohlen-Industrie-Komplex, der für den Rüstungsstandort Leipzig von großer Bedeutung war. In zwei Tagebauen wurde Braunkohle gefördert, die in Veredelungswerken der Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) und im Benzinhydrierwerk der Braunkohlen-Benzin-AG (BRABAG) zu Energie und Treibstoffen verarbeitet wurde. Während des Zweiten Weltkriegs waren in den Werken und Tagebauen mehrere Zehntausende Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene sowie AEL- und KZ-Häftlinge im Einsatz.
Bereits in den 1920er Jahren begann die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) mit der Braunkohleförderung im Leipziger Südraum und errichtete ein Kraftwerk in Böhlen, das der zentralen Stromversorgung Sachsens dienen sollte. Durch die Braunkohlen-Benzin-AG (BRABAG) wurde 1936 ein Hydrierwerk in Betrieb genommen, das Mineralöl-Derivate aus Braunkohle erzeugte, die das Deutsche Reich von Öl-Importen unabhängig machen sollten.
1937 wurde außerdem der Tagebau Espenhain in Betrieb genommen. Dieser versorgte das Kraftwerk Espenhain, das durch die ASW betrieben wurde.
Ab 1939 waren zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus allen von der Wehrmacht besetzten Ländern im Arbeitseinsatz in Böhlen und Espenhain. Ein verzweigtes Lagersystem entstand. BRABAG und ASW arbeiteten eng zusammen tauschten die Arbeitskräfte untereinander stetig aus. Ende 1944 waren 60% der Beschäftigten der ASW sowie etwa 40% der Beschäftigten der BRABAG Zwangsarbeiter:innen.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter:innen variierten erheblich. Teilweise wurden zivile Zwangsarbeiter als Facharbeiter angelernt, währendKriegsgefangene vor allem schwere körperliche Hilfstätigkeiten ausführen mussten. Im Tagebau kamen vor allem Kriegsgefangene zum Einsatz. Sie mussten Gleise verlegen oder Abraum verkippen und planieren. In den Werken wurden sie z.B. zum Verladen von Briketts eingesetzt. In der letzten Kriegsphase, als der Industriekomplex Ziel von alliierten Luftangriffen wurde, mussten Kriegsgefangene Trümmer beseitigen und beschädigte Werksanlagen reparieren. Die schwere Arbeit und die unzureichende Ernährung führten zu viele Fluchtversuchen.
In Böhlen und Espenhain waren außerdem viele Zwangsarbeiter:innen in der Landwirtschaft sowie in kleineren Betrieben im Einsatz.
Verknüpfte Orte
Wohnlager II-V
Wohnlager I ("Aspe")
Kriegsgefangenenlager Mölbis
Lippendorf I-III
"Lippendorf Gaswerk"
Rittergut Gaschwitz
KZ-Außenlager Böhlen
Arbeitserziehungslager "Alpenrose"
Arbeitserziehungslager "Höhensonne"
https://www.mixcloud.com/GfZL/podcast-3-zwangsarbeit-in-der-braunkohleindustrie-b%C3%B6hlen-espenhain-gespr%C3%A4ch-mit-martin-baumert/ (Podcast der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, #3 Zwangsarbeit in der Braunkohleindustrie Böhlen-Espenhain - Gespräch mit Martin Baumert, 2021)
Brausebad Connewitz ("Südbrause")
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Adolf-Hitler-Straße 154 (heute Karl-Liebknecht-Straße)
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Stadtreinigungsamt
Informationen: Das 1890 erbaute "Volksbrausebad Connewitz" diente bis 1980 als öffentliches Badehaus mit Dusch- und Wannenbädern. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier Zwangsarbeiter:innen untergebracht, die für das Stadtreinigungsamt der Stadt Leipzig arbeiten mussten. Heute befindet sich im Gebäude eine Gaststätte.
"Bulgarenlager"
Nationalität/ Herkunft: Bulgarien (Männer), Bulgarien (Frauen)
Lage: Karl-Heine-Straße 78-90 ("Jahrtausendfeld")
Träger: Rudolph Sack, Bodenbearbeitungsgeräte
Informationen: Die 1863 gegründete Landmaschinenfabrik Rud. Sack KG produzierte Ackerbaugeräte wie Pflüge und Drillmaschinen, stellte aber in den 1930er Jahren zunehmend auf Rüstungsproduktion um. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem Gespanne, Maschinengewehr-Wagen, Kabeltrommeln, Grabenpflüge und Hülsen für Bomben und Granaten hergestellt.
Ab 1941 beschäftigte die Firma ausländische zivile Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangene und errichtete mindestens 13 Lager zu deren Unterbringung. 1943 waren 1.700 deutsche und 1.200 ausländische Arbeitskräfte in den Werken tätig. Die Zahl der Zwangsarbeiter:innen erhöhte sich bis zum Kriegsende auf über 3.000.
Das "Bulgarenlager" wurde auf dem Werksgelände der Rud. Sack KG in unmittelbarer Nähe der Fabriken errichtet. Im Lager waren bis zu 90 zivile Zwangsarbeiter:innen aus Bulgarien untergebracht.
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Chr. Mansfeld GmbH
Lage: Riesaer Straße 64
Informationen: Die Chr. Mansfeld GmbH wurde von den Brüdern Mansfeld zur Herstellung von Schuh- und Sattlermaschinen gegründet. 1910 wurde das Fabrikgebäude an der Riesaer Straße gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte die Firma neben Werkzeug- und Druckereimaschinen auch Geschosse und Granaten sowie Teile für Flugzeugmotoren. Die Chr. Mansfeld GmbH war ein wichtiger Zuliefererbetrieb für die Rüstungsindustrie, inbesondere für die Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG in Rostock, die Arado Flugzeugwerke GmbH in Warnemünde und die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG.
Ab 1941 waren auch zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene im Einsatz. Im Mai 1944 errichtete die Chr. Mansfeld GmbH ein Außenlager des KZ Buchenwald für etwa 350 männliche Häftlinge in Engelsdorf, das bis November 1944 bestand.
1947 ging die Firma in der VVB Textima auf und verlagerte ihre Produktion nach Weißenfels. Die Fabrikgebäude in der Riesaer Straße wurden von Betrieben des polygraphischen Maschinenbaus nachgenutzt. 1993-1996 hatte dort die Firma Leipziger Leuchten (Rechtsnachfolgerin von Körting & Mathiesen) ihren Sitz. Das Werksgebäude ist noch erhalten.
DAF-Gemeinschaftslager auf dem "Alten Meßplatz"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Niederlande (Männer), Jugoslawien (Serbien, Männer), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen)
Lage: Hindenburgstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße)
Träger: kleinere Betriebe, u.a. Wäschereien, Baufirmen, Kohlenhandlungen / Gustav Leuchte Nachf., Lack- und Farbenfabrik Leipzig / Clemens Humann, Metallwarenfabrik/ Deutsche Reichspost / Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) / Stadtverwaltung Leipzig u.a.
Informationen: Der Leipziger Meßplatz befand sich seit 1907 auf dem Gelände nördlich der heutigen ARENA. Dort fanden regelmäßig Kleinmessen und andere Volksfeste statt. 1934 wurde die Kleinmesse an den Cottaweg verlegt, wo sie sich bis heute befindet. Seitdem wird im Volksmund zwischen "Altem Meßplatz" und "Neuem Meßplatz" unterschieden. Eines der größten Zwangsarbeitslager Leipzigs wurde Anfang 1942 auf dem "Alten Meßplatz" errichtet und von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) betrieben. Schätzungsweise lebten 3.000 bis 5.000 Menschen im Lager.
Kleinere Firmen und Handwerksbetriebe wie Wäschereien, Baufirmen oder Kohlenhandlungen brachten hier ihre Zwangsarbeiter:innen unter.
Unter anderem lebten hier Zwangsarbeiter:innen der Firma Gustav Leuchte Nachf., Lack- und Farbenfabrik Leipzig. Die Firma lieferte Anstrichstoffe und Lacke für die Rüstungsindustrie, der Firmensitz befand sich in der Lützner Straße 98-100.
10 serbische und 35 holländische Zwangsarbeiter aus dem Lager "Alter Meßplatz" mussten im Oktober 1944 für die Leipziger Verkehrsbetriebe Schäden an den Oberleitungen und Kabeln sowie in den Werkstätten Heiterblick reparieren.
Sieben Italiener arbeiteten im Fahrdienst und in der technischen Abteilung der LVB.
Die Deutsche Post brachte hier "Ostarbeiterinnen" unter, die im Postbahnhof in der Rohrteichstraße arbeiteten.
In der Metallwarenfabrik von Clemens Humann in der Wissmannstraße 29 (heute Schulze-Delitzsch-Straße) arbeiteten französische Zwangsarbeiter:innen, die auf dem "Alten Meßplatz" wohnten.
DAF-Gemeinschaftslager Gaststätte "Kaiser Friedrich"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Menckestraße 24
Träger: Franz Wendt, Bauunternehmer
Informationen: Der Bauunternehmer Franz Wendt (Firmensitz: Kickerlingsberg 18) beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene, die in drei Lagern untergebracht waren. Über die Unterkunft in der Gaststätte "Kaiser Friedrich" sind keine weiteren Informationen bekannt.
DAF-Gemeinschaftslager „Hasenheide“
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Niederlande (Frauen), Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Sowjetunion (Litauen, Männer), Sowjetunion (Litauen, Frauen)
Lage: Dietrich-Eckart-Straße 12 (heute Obere Mühlenstraße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Metallgußgesellschaft mbH / Curt Oehmisch, Modellfabrik / u.a.
Informationen: Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes untergebracht.
Das Lager "Hasenheide" wurde 1939 errichtet. Bis Mitte 1943 lag die Lagerführung, Verwaltung und Betreuung der Zwangsarbeiter:innen bei der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und ging dann auf die Metallguß Gmbh über. Ende 1943 waren in dem Lager 2.071 Menschen untergebracht - 1.595 Männer und 476 Frauen. Unter ihnen waren auch 365 italienische Militärinternierte. 1941 wurde in dem Lager ein "Bordell für fremdvölkische Arbeiter" eingerichtet.
Die meisten Zwangsarbeiter:innen aus dem Lager "Hasenheide" arbeiteten bei der Metallguß GmbH, einige auch bei anderen Firmen wie der Modellfabrik Curt Oehmisch in der Rückmarsdorfer Straße 28a. Über diese Firma sind keine weiteren Informationen bekannt.
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DAF-Gemeinschaftslager "Haus Vaterland"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Spanien (Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 30 (heute Karl-Liebknecht-Straße), Volkshaus
Träger: Erla-Maschinenwerke GmbH / Clemens Humann, Metallwarenfabrik
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden. 1938 ging die Firma zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Seit 1906 befand sich der Sitz der Leipziger Gewerkschaften im "Volkshaus". 1933 wurde es von den Nazis gestürmt und enteignet, später saß hier die Deutsche Arbeitsfront (DAF). Aus dem "Volkshaus" wurde das "Haus der Arbeit" bzw. "Haus Vaterland".
Am 13.11.1943 mieteten die Erla-Werke die Großgaststätte "Haus Vaterland" und das dazugehörige Gartengelände zur Unterbringung deutscher und ausländischer Arbeitskräfte an. Als Wohnräume wurden ein großer Billardsaal und zwei kleine Säle mit eingebauten Wascheinrichtungen gemietet. Bereits Ende 1943 wurden hier 150 dienstverpflichtete französische und belgische Zwangsarbeiter einquartiert. Das Lager war unbewacht und bestand bis 15.07.1944. In welchem der Erla-Werksstandorte die Zwangsarbeiter eingesetzt waren ist unbekannt.
Auch der Metallwarenfabrikant Clemens Humann brachte im Lager "Haus Vaterland" Zwangsarbeiter (Spanier) unter.
Das Volkshaus brannte während des Krieges aus und wurde nach Kriegsende wieder aufgebaut. Heute befindet sich dort wieder der Sitz der Leipziger Gewerkschaften sowie eine Gaststätte.
DAF-Gemeinschaftslager "Pappelallee"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Jugoslawien (Serbien, Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Dübener Landstraße 1 (Sportplatz)
Träger: Leipziger Brotfabrik Gebr. Joachim Pätz & Co. / Stadtwerke Leipzig, Heizkraftwerke Süd und Nord
Informationen: Das Zwangsarbeitslager "Pappelallee" wurde während des Zweiten Weltkriegs auf einem Sportplatz in Leipzig-Eutritzsch errichtet. Dort waren Zwangsarbeiter:innen der Leipziger Brotfabrik und der Stadtwerke Leipzig untergebracht. Der Sportplatz war bis 1938 die Traninigsstätte des jüdischen Fußballvereins Bar Kochba.
Die Leipziger Brotfabrik mit Sitz in der Schönefelder Straße 6 (Leipzig-Eutritzsch) hatte Bäckerei-Filialen in allen Leipziger Stadtteilen. Sie belieferte auch größere Betriebe wie die Hugo-Schneider-AG (HASAG). Unter den mehr als 100 Beschäftigten waren auch Zwangsarbeiter:innen, die Firma betrieb mindestens vier Lager. Über das Lager "Pappelallee" auf dem Sportplatz in der Dübener Landstraße ist wenig bekannt. Ein holländischer Zwangsarbeiter kann nachgewiesen werden, der für die Leipziger Brotfabrik arbeitete.
Im Lager waren auch Zwangsarbeiter:innen untergebracht, die für die Leipziger Stadtwerke arbeiteten. Im Herbst 1944 wohnten mindestens sechs Serben, vier Belgier, acht Franzosen, 12 "Ostarbeiter" und 21 Ukrainer im Lager. Sie mussten in den Heizkraftwerken Süd (Bornaische Straße 120) und Nord (Eutritzscher Straße 14a) arbeiten.
Nach Kriegsende wurde das Lager als DP-Camp genutzt.
DAF-Gemeinschaftslager "Schillerschlösschen"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Jugoslawien (Kroatien, Männer)
Lage: Menckestraße 43
Träger: Franz Wendt, Bauunternehmer / Karl Windeit, Pumpenfabrik / Landkraftwerke AG / Kohlenhandlung Willy Resch / Stadtwerke Leipzig, Heizkraftwerk Nord / Deutsche Arbeitsfront (DAF)
Informationen: Gegenüber des Schillerhauses befand sich während des Zweiten Weltkrieges das Gemeinschaftslager "Schillerschlösschen", das von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) betrieben und von verschiedenen Firmen genutzt wurde.
Der Bauunternehmer Franz Wendt (Firmensitz: Kickerlingsberg 18) brachte seine Zwangsarbeiter:innen in drei verschiedenen Lagern unter. Der Firmensitz der Pumpenfabrik Karl Windeit befand sich in der Hindenburgstraße 26 (heute Friedrich-Ebert-Straße). Die Kohlengroßhandlung von Willy Resch befand sich in der Papiermühlstraße am Bahnhof Stötteritz.
Die 1910 gegründete Landkraftwerke Leipzig AG betrieb das Großkraftwerk Kulkwitz und versorgte es mit Braunkohlelieferungen. In Kulkwitz bestand ein großes Barackenlager, Zwangsarbeiter:innen wurden aber auch in der Menckestraße 43 untergebracht.
Im Herbst 1944 lebten drei kroatische Zwangsarbeiter im Lager, die für die Leipziger Stadtwerke im Heizkraftwerk Nord im Einsatz waren.
Nach Kriegsende wurde das Lager als DP-Camp genutzt.
DAF-Gemeinschaftslager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Naumburger Straße 24
Träger: Deutsche Kugellagerfabrik GmbH
Informationen: Die Deutsche Kugellagerfabrik wurde 1904 in Leipzig-Plagwitz gegründet (Werk I, Naumburger Straße 21-25). 1934 wurde ein zweites Werk in Böhlitz-Ehrenberg errichtet (Werk II, Gutenbergstraße 6). Die Firma produzierte Wälzlager, vor allem für Lufthansamotoren, und während des Krieges vor allem Kugellager, Rollenlager und Nadellager für die Auto-Industrie. 1944 hatte die Fabrik 1.600 Beschäftigte, darunter mehr als 400 Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene, vor allem aus Frankreich, Italien und der Sowjetunion. Sie waren in mindestens vier Lagern untergebracht.
Über das Lager auf dem Werksgelände in der Naumburger Straße sind keine weiteren Informationen bekannt.
Nach Kriegsende bestand der Betrieb bis 1990 als VEB DKF Wälzlagerwerk Leipzig fort und wurde 1993 als Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig GmbH in Böhlitz-Ehrenberg reprivatisiert.
DAF-Gemeinschaftslager „Volkspark“, auch Lager „Wema“ oder Lager „Anton“
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), unbekannt
Lage: Antonienstraße (Volkspark)
Träger: Eberspächer GmbH, Metallfensterfabrik / Schelter & Giesecke AG, Buchdruckmaschinenfabrik
Informationen: Die Eberspächer GmbH wurde 1856 in Baden-Württemberg gegründet. Der Handwerksbetrieb stellte metallgefasste Dachverglasungen für Fabrikhallen und Bahnhöfe her, später wurde er zum Zuliefererbetrieb der Automobilindustrie.
1936 wurde in der Markranstädter Straße 2 ein Zweigwerk gegründet, in dem Verbrennungsmotoren hergestellt und vertrieben wurden. 1939 stieg die Firma in die Luftrüstung ein und produzierte Teile für Flugzeugmotoren (insbesondere Abgasanlagen). Im Sommer 1940 wurden die ersten polnischen Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, später auch "Ostarbeiter" und italienische Militärinternierte sowie Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Frankreich, Protektorat Böhmen und Mähren, Belgien, Polen, Ungarn und Kroatien. Mindestens 950 Zwangsarbeiter:innen waren für Eberspächer im Einsatz, vermutlich sogar mehr. Die Firma unterhielt mindestens fünf Lager in Leipzig.
Bereits im Februar 1941 beantragte die Firma, im Volkspark fünf Baracken für polnische Arbeitskräfte aufzustellen. Das Lager war für mehr als 200 Personen ausgelegt und wurde Ende 1941 in Holzbauweise errichtet.
1942 wurde das Lager um zwei Baracken für zivile Zwangsarbeiter:innen sowie eine Baracke für bis zu 80 sowjetische Kriegsgefangene erweitert. Das Lager hatte damit eine Belegungskapazität für 400 Personen.
Auch die in Plagwitz ansässige Firma Schelter & Giesecke brachte in diesem Lager Zwangsarbeiter:innen unter.
Ab Ende 1942 wurde das Lager für bis zu 1.360 Personen deutlich erweitert. Es bestand aus zehn Wohnbaracken, einer Krankenbaracke und mehreren Wirtschafts- und Sanitärbaracken und wurde von der Deutschen Arbeitsfront betrieben. Vermutlich brachten hier weitere kleinere Firmen und Handwerksbetriebe ihre Zwangsarbeiter:innen unter.
Dampfziegelwerk Gundorf Otto Stölzel
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 151-163 (heute Leipziger Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Kleim & Ungerer, Druckmaschinenfabrik
Informationen: Die Firma Kleim & Ungerer stellte Druckmaschinen, Schreibmaschinen und Falzmaschinen für die graphische und Buchdruckindustrie her. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Granatenhülsen produziert. Dazu wurden auch Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, die aus Frankreich, Belgien, Jugoslawien, Polen, Litauen, der Tschechoslowakei und der Ukraine kamen. Die Firma unterhielt ein Lager auf dem Werksgelände und eines im Dampfziegelwerk Gundorf. Von dort fuhren die Zwangsarbeiter:innen mit der Straßenbahn ins Werk. Ein ehemaliger litauischer Zwangsarbeiter erinnert sich, dass die Lebensbedingungen im Lager Dampfziegelwerk sehr schlecht waren. Die medizinische Versorgung war unzureichend, und die Zwangsarbeiter:innen litten Hunger. Sie schliefen in Schlafsälen mit etwa 30 Etagenbetten auf Strohsäcken. Während eines Bombenangriffs wurde das Lager zerstört.
Gedenkhain für Zwangsarbeiter:innen auf dem Ostfriedhof
Erinnerung an: ausländische Zwangsarbeiter:innen verschiedener Nationalitäten, die in Leipzig gestorben sind
Lage: Oststraße 119, Ostfriedhof
Inschrift: "AUF DIESEM GRÄBERFELD // RUHEN // 766 KRIEGSTOTE // VERSCHIEDENER NATIONEN // DIE FERNAB IHRER HEIMAT // IM 2. WELTKRIEG // GEFALLEN SIND // GEDENKET IHRER // SOWIE ALLER KRIEGSTOTEN BEIDER WELTKRIEGE"
Der Gedenkhain wurde 1997 durch die Stadt Leipzig (Amt für Stadtgrün und Gewässer, Abteilung Friedhöfe) eingerichtet.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Nikolai-Rumjanzew-Straße
Erinnerung an: Nikolai W. Rumjanzew, *30.12.1912 (Gatschina), + Sommer 1944 (KZ Auschwitz), sowjetischer Zwangsarbeiter in den Mitteldeutschen Motorenwerken (MIMO) und der Hugo Schneider AG (HASAG). Nach Flucht aus dem Zwangsarbeiterlager und Unterschlupf in der Gartenlaube der Familie Hauke in Kleinzschocher gründete Rumjanzew 1943 das "Internationale Antifaschistische Komitee" (IAK) in Leipzig mit. Das IAK bestand aus sowjetischen Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangenen und deutschen Kommunist:innen. Die Widerstandskämpfer:innen verbreiteten in den Zwangsarbeitslagern Flugblätter, mit dem Ziel, einen Aufstand zu provozieren. 1944 wurde das "Internationale Antifaschistische Komittee" aufgedeckt. Am 31.05.1944 wurde Rumjanzew verhaftet und mit weiteren sowjetischen Mitgliedern des IAK nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.
Inschrift: "Nikolai-Rumjanzew-Straße // Nikolai W. Rumjanzew: 1912-1944 (ermordet). Gründer des Internationalen Antifaschistischen Komitees"
Die Straße befindet sich nahe der ehemaligen Gartenlaube der Familie Hauke, in der Nikolai Rumjanzew unterkam. 1959 erfolgte die Benennung in Nikolai-Rumjanzew-Straße.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Denkmal
Erinnerung an: mindestens 280 aus Leipzig deportierte Sinti:zze und Rom:nja, von denen nur fünf den Völkermord überlebten, und an die mehr als 1.000 Sinti:zze und Rom:nja, die in Leipzig in Lagern als Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet wurden und dort zum Teil auch starben
Lage: Goethestraße, Schwanenteich
Inschrift des Sandsteinsockels: „Den Sinti und Roma, die Opfer // des nationalsozialistischen // Völkermordes wurden. // I rikerpaske ap i Sinti de Roma, // kei weian maredes an o // manuschengromarepen. // Stadt Leipzig 2003.“
Inschrift der Bronzetafel: „Zwischen 1933 und 1945 wurden zahlreiche // Leipziger Sinti und Roma nach Auschwitz und in // andere Vernichtungslager deportiert und ermordet. // Außerdem wurden Sinti und Roma aus Deutschland // und dem besetzten Europa als Zwangsarbeiter // in Leipziger Rüstungsbetriebe verschleppt, // viele kamen dort um.“
Errichtet 2003.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Denkmal der 53
Erinnerung an: 53 Häftlinge verschiedener Nationen, die am 12.04.1945 aus den Leipziger Polizeigefängnissen nach Leipzig-Lindenthal zum Exerzierplatz am Tannenwald gebracht und dort ermordet wurden. Unter ihnen waren nachweislich zahlreiche Zwangsarbeiter:innen, die wegen kleinerer Vergehen bei ihrer Arbeit inhaftiert worden waren.
Lage: Straße der 53, Leipzig-Lindenthal
Inschrift: die mittlere der drei Stelen trägt die Inschrift "MENSCHEN // WIR HATTEN // EUCH LIEB // SEID WACH", auf der linken und der rechten Stele sind Namen und Geburtsorte der Opfer verzeichnet; außerdem: "53 // ANTIFASCHISTEN // AUS 5 NATIONEN // KÄMPFER FÜR FRIEDEN U. RECHT // WURDEN AN DIESER STELLE // VON DEN FASCHISTEN // AM 12. APRIL 1945 // ERMORDET"
Einweihung des Denkmals 1954; 1955 und 1960 Ergänzung der Anlage; 2017-2020 Restaurierung, historische Untersuchungen, Ergänzung der Anlage um eine Informationsstele
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Denkmal in Leipzig. Ein Stadtrundgang zu politischen Denkmalen, Leipzig 2014.
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Freiheit Einheit Denkmal. Politische Denkmale in Leipzig, Leipzig 2014.
https://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/kunst-im-oeffentlichen-raum/denkmale/denkmal-der-53 (Stadt Leipzig: Denkmal der 53. Denkmal für Opfer des Nationalsozialismus - Mahnmal mit Ehrenhain für 53 Ermordete)
Diakonische "Herberge zur Heimat"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Gneisenaustraße 10
Träger: Auto-Kühler GmbH, Kühler- und Apparatebau
Informationen: 1887 eröffnete die Diakonie Leipzig die "Herberge zur Heimat" in der Gneisenaustraße. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort vermutlich belgische Zwangsarbeiter untergebracht, die für die Firma Auto-Kühler GmbH, Kühler- und Apparatebau (Delitzscher Straße 34b) arbeiten mussten. Weitere Informationen sind nicht bekannt.
Dr. Gaspary & Co. AG
Lage: Nordstraße 8, Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren.
1946 wurde die Firma enteignet und 1948 versaatlicht (VEB Standard Maschinenbau, Markranstädt).
Durchgangslager (27. Volksschule)
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Zillerstraße 9
Träger: Arbeitsamt Leipzig
Informationen: Da die Kapazitäten der Städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstraße 63 ab 1941 völlig überlastet waren, brachte das Leipziger Arbeitsamt neu ankommende ausländische Zwangsarbeiter:innen auch in der unmittelbaren Nachbarschaft unter. Ab Sommer 1942 wurde dazu auch die 27. Volksschule genutzt. Hier konnten bis zu 2.000 Zwangsarbeiter:innen provisorisch untergebracht werden.
Die Schule wurde außerdem ab Dezember 1943 als "Judensammelstelle" zur Deportation der Leipziger Jüdinnen und Juden genutzt.
Das Schulgebäude wurde bei einem Bombenangriff zerstört und existiert heute nicht mehr.
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Durchgangslager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Reitzenhainer Straße 124 (heute Prager Straße)
Träger: Arbeitsamt Leipzig
Informationen: Da die Kapazitäten der Städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstraße 63 ab 1941 völlig überlastet waren, brachte das Leipziger Arbeitsamt neu ankommende ausländische Zwangsarbeiter:innen auch in der unmittelbaren Nachbarschaft unter. Das vierstöckige Wohnhaus in der Reitzenhainer Straße 124 diente anfangs zur provisorischen Unterbringung der Zwangsarbeiter:innen. Ab August 1942 beherbergte es das neu geschaffene Krankenrevier der Städtischen Arbeitsanstalt.
Heute befindet sich auf dem Gelände das Technische Rathaus der Stadt Leipzig.
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E-Werk Nord
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eutritzscher Straße 14
Träger: Stadtwerke Leipzig
Informationen: 1895 wurde das Elektrizitätswerk Nord errichtet und in Betrieb genommen. Damit begann die öffentliche Stromversorgung in Leipzig auf Braunkohlebasis. 1937 wurden die Leipziger Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke in den Stadtwerken zusammengefasst. Das Unternehmen, das der Stadtverwaltung unterstellt war, versorgte die Leipziger:innen mit Strom, Licht, Gas, Wärme und Wasser.
Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigten die Stadtwerke zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus allen besetzten Ländern. Sie arbeiteten unter anderem im Kohlen-Transport, im Zentralgaswerk und bei der Müllabfuhr. Außerdem wurden sie nach Luftangriffen zu "Sofortmaßnahmen" herangezogen, also zu Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten am Rohr- und Kabelnetz. Im E-Werk Nord waren Zwangsarbeiter:innen untergebracht, die vermutlich auch dort im Einsatz waren.
360°-Rundgang: "Ehemaliges Werksgelände der Pittler AG"
Ehrenfriedhof Gaschwitz
Erinnerung an: sowjetische Opfer des Zweiten Weltkriegs. Nach Überlieferungen sollen hier zehn Soldaten begraben worden sein, die nach dem 2. Juli 1945 in sowjetischen Lazaretten in der Umgebung von Markkleeberg verstorben waren. Bekannt ist außerdem, dass auf dem Gaschwitzer Friedhof in den Jahren 1942/43 17 sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter:innen beerdigt wurden, die in Folge unmenschlicher Lebens- und Arbeitsbedingungen verstarben. Der Standort ihres Grabes bleibt vorerst unklar. In einem dritten Sammelgrab wurden laut Zeitzeug:innen-Berichten weitere Zwangsarbeiter:innen bestattet, die 1944 bei einem der Bombenangriffe auf die Rüstungsbetriebe in der Gegend um Markleeberg ums Leben kamen.
Lage: Markkleeberg, OT Gaschwitz, Friedhof, Hauptstraße 275
Inschrift des Gedenksteins: "RUHM UND EHRE DEN HELDEN DER SOWJETARMEE"
https://www.stsg.de/cms/dokstelle/gaschwitz (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden: Grabstätten sowjetischer Bürger in Sachsen)
Ehrenhain auf dem Friedhof Schkeuditz
Erinnerung an: sowjetsche Opfer des Zweiten Weltkriegs. Bei den Toten handelt es sich um Kriegsgefangene, die dem Arbeitskommando Schkeuditz zugeteilt und in einem nahegelegenen Lager untergebracht worden worden. Sie mussten bei der Reichsbahn Zwangsarbeit leisten. Aufgrund der unmenschlichen Bedingungen in den Lagern und bei der Arbeit kamen viele der Kriegsgefangenen infolge von Entkräftung und Krankheit dort um. Einige von ihnen waren zudem bei Fluchtversuchen erschossen worden oder starben bei Bombenangriffen, die auf Schkeuditz erfolgten.
Lage: Schkeuditz, Friedhof, Papitzer Straße 21
Auf der Pyramide sind an allen vier Seiten Gedenktafeln eingelassen, auf denen die Namen und - so bekannt - Geburts- und Sterbedaten der hier bestatteten Personen stehen. Die Grabsteine hinter der Pyramide enthalten Angaben zum Namen und Sterbedatum der dort jeweilig im Einzelgrab bestatteten Person.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
https://www.stsg.de/cms/dokstelle/schkeuditz (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden: Grabstätten sowjetischer Bürger in Sachsen)
Ehrenhain auf dem Südfriedhof
Erinnerung an: Gegner:innen des NS-Regimes und Widerstandskämpfer:innen
Lage: Friedhofsweg 3, Südfriedhof
Bronzeplastik "Aufsteigender" mit Inschrift: "DIE OPFER // DES FASCHISMUS // MAHNEN"; "ZUM TODE GEFÜHRT // UND SIEHE // WIR LEBEN"
Gedenksäule mit Inschrift: "NICHT AN UNSEREN // GRÄBERN // ZU WEINEN // SEID IHR DA // SONDERN VON // UNSEREN GRÄBERN // SOLLT IHR DEN // GLAUBEN // UND DIE // STÄRKE // FÜR // // DAS GROSSE // UND // GERECHTE // UNSERER SACHE // MIT HEIMTRAGEN // FÜR EINE BESSERE // UND SCHÖNERE // ZUKUNFT // BRIEF AUS // DER TODESZELLE // 21. AUGUST 1944" (Bei dem Zitat handelt es sich um einen Auszug aus dem Brief des zu Tode verurteilten Widerstandskämpfers Paul Gesche)
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
https://www.stsg.de/cms/dokstelle/leipzig-stoetteritz (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden: Grabstätten sowjetischer Bürger in Sachsen)
Ehrenmal und Gedenktafeln in Taucha
Erinnerung an: die Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge verschiedener Nationen, die in den Lagern in und um Taucha interniert waren und in der Kriegsproduktion und Landwirtschaft eingesetzt waren.
Lage: Taucha, Leipziger Straße/An der Parthe, Grünanlage am Schöppenteich
Inschrift Ehrenmal: "DIE // TOTEN // MAHNEN // UNS". Beidseitig dieser Inschrift stehen zwei weitere Inschrifttafeln mit Text: "DEM GEDENKEN AN // 20 SOWJETISCHE UND POLNISCHE KINDER // DIE IN FASCHISTISCHER GEFANGENSCHAFT // GEBOREN UND IN TAUCHA GESTORBEN SIND // OHNE JE IHRE HEIMAT GESEHEN ZU HABEN." und "DEM GEDENKEN AN // 68 OPFER DES FASCHISMUS AUS 9 NATIONEN // DIE IN DEN KONZENTRATIONS-; KRIEGSGE- // FANGENEN- UND ZWANGSARBEITERLAGERN // IN TAUCHA UND UMGEBUNG DEN TOD FANDEN."
Die neuen, das Ehrenmal ergänzenden Gedenktafeln informieren über Anzahl und Herkunft der Zwangsarbeiter:innen. Sie listen außerdem alle Orte von Zwangsarbeit in Taucha auf.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
"Elisabethlager"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), Belgien (Frauen), Jugoslawien (Frauen)
Lage: Elisabethalle 64 (heute Erich-Zeigner-Allee)
Träger: Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG
Informationen: Die Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. wurde 1880 durch Eduard Stöhr gegründet und befand sich ab 1893 auf dem Gelände in der heutigen Erich-Zeigner-Allee 64. Die Firma hatte Tochtergesellschaften in New York und Nebočady bei Děčín (Sudeten) und war eine der führenden Kammgarnspinnerein in Deutschland. Sie hatte die Aktienmehrheit an der Leipziger Wollkämmerei und betrieb ein Zweigwerk in Gautzsch (heute Markkleeberg-West). 1939 waren 2.000 Arbeiter:innen und Angestellte beschäftigt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion in Gautzsch stillgelegt und die Gebäude von der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG genutzt. Am Standort Elisabethallee wurden weiter Kammgarne aus Wolle und Chemiefasern produziert. Bereits im April 1940 prüfte die Firma die Möglichkeit, polnische Zwangsarbeiter:innen anzuwerben und unterzubringen. Da der Betrieb aber nicht die höchste Dringlichkeitsstufe 1 besaß, wurden vom Arbeitsamt keine Arbeitskräfte zugewiesen. Ab 1942 wurden dann jedoch mindestens 200 Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion und aus Polen eingesetzt, außerdem italienische Militärinternierte, Belgierinnen und Jugoslawinnen. Im Januar 1945 waren bei Stöhr & Co. 900 Arbeitskräfte beschäftigt, mehr als ein Viertel von ihnen waren Zwangsarbeiter:innen.
1944 wurden bei einem Luftangriff große Teile der Werksanlagen zerstört.
1946 wurde die Firma enteignet und 1948 als VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei (Mika) verstaatlicht. 1967 wurde dieser mit der Leipziger Wollgarnfabrik (ehemals Tittel & Krüger) zum VEB Buntgarnwerke Leipzig mit Sitz in der Nonnenstraße zusammengeschlossen. Heute sind einige Gebäude auf dem Werksgelände noch erhalten.
Quellen/ Literatur
Beatrix Heintze (2003): "Walter Cramer, die Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. und die sogenannte Judenfrage." Leipziger Universitätsverlag.
Robert Strötgen (1995): "Arbeit und Arbeitsbeziehungen in Leipziger Textilfabriken zwischen 1925 und 1945." Magisterarbeit.
Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk I
Lage: Wodanstraße 40
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Direktor war Arno Fickert. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Dort wurden die Rümpfe und Leitwerke gefertigt. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden.
1938 gingen die Erla-Werke zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. In den Folgejahren entstanden weitere Werke in Johanngeorgenstadt (Erzgebirge), in der Leipziger Kammgarnspinnerei, in Belgien und Polen. Insgesamt produzierte das Unternehmen an 32 Standorten. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion von Kampfflugzeugen im Deutschen Reich betrug ungefähr 11%.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Nach Kriegsende wurde die Produktion eingestellt, die Werke wurden durch die Sowjetische Militäradministration demontiert. 1949 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht. Das ehemalige Verwaltungsgebäude am Hauptwerk ist heute noch erhalten. Werks- und Lagergelände wurden abgerissen und sind nicht mehr erkennbar.
Verknüpfte Orte
DAF-Gemeinschaftslager "Haus Vaterland"
Lager "Schützenhaus"
Lager (auch "Erla-Lager")
KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla", Heiterblick
Lager "Sommerfeldweg" / "An der Sandgrube" / IX "Am Werk" / "Russenlager"
Lager II "Auf der Schafsweide"
Lager I (Gasthof "Heiterer Blick")
Gemeinschaftslager "Sanssouci"
Lehrervereinshaus
Lager "Gartenverein Teutonia"
Lager IV (Gasthof Thekla)
Lager II ("Neustädter Festsäle")
Gasthof "Goldener Löwe"
Quellen/ Literatur
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", Leipzig 2013.
Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk II
Lage: Stralsunder Straße, Flughafen Mockau
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Direktor war Arno Fickert. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Dort wurden die Rümpfe und Leitwerke gefertigt. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand.1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden.
1938 gingen die Erla-Werke zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. In den Folgejahren entstanden weitere Werke in Johanngeorgenstadt (Erzgebirge), in der Leipziger Kammgarnspinnerei, in Belgien und Polen. Insgesamt produzierte das Unternehmen an 32 Standorten. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion von Kampfflugzeugen im Deutschen Reich betrug ungefähr 11%.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Nach Kriegsende wurde die Produktion eingestellt, die Werke wurden durch die Sowjetische Militäradministration demontiert. 1949 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht.
Verknüpfte Orte
DAF-Gemeinschaftslager "Haus Vaterland"
Lager II ("Neustädter Festsäle")
Lehrervereinshaus
Gemeinschaftslager "Sanssouci"
Alter Gasthof Mockau
Turnhalle
Lager (auch "Erla-Lager")
Gasthof "Goldener Löwe"
Quellen/ Literatur
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", Leipzig 2013.
Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk III
Lage: Theklaer Straße / Heiterblickstraße.
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Direktor war Arno Fickert. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Dort wurden die Rümpfe und Leitwerke gefertigt. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden.
1938 gingen die Erla-Werke zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. In den Folgejahren entstanden weitere Werke in Johanngeorgenstadt (Erzgebirge), in der Leipziger Kammgarnspinnerei, in Belgien und Polen. Insgesamt produzierte das Unternehmen an 32 Standorten. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion von Kampfflugzeugen im Deutschen Reich betrug ungefähr 11%.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Nach Kriegsende wurde die Produktion eingestellt, die Werke wurden durch die Sowjetische Militäradministration demontiert. 1949 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht. 1958 wurde auf dem ehemaligen Werksgelände ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des Massakers von Abtnaundorf eingeweiht, das sich im angrenzenden KZ-Außenlager „Leipzig-Thekla“ ereignete.
Verknüpfte Orte
Bahnhof Thekla
Lager "An der Sandgrube"
KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla", Abtnaundorf
Gedenktafel
Quellen/ Literatur
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", Leipzig 2013.
Felsenkeller
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Karl-Heine-Straße 32
Träger: Karl Krause, Maschinenfabrik
Informationen: Der Felsenkeller in Leipzig-Plagwitz wurde 1890 als Ballsaal mit Gaststätte und Biergarten gebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er ein wichtiger Versammlungsort der Leipziger Arbeiter_innenbewegung, dort sprachen unter anderem Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Ernst Thälmann.
Während des Zweiten Weltkrieges waren im Felsenkeller auch Zwangsarbeiter_innen untergebracht. Einige von ihnen mussten für die Maschinenfabrik Karl Krause in Anger-Crottendorf arbeiten.
In der DDR war der Felsenkeller ein bedeutendes kulturelles Zentrum mit Saal und Gaststätte. Heute befindet sich dort wieder eine Veranstaltungs-Location.
Verknüpfte Orte
Fimenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Ukraine, Frauen)
Lage: Lützner Straße 171
Träger: Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG Hamburg
Informationen: Die 1922 in Hamburg gegründete Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG betrieb auch ein Werk in Leipzig-Lindenau, direkt am Karl-Heine-Kanal. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort Garne und Säcke aus Jute, Papier, Hanf hergestellt, u.a. Erntebindegarn aus Papier für Mähmaschinen und Strohpressen, Garne für Zündschnüre und Kabel sowie Säcke für die Verpackung von Lebensmitteln.
Ab Sommer 1940 beschäftigte die Firma Zwangsarbeiter:innen aus Polen, ab 1941 auch aus der Sowjetunion und Belgien. Sie arbeiteten vor allem als Näherinnen, Spinnerinnen, Weberinnen und Hilfsarbeiter. Auf dem Firmengelände wurden zwei Baracken zur Unterbringung der mindestens als 125 Zwangsarbeiter:innen errichtet.
Bei Luftangriffen im Dezember 1943 und im Februar 1944 wurden Teile des Werks und des Barackenlagers zerstört. Die Firma pachtete daraufhin eine Baracke auf dem Werksgelände der Tränkner & Würker AG im Pötschkerweg 2 und brachte einen Teil der ausländischen Arbeitskräfte bis Kriegsende dort unter.
In der DDR war auf dem Gelände der VEB Texafol ansässig, der vor allem Verpackungsmaterialien und Fäden produzierte. Heute sind noch einige leerstehende Gebäude erhalten.
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Firmengebäude
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Zschochersche Straße 48
Träger: Leipziger Chromo- und Kunstdruck-Papierfabrik
Informationen: /
Firmengelände der Leipziger Alteisen- und Metallgroßhandlung GmbH
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Zschortauer Straße 68
Träger: H. Törpsch, Eisen- und Maschinenhandlung, Schrottbetrieb
Informationen: Die Firma H. Törpsch, die ihren Sitz in der Naumburger Straße 25 in Plagwitz hatte, beteiligte sich an den städtischen Aufräum- und Enttrümmerungsarbeiten nach Luftangriffen. Dazu wurden auch Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, die auf dem Gelände der Alteisen- und Metallgroßhandlung untergebracht waren. Nach Kriegsende wurde das Lager vermutlich als DP-Camp genutzt.
Firmenlager / Kriegsgefangenenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Seifertshainer Straße 48, Holzhausen
Träger: Ziegelei Kurt Stötzner KG
Informationen: /
Firmenlager (auch "Lager Thierschmann")
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Frauen), Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Portitzer Straße 2, Taucha
Träger: Herbert Thierschmann, Rauchwaren / Chemische Fabrik Dr. F. Wilhelmi AG
Informationen: Die in Taucha ansässige Chemische Fabrik und der Leipziger Rauchwarenfärber Herbert Thierschmann brachten Zwangsarbeiter:innen aus Kroatien, Belgien, Frankreich und der Tschechoslowakei in der Portitzer Straße 2 in Taucha unter.
Firmenlager (Deutsche Druckfarbenfarbik)
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Zschortauer Straße 73/77
Träger: Erla-Maschinenwerke GmbH / Deutsche Druckfarbenfabrik Zülch & Dr. Sckerl
Informationen: Die Deutsche Druckfarbenfabrik wurde 1918 in Leipzig-Eutritzsch gegründet und stellte Farben und Lacke her. Während des Zweiten Weltkrieges waren auf dem Werksgelände litauische und andere Zwangsarbeiter untergebracht. Sie mussten in der Druckfarbenfabrik und für die Erla-Werke arbeiten. 1945 wurde das Werksgelände bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört.
Firmenlager Eythra
Nationalität/ Herkunft: Polen (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Spanien (Männer)
Lage: Zitzschener Straße 20, Eythra (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: Fritz Rentsch, Maschinenfabrik
Informationen: In der Maschinenfabrik von Fritz Rentsch, in der „Refri-Spritzapparate“ hergestellt wurden, waren während des Zweiten Weltkriegs mehr als 50 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, vor allem Franzosen und Polinnen. Im November wurde im Lager ein polnisches Kind geboren, das nur eine Woche später starb.
Eythra wurde in den 1980er Jahren durch den Tagebau Zwenkau überbaggert (heute Zwenkauer See).
Firmenlager "Hupfeld"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Ludwig-Hupfeld-Straße 16, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Hupfeld-Zimmermann AG, Pianofortefabrik
Informationen: 1926 entstand die Hupfeld-Zimmermann AG durch Zusammenschluss der Ludwig Hupfeld AG und der Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann AG. Mit Werken in Böhlitz-Ehrenberg, Dresden, Johanngeorgenstadt und Gotha und einer Produktion von 20.000 Instrumenten jährlich war die Firma der größte Piano-Hersteller in Europa. Neben Klavieren wurden auch Phonolas, mechanische Selbstspiel-Instrumente sowie Rundfunkempfänger und Schallplattenspieler gefertigt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden kaum Klaviere, dafür Rüstungsgüter hergestellt, u.a. Munitionskisten und Treibstofftanks für die Luftfahrt. Die Firma unterhielt mindestens fünf Zwangsarbeitslager, davon zwei direkt auf dem Werksgelände in Böhlitz-Ehrenberg.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Pianofortefabrik.
Firmenlager (Paketzustellamt)
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Ukraine, Frauen)
Lage: Rohrteichstraße 9 (heute Adenauerallee)
Träger: Deutsche Reichspost, Oberpostdirektion Leipzig
Informationen: Die Oberpostdirektion der Stadt Leipzig hatte während des Zweiten Weltkrieges ihren Hauptsitz in der Rohrteichstraße 2-8 (heute Adenauerallee). Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dort der Leipziger Postbahnhof errichtet und 1912 in Betrieb genommen.
Die Deutsche Reichspost betrieb in Leipzig mehr als zehn Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Im Paketzustellamt waren ukrainische Zwangsarbeiterinnen beschäftigt.
Firmenlager "Tura"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Belgien (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Hohe Straße 13
Träger: Tura-Registrierkassen C. M. Schwarz GmbH
Informationen: Die Tura-Registrierkassen GmbH produzierte Kassen-, Unterhaltungs- und Verkaufsautomaten. 1932 wurde der werkseigene Fußballverein Tura 1899 Leipzig gegründet, der im Leutzscher Stadion trainierte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden vor allem Kompasse für die Kriegswirtschaft hergestellt. Die Firma beschäftigte belgische, sowjetische und ukrainische Zwangsarbeiter, die im Werk untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Dreilindenstraße 4/6
Träger: Hanns & Römer, Maschinen für Bonbonherstellung
Informationen: In der Dreilindenstraße 4/6 war während des Zweiten Weltkrieges die Bonbonmaschinenfabrik Hanns & Römer ansässig. Auf dem Werksgelände wurden auch Zwangsarbeiter:innen untergebracht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eichstädtstraße 12/14 (heute Untere Eichstädtstraße)
Träger: Opta Radio AG
Informationen: Die Opta Radio AG stellte in Leipzig-Stötteritz Rundfunktechnik und Luftfahrtgerätetechnik für die Rüstungsindustrie her. Die Firma setzte Zwangsarbeiter_innen ein, die in drei Lagern untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Alte Salzstraße 123
Träger: Rudolph Sack, Bodenbearbeitungsgeräte
Informationen: Die 1863 gegründete Landmaschinenfabrik Rud. Sack KG produzierte Ackerbaugeräte wie Pflüge und Drillmaschinen, stellte aber in den 1930er Jahren zunehmend auf Rüstungsproduktion um. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem Gespanne, Maschinengewehr-Wagen, Kabeltrommeln, Grabenpflüge und Hülsen für Bomben und Granaten hergestellt.
Ab 1941 beschäftigte die Firma ausländische zivile Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangene und errichtete mindestens 13 Lager zu deren Unterbringung. 1943 waren 1.700 deutsche und 1.200 ausländische Arbeitskräfte in den Werken tätig. Die Zahl der Zwangsarbeiter:innen erhöhte sich bis zum Kriegsende auf über 3.000.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eythstraße 5
Träger: Konrad Höschele, Elektroschweißerei
Informationen: /
Firmenlager
Lage: Frankfurter Straße 43 (heute Jahnallee)
Träger: H. Fikentscher, Großbuchbinderei
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Franz-Flemming-Straße 15
Träger: Springer & Möller AG, Lack- und Farben-Werke
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Franz-Flemming-Straße 21
Träger: Zieh- und Walzwerk Werner Kaiser & Co.
Informationen:/
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Franz-Flemming-Straße 25
Träger: Deutsche Holzbearbeitungs-Maschinenfabrik Jacobi & Eichhorn
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Gießerstraße 7/9
Träger: Meier & Weichelt, Eisen- und Stahlwerke
Informationen: Die Firma Meier & Weichelt wurde 1874 in Leipzig zur Produktion von Graugussfabrikaten und Kleineisenwaren gegründet und gehörte schon um die Jahrhundertwende zu den größten Betrieben der Stadt. Das Werksgelände befand sich in der Weicheltstraße (heute Gerhard-Ellroth-Straße) in Großzschocher.
Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma ungefähr 1.800 ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Polen, Belgien, Italien, Frankreich, Kroatien, Tschechoslowakei, der Sowjetunion, die in mindestens neun Lagern untergebracht waren. Über das Lager in der Gießerstraße 7/9 (zwischen Aurelien- und Karl-Heine-Straße) sind keine weiteren Informationen bekannt.
Nach 1945 wurde die Firma enteignet und 1948 als GUS Leipziger Eisen- und Stahlwerke VEB verstaatlicht. Dort wurden vor allem Gusserzeugnisse zur Herstellung von Motoren für Landmaschinen hergestellt. 1966 wurde der Betrieb in VEB Gießereianlagen Leipzig (GISAG) umbenannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Klingenstraße 18
Träger: C.H. Jaeger & Co., Pumpen und Gebläsewerk
Informationen: Die 1893 gegründete Firma C. H. Jaeger entwickelte Industrie-Pumpen und Gebläse und befand sich ab 1898 in der Klingenstraße in Plagwitz. Im I. Weltkrieg lieferte die Firma Granaten und Ausrüstung für die Rüstungsindustrie und wuchs auf 200 Beschäftigte an. Ab 1933 wurde die Rüstungsproduktion wieder aufgenommen, unter anderem wurden Treib- und Brennstoffpumpen für V1- und V2-Raketen hergestellt.
Ab 1939 beschäftigte die Firma zunehmend Zwangsarbeiter aus Frankreich, Holland, Belgien, Polen und der Sowjetunion. Die bei C. H. Jaeger produzierten Giftstoffpumpen wurden unter anderem in Konzentrationslagern eingesetzt. Bei einem Bombenangriff im Februar 1944 wurden weite Teile des Werkes zerstört.
1945 wurde der Betrieb verstaatlicht, ab 1952 hieß er VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig. Die 1990 reprivatisierte Firma Pumpen- und Gebläsewerk GmbH wurde 2006 durch die Siemens Turbomachinery Equipment GmbH übernommen.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Gräfestraße 27
Träger: Carl Knauth, Baumeister
Informationen: Der Baumeister Carl Knauth, der im Straßen-, Tief- und Eisenbahnbau tätig war, setzte polnische Zwangsarbeiter ein, die auf dem Betriebsgelände in der Gräfestraße 27 untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Großbritannien (Männer)
Lage: Groitzscher Straße 21
Träger: C. Brömme, Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau
Informationen: Die Baufirma C. Brömme mit Sitz in der Birkenstraße 15 (Leipzig-Lindenau) betrieb in Leipzig zwei Zwangsarbeitslager: in der Groitzscher Straße 21 und in der verlängerten Saalfelder Straße. Die Firma setzte u.a. Kriegsgefangene zu Arbeiten im Heizkraftwerk Nord und im Elektrizitätswerk ein.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Gustav-Esche-Straße (genauer Standort unbekannt)
Träger: Märkle & Kniesche KG, Rauchwarenzurichterei und Färberei
Informationen: Die Firma Märkle & Kniesche KG war in der Pelzveredlung tätig. Neben einem Werk in Taucha gab es auch Produktionsstätten in Leipzig-Wahren, Am Alten Gasthof 2. Die Firma setzte sowohl jüdische Leipziger:innen als auch ausländische Zwangsarbeiter:innen zur Zwangsarbeit ein.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Hallische Straße (heute Georg-Schumann-Straße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Im Lager in der Hallischen Straße waren Franzosen untergebracht.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Helenenstraße 36
Träger: F. Herbert Heine, Baumeister
Informationen: Die Baufirma F. Herbert Heine hatte ihren Sitz in der Bornaischen Straße 184. In unmittelbarer Nähe wurden Zwangsarbeiter:innen untergebracht, die in der Firma beschäftigt waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen)
Lage: Jahnstraße 78 (heute Industriestraße)
Träger: Flügel & Polter KG, Gummiwarenfabriken
Informationen: Die Firma Flügel & Polter wurde 1879 zur Produktion von Gummiwaren gegründet. 1937 übernahm der Unternehmer Fritz Ries das Werk. Das Unternehmen wuchs durch die Übernahme und "Arisierung" polnischer und jüdischer Gummifabriken. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion auf kriegswichtige Güter umgestellt: anstelle von Regenmänteln wurden nun Schlauchboote, Schwimmwesten, Gummistiefel und Kondome für die Wehrmacht hergestellt. Damit gehörte das Unternehmen zur "Dringlichkeitsstufe I" für die Rüstungsproduktion.
Im November 1942 waren im Leipziger Werk mindestens 119 ausländische Arbeitskräfte, vor allem aus der Sowjetunion im Einsatz. Sie waren in verschiedenen Lagern im Leipziger Westen untergebracht. Im Firmenlager auf dem Betriebsgelände in der heutigen Industriestraße 78 waren "Ostarbeiterinnen" untergebracht.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Gummiwarenfabrik bzw. VEB ELGUWA Schaumgummiwerk.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Am Ritterschlößchen 20
Träger: Hans Sack KG, Sonderbau für Landmaschinen
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Jahnstraße 81 (heute Industriestraße)
Träger: Flügel & Polter KG, Gummiwarenfabriken
Informationen: Die Firma Flügel & Polter wurde 1879 zur Produktion von Gummiwaren gegründet. 1937 übernahm der Unternehmer Fritz Ries das Werk. Das Unternehmen wuchs durch die Übernahme und "Arisierung" polnischer und jüdischer Gummifabriken. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion auf kriegswichtige Güter umgestellt: anstelle von Regenmänteln wurden nun Schlauchboote, Schwimmwesten, Gummistiefel und Kondome für die Wehrmacht hergestellt. Damit gehörte das Unternehmen zur "Dringlichkeitsstufe I" für die Rüstungsproduktion.
Im November 1942 waren im Leipziger Werk mindestens 119 ausländische Arbeitskräfte, vor allem aus der Sowjetunion im Einsatz. Sie waren in verschiedenen Lagern im Leipziger Westen untergebracht. Im Firmenlager auf dem Betriebsgelände in der heutigen Industriestraße 81 waren Tschechen untergebracht.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Gummiwarenfabrik bzw. VEB ELGUWA Schaumgummiwerk.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Junghanßstraße 7
Träger: Edmund Becker & Co. AG, Eisen- und Leichtmetallgießerei
Informationen: 1894 wurde die Firma Edmund Becker & Co. zur Herstellung von Grauguss-Produkten gegründet. Sie war in der Junghanßstraße in Leipzig-Leutzsch ansässig. In den 1930er Jahren wurde vor allem für die Automobilindustrie produziert, Großaktionär der Firma war ab 1942 die Adam Opel AG, Rüsselsheim. 1936 wurde aus der Edmund Becker & Co. AG die Leichtmetallgießerei ausgelagert und dafür die Firma Metallguß GmbH in Böhlitz-Ehrenberg ausgegründet. Während des Zweiten Weltkriegs stellte die Edmund Becker AG unter anderem Ölwannen, Geschossmäntel und Gussteile für LKW- und Panzermotoren her. 1944 wurden 75% des Umsatzes mit Panzerwaffen erwirtschaftet.
1943 arbeiteten 880 Beschäftigte in der Firma, wobei ausländische Zwangsarbeiter:innen mehr als die Hälfte der Belegschaft stellten. Sie waren in zwei Lagern untergebracht, eines von ihnen befand sich direkt auf dem Firmengelände.
Das Werksgelände wurde für den Bau der "Leutzsch-Arkaden" abgerissen, lediglich die Fabrikanten-Villa in der Junghanßstraße 1 ist noch erhalten.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Kaiserin-Augusta-Straße (heute Richard-Lehmann-Straße)
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Vieh- und Schlachthof
Informationen: 1888 wurde der städtische Vieh- und Schlachthof in der Leipziger Südvorstadt eröffnet. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort Zwangsarbeiter:innen eingesetzt und untergebracht. In der DDR befand sich dort der Sitz des VEB Fleischkombinat Leipzig. 1991 wurde der Betrieb geschlossen. Seit den 1990er Jahren hat auf dem Areal der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) seinen Sitz.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Koburger Straße 280, Markkleeberg (genauer Standort unbekannt)
Träger: Harald Hentsch, Dampfziegelwerk
Informationen: Das Dampfziegelwerk in Zöbigker, Markkleeberg befand sich an der Koburger Straße. Während des Zweiten Weltkrieges wurden dort 23 polnische Zwangsarbeiter beschäftigt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Italien (Frauen), Sowjetunion (Männer), Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Ungarn (Männer), Ungarn (Frauen)
Lage: Lionstraße 5
Träger: Schumann & Co., Armaturen- und Apparatebau
Informationen: 1882 siedelte sich die Firma Schumann & Co. auf dem Gelände des heutigen Westwerk auf der Karl-Heine-Straße an. Die Firma stellte Armaturen und Apparate für Dampfkesselanlagen sowie Wasserstandszeiger, Sicherheitsventile, Absperrventile, Wasserhähne und andere Produkte her. In der Franz-Flemming-Straße in Leutzsch befand sich eine Eisengießerei. Im Ersten Weltkrieg wurden U-Boot-Armaturen und Granaten produziert.
Während des Zweiten Weltkrieges hatte die Firma ungefähr 700 Beschäftigte, darunter mehr als 150 Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Italien, Belgien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn. Die Produktion wurde wieder auf Armaturen für U-Boote (u.a. für Blohm & Voss und Bremer Vulkan AG) umgestellt. Die Zwangsarbeiter:innen waren in mindestens drei Lagern in Lindenau, Leutzsch und Groitzsch untergebracht.
1953 wurde der Betrieb verstaatlicht (VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig).
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Luisenstraße 22 (heute Mottelerstraße)
Träger: Nitzsche AG, Feinmechanische Werkstätten
Informationen: Die 1903 gegründete Firma Nitzsche AG (Firmensitz Eisenacher Straße 72) stellte kinematographische Apparate her und betrieb einen Filmverleih. Ab 1938 stellte die Firma auf die Produktion und den Vertrieb von feinmechanischen und optischen Geräten aller Art um. Unter anderem wurden Kompasse für U-Boote der Kriegsmarine hergestellt. Dazu wurden auch Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, die in der Luisenstraße (heute Mottelerstraße) untergebracht waren.
1946 wurde die Firma enteignet und 1948 mit anderen Firmen als VEB Medizintechnik Leipzig verstaatlicht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Lutherstraße 6
Träger: Kaiser & Reimelt, Mühlenbau
Informationen: Die Firma Kaiser & Reimelt, ein Zuliefererbetrieb der Rüstungsindustrie, hatte ihren Sitz in der Lutherstraße 6/8. Auf dem Firmengelände waren italienische Militärinternierte untergebracht, die zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Lützner Straße 112/114
Träger: Müller & Montag GmbH, Maschinenfabrik
Informationen: Die 1906 in der Lützner Straße 93/99 gegründete Maschinenfabrik Müller & Montag produzierte Fräsmaschinen zur Herstellung von Auto- und Flugzeugteilen, Waffen und Lokomotiven. In beiden Weltkriegen erhielt die Firma Rüstungsaufträge, zwischen 1939 und 1945 allerdings in geringem Umfang. Die Firma beschäftigte in dieser Zeit 42 Kriegsgefangene unbekannter Nationalität, die in einer Baracke gegenüber des Firmengebäudes untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Frankreich (Männer)
Lage: Angerstraße 25
Träger: Wittenbecher & Apitzsch, Werkzeuge und Maschinenbau
Informationen: Die 1931 gegründete Maschinenbaufirma Wittenbecher & Apitzsch beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges unter anderem französische Zwangsarbeiter.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Lützner Straße 191
Träger: Carl Wünsche, Transportanlagen
Informationen: Die Firma hatte ihren Sitz in der Brockdorff-Rantzau-Straße 23 (heute Plautstraße) und betrieb zwei Zwangsarbeitslager.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Estland, Männer)
Lage: Markranstädter Straße 37
Träger: Gebr. Wetzel, Zahnradgetriebe
Informationen: Die in der Markranstädter Straße 37 ansässige Firma Gebr. Wetzel, Zahnradgetriebe beschäftigte Zwangsarbeiter aus Estland, die auf dem Firmengelände untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Mühlstraße
Träger: Riebeck-Brauerei
Informationen: 1862 wurde die Leipziger Bierbrauerei zu Reudnitz gegründet und wenig später vom Industriellen Carl Adolf Riebeck übernommen. Die Brauerei entwickelte sich zur bedeutendsten in Sachsen und besaß moderne Anlagen. Während des Zweiten Weltkrieges waren in der Brauerei Zwangsarbeiter:innen eingesetzt und auf dem Gelände untergebracht. Durch Luftangriffe wurde ein großer Teil der Brauerei zerstört.
1946 wurde der Betrieb als VEB Riebeck-Brauerei verstaatlicht, 1959 mit anderen Brauereien zum Kombinat VEB Sachsenbräu zusammengeschlossen. Nach 1990 wurde das Unternehmen als Leipziger Brauhaus zu Reudnitz GmbH neu gegründet. Die Brauereianlagen werden von der Firma Sternburg genutzt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Niederlande (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Slowakei (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Naumburger Straße 17
Träger: Sächsische Röhrenfabrik A. Thierfelder & Co
Informationen: Die Sächsische Röhrenfabrik wurde 1889 zur Fertigung von Schornsteinen gegründet. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte sie Zwangsarbeiter:innen aus Holland, Belgien, Frankreich, Litauen, dem Protektorat Böhmen & Mähren, der Slowakei und anderen Ländern, die in verschiedenen Lagern untergebracht waren, unter anderem direkt auf dem Firmengelände. Heute hat auf dem Gelände eine Firma für Schornstein- und Abgastechnik ihren Sitz.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), unbekannt, Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Naumburger Straße 28
Träger: Peniger Maschinenfabrik Unruh & Liebig AG
Informationen: Die Maschinenfabrik Unruh & Liebig wurde 1880 zur Herstellung von Handaufzügen und Kranausrüstungen gegründet. 1899 erwarb die Geschäftsleitung Aktien der Peniger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG. Das Unternehmen firmierte seitdem als Peniger Maschinenfabrik und Eisengießerei, Abteilung Unruh & Liebig, Leipzig. Während des Zweiten Weltkrieges wurden bis zu 200 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Werk beschäftigt und auf dem Firmengelände in der Naumburger Straße untergebracht.
1946 wurde die Firma in die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Podjemnik eingegeliedert (ab 1950 Transmasch). 1954 wurde der Betrieb zum VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow, der zum Kombinat TAKRAF gehörte.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Italien (Frauen), unbekannt, Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Dänemark (Männer)
Lage: Nonnenstraße 17
Träger: Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwoll-Spinnerei AG
Informationen: 1866 wurde die Seiden- und Garnhandlung Tittel & Krüger im Leipziger Barfußgässchen gegründet, 1877 wurde mit der Herstellung von Wolle und Garnen in Plagwitz begonnen. Bis zum I. Weltkrieg entwickelte sich der Betrieb zu einem der größten Unternehmen in der Textilbranche. 1932 erfolgte der Zusammenschluss der Sächsischen Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel und Krüger, Leipzig und der Sternwoll-Spinnerei Bahrenfeld GmbH zu einer Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung "Wollgarnfabrik Tittel und Krüger und Sternwollspinnerei AG Bremen" mit Verwaltungssitz in Leipzig. 1936 beschäftigte das Werk in Leipzig 1.200 Arbeitskräfte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde vor allem für den Wehrmachtsbedarf produziert: Sockengarn und Strümpfe, Fingerhandschuhe, Pulswärmer, Kopfschützer, Isländerpullover, Schlupfjacken, Unterjacken und blauweiße Halstücher für die Marine, Unterjacken für Hochgebirgstruppen etc. Damit wurde die Wollgarnfabrik zum "kriegsentscheidenden Betrieb" und konnte beim Arbeitsamt ausländische Arbeitskräfte beantragen.
Ende 1942 waren bereits 20-25% der Arbeitskräfte ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Italien, Belgien, Dänemark und anderen Ländern. Die Belgier:innen waren in der Gaststätte "Drei Lilien" in Leipzig-Reudnitz untergebracht. Als das Gebäude Ende 1943 bei einem Luftangriff zerstört wurde, wurden sie provisorisch in Fabrikräumen in der Nonnenstraße einquartiert. Die anderen Zwangsarbeiter:innen wohnten vermutlich von vornherein auf dem Werksgelände.
Die Wollgarnfabrik musste auch Produktionsräume und Arbeitskräfte für die Rüstungsproduktion abgeben, u.a. für die Deutsche Kugellagerfabrik, die ATG und Rheinmetall-Borsig.
Nach Kriegsende wurde die Wollgarnfabrik verstaatlicht (ab 1952 VEB Leipziger Wollgarnfabrik). 1968 wurde der Betrieb mit der Mitteldeutschen Kammgarnspinnerei (Mika, vormals Kammgarnspinnerei Stöhr & Co.) zum VEB Buntgarnwerke Leipzig zusammengeschlossen. 1990 wurde der Betrieb eingestellt. Heute sind die Gebäude in der Nonnenstraße das größte deutsche Industriedenkmal der Gründerzeit.
Quellen/ Literatur
Robert Strötgen (1995), Arbeit und Arbeitsbeziehungen in Leipziger Textilfabriken zwischen 1925 und 1945. Magisterarbeit.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Ostheimstraße 36
Träger: Gebr. Sparfeld, Leder- und Segeltuchverarbeitung
Informationen: Die in Paunsdorf ansässige Firma Gebr. Sparfeld war in der Lederverarbeitung tätig und stellte Ledertreibriemen, Sportartikel und Ausrüstung für die Wehrmacht her. Während des Zweiten Weltkrieges setzte die Firma auch Zwangsarbeiter:innen ein, die in vier Lagern untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Ostmarkenweg 5 (heute Dübener Landstraße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten. Über das Lager im damaligen Ostmarkenweg sind keine weiteren Informationen bekannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Pansastraße / Ernst-Keil-Straße
Träger: Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH
Informationen: Die Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH (LWG) wurde 1936 von der Firma Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG) als Zuliefererbetrieb für die Flugzeugproduktion gegründet. Die LWG hatte ihren Sitz in der Saarländer Straße 20 und stellt unter anderem Bohr- und Feinbohrvorrichtungen, Montagewagen, Fräsvorrichtungen und Lehren her. Damit hatte sie die Dringlichkeitsstufe 1 (besonders kriegswichtig) und konnte beim Arbeitsamt ausländische Arbeitskräfte anfordern.
Die LWG beschäftigte ab 1941 ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Frankreich und Italien, später auch aus der Sowjetunion, Ukraine, Litauen, Ungarn, Protektorat Böhmen und Mähren, Belgien und der Schweiz. Zur Unterbringung errichtete die Firma mehrere Lager im Leipziger Westen, nutzte aber auch die Lager anderer Firmen vorübergehend mit.
Zum Lager in der Pansastraße liegen keine weiteren Informationen vor.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Pötschker Weg 4 (heute Pötzschker Weg)
Träger: Tränkner & Würker AG, Planen, Säcke und Zelte
Informationen: /
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer)
Lage: Reuningstraße 4-8
Träger: Thorer & Co., Rauchwarenzurichterei
Informationen: Die 1862 gegründete Firma Thorer & Co. war in den 1920er Jahren eines der führenden Unternehmen der europäischen Pelzbranche. Nach dem I. Weltkrieg wurde die Firma Tierhaarverwertung Rödiger & Quarch GmbH übernommen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hauptsächlich Rüstungsaufträge bearbeitet, im Juni 1941 wurde das Unternehmen als Rüstungsbetrieb anerkannt. Thorer & Co. beschäftigte Zwangsarbeiter:innen aus Belgien, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei, die in vier Lagern untergebracht waren.
1946 wurde das Unternehmen enteignet und firmierte in der DDR als VEB Stadtpelz bzw. VEB Edelpelz.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer)
Lage: Riesaer Straße 74
Träger: Mannesmann Rohrleitungsbau AG
Informationen: 1922 wurde in Bitterfeld die E. Otto Dietrich Rohrleitungsbau-AG gegründet, die ihren Firmensitz 1938 nach Leipzig verlegte und ab 1941 als Mannesmann Rohrleitungsbau AG firmierte. Die Firma stellte Entaschungsanlagen sowie Gas- und Wasserversorgungsleitungen her. Dazu wurden auch Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, die in verschiedenen Lagern untergebracht waren, unter anderem direkt auf dem Firmengelände.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Ungarn (Männer)
Lage: Robert-Naumann-Straße 20 (heute Abrahamstraße)
Träger: Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH
Informationen: Die Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH (LWG) wurde 1936 von der Firma Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG) als Zuliefererbetrieb für die Flugzeugproduktion gegründet. Die LWG hatte ihren Sitz in der Saarländer Straße 20 und stellt unter anderem Bohr- und Feinbohrvorrichtungen, Montagewagen, Fräsvorrichtungen und Lehren her. Damit hatte sie die Dringlichkeitsstufe 1 (besonders kriegswichtig) und konnte beim Arbeitsamt ausländische Arbeitskräfte anfordern.
Die LWG beschäftigte ab 1941 ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Frankreich und Italien, später auch aus der Sowjetunion, Ukraine, Litauen, Ungarn, Protektorat Böhmen und Mähren, Belgien und der Schweiz. Zur Unterbringung errichtete die Firma mehrere Lager im Leipziger Westen, nutzte aber auch die Lager anderer Firmen vorübergehend mit.
In der Robert-Naumann-Straße 20 (heute Abrahamstraße) wurde ab Sommer 1942 ein Lager geplant. Dort sollten zwei Baracken für 36 Frauen und 50 Männer entstehen. Im Lager waren Zwangsarbeiter:innen aus Ungarn, Belgien und Frankreich untergebracht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Saalfelder Straße 40
Träger: Rud. Sack, Bodenbearbeitungsgeräte
Informationen: Die 1863 gegründete Landmaschinenfabrik Rud. Sack KG produzierte Ackerbaugeräte wie Pflüge und Drillmaschinen, stellte aber in den 1930er Jahren zunehmend auf Rüstungsproduktion um. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem Gespanne, Maschinengewehr-Wagen, Kabeltrommeln, Grabenpflüge und Hülsen für Bomben und Granaten hergestellt.
Ab 1941 beschäftigte die Firma ausländische zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene und errichtete mindestens 13 Lager zu deren Unterbringung. 1943 waren 1.700 deutsche und 1.200 ausländische Arbeitskräfte in den Werken tätig. Die Zahl der Zwangsarbeiter:innen erhöhte sich bis zum Kriegsende auf über 3.000. Über das Lager in der Saalfelder Straße sind keine weiteren Informationen bekannt.
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"Gemeinschaftslager Saarland", auch Lager "Schönau (Sandgrube)"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer), Schweiz (Männer)
Lage: Saarländer Straße 20
Träger: Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH
Informationen: Die Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH (LWG) wurde 1936 von der Firma Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG) als Zuliefererbetrieb für die Flugzeugproduktion gegründet. Die LWG hatte ihren Sitz in der Saarländer Straße 20 und stellt unter anderem Bohr- und Feinbohrvorrichtungen, Montagewagen, Fräsvorrichtungen und Lehren her. Damit hatte sie die Dringlichkeitsstufe 1 (besonders kriegswichtig) und konnte beim Arbeitsamt ausländische Arbeitskräfte anfordern.
Die LWG beschäftigte ab 1941 ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Frankreich und Italien, später auch aus der Sowjetunion, Ukraine, Litauen, Ungarn, Protektorat Böhmen und Mähren, Belgien und der Schweiz. Zur Unterbringung errichtete die Firma mehrere Lager im Leipziger Westen, nutzte aber auch die Lager anderer Firmen vorübergehend mit.
Im „Gemeinschaftslager Saarland“, das südlich an das Werksgelände angrenzte, waren ab 1941 Franzosen und Italiener untergebracht. Der Bauplan des Lagers weist eine „Italienerbaracke“ und eine „Franzosenbaracke“ aus. 1941 waren 60 französische Zwangsarbeiter dort einquartiert, die „Italienerbaracke“ war für 64 Personen konzipiert. 1942 wurden auf dem Lagergelände fünf Holzbaracken errichtet. Dort wohnten Ukrainer, Litauer, Schweizer und Belgier. 1944 waren außerdem 70 Zwangsarbeiter in einer Fabrikationsbaracke auf dem Firmengelände vorübergehend untergebracht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Sachsenstraße 17/19
Träger: Gebr. Sparfeld, Leder- und Segeltuchverarbeitung
Informationen: Die in Paunsdorf ansässige Firma Gebr. Sparfeld war in der Lederverarbeitung tätig und stellte Ledertreibriemen, Sportartikel und Ausrüstung für die Wehrmacht her. Während des Zweiten Weltkrieges setzte die Firma auch Zwangsarbeiter:innen ein, die in vier Lagern untergebracht waren, unter anderem auf dem Firmengelände in der Sachsenstraße.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Anton-Zickmantel-Straße 28 n
Träger: Gärtnerei Fritz Heinrich
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Schlageterstraße 181/183 (heute Georg-Schwarz-Straße)
Träger: Max Jahn, Stahl- und Eisengießerei GmbH / F. Grieß & Co., Metallwarenfabrik
Informationen: Auf dem Betriebsgelände der Stahl- und Eisengießerei von Max Jahn in Leipzig-Leutzsch waren Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Sie mussten sowohl bei Max Jahn, als auch in der Metallwarenfabrik F. Grieß & Co. in der Elisenstraße 72/74 (heute Bernhard-Göring-Straße) arbeiten.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Thüringer Straße 1/3
Träger: Vasenol-Werke Dr. Arthur Köpp KG
Informationen: Die Vasenol-Werke wurden 1903 durch Kommerzienrat Dr. Arthur Köpp in Leipzig-Lindenau gegründet. Der Firmensitz befand sich in der Hillerstraße 4, Produktionsstätten u.a. in der Thüringer Straße und der Wittenberger Straße. Die Firma stellte Seife, Körper-, Wund- und Fußpuder, Wundpuder für Säuglinge, Vasenolpaste, Hautcremes sowie Wunddesinfektionsmittel her. Während des Zweiten Weltkriegs lieferte sie Puder an die Wehrmacht und Waffen-SS und wurde damit als kriegswichtiger Betrieb eingestuft. Im Werk in der Thüringer Straße waren Zwangsarbeiter:innen beschäftigt und vor Ort untergebracht.
Bei einem Luftangriff wurde das Werk 1943 fast vollständig zerstört und die Produktion nach Röcknitz bei Eilenburg ausgelagert, wo die Familie Köpp ein Rittergut besaß.
1946 wurde der Betrieb enteignet und firmierte in der DDR als VEB Vasenol-Werke Leipzig. Auf dem ehemaligen Werksgelände befindet sich heute eine Autowerkstatt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Torgauer Straße 76
Träger: Langbein-Pfanhauser Werke AG, Fabrik für Galvanotechnik
Informationen: Die 1881 gegründete Langbein-Pfanhauser Werke AG stellte Geräte und Anlagen der Galvanotechnik und der Elektrochemie sowie Elektromotoren her. 1940 war sie der größte deutsche galvanotechnische Betrieb (2.000 Mitarbeiter_innen) und stellte während des Zweiten Weltkrieges auf Rüstungsproduktion um: Kartuschen- und Patronenhülsen, Korrosionsschutz für Militärfahrzeuge, Ladegeneratoren und Umformer für Nachrichtenzwecke. Die Firma hatte in Leipzig zwei Produktionsstandorte: Werk I an der Torgauer Straße, und Werk II in der Breitingstraße (heute Elisabeth-Schumacher-Straße).
Im August 1942 beschäftigte die Firma mehr als 550 Zwangsarbeiter:innen, darunter 343 "Ostarbeiterinnen" aus der Ukraine und Belarus, etwa 100 Niederländer, Italiener und Franzosen, sowie sieben französische und 111 sowjetische Kriegsgefangene. Die meisten von ihnen waren neben dem Werk II untergebracht, wo 1942/43 fünf Baracken errichtet worden waren. Einige der Zwangsarbeiter:innen wohnten im Werk I und vermutlich auch in dem großen Barackenlager der HASAG an der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Berliner Straße 22
Träger: Rudolph & Schonath, Bauunternehmen
Informationen: Die Baufirma Rudolph & Schonath beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter:innen, die in fünf Lagern untergebracht waren. Weitere Informationen sind nicht bekannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Wachsmuthstraße 4
Träger: Schelter & Giesecke AG, Buchdruckmaschinenfabrik
Informationen: Die Firma Schelter & Giesecke wurde 1819 als Schriftgießerei gegründet und spezialisierte sich auf die Herstellung von Buchdruckmaschinen. Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma Zwangsarbeiter, darunter italienische Militärinternierte und Ukrainer. 1948 wurde Schelter & Giesecke Teil des Betriebes VEB Polygraph Druckmaschinenwerke Leipzig.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Bernburger Straße 8
Träger: Auto-Kühler GmbH, Kühler- und Apparatebau
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), unbekannt
Lage: Weißenfelser Straße 65 (heute "Stelzenhaus")
Träger: Grohmann & Frosch, Verzinkerei und Wellblechwalzwerk
Informationen:Die Firma Grohmann & Frosch wurde 1888 gegründet und besaß zwei Betriebsteile: eine Verzinkerei mit Wellblechwerk in der Weißenfelser Straße 65 und ein Stahlbauwerk in der Spinnereistraße 11-17. Der Betrieb stellte Dachkonstruktionen und Werkshallen für andere Firmen sowie Wellbleche und Konstruktionen für Brücken und den Bergbau her, ab den 1930er Jahren jedoch zunehmend Rüstungsgüter: Teile für U-Boote, Benzintanks, Munitionskisten, sowie Stahlkonstruktionen für Flugzeughallen und Rüstungsbetriebe.
Während dieser Zeit setzte die Firma an beiden Standorten zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein. Im März 1945 waren neben 255 deutschen Arbeitern 334 ausländische zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Frankreich, Italien, der Sowjetunion und der Slowakei beschäftigt. Auf dem Werksgelände in der Weißenfelser Straße 65 (heute "Stelzenhaus") waren unter anderem italienische Militärinternierte untergebracht.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer)
Lage: Weißenfelser Straße 69
Träger: Gebr. Brehmer, Spezialfabrik für Falz- und Heftmaschinen
Informationen: Die 1879 in Plagwitz gegründete Firma Gebr. Brehmer war ein Großbetrieb des polygraphischen Maschinenbaus und stellte Draht- und Fadenheftmaschinen für die Buchdruckindustrie her. Während des Nationalsozialismus hatte die Firma etwa 2.000 Beschäftigte, darunter Zwangsarbeiter:innen aus Belgien, Italien, Frankreich und der Sowjetunion. Sie stellten unter anderem Granatzünder her. Das Werksgelände erstreckte sich zwischen der Karl-Heine-Straße 107 und der Weißenfelser Straße. Auf dem Betriebsgelände waren auch sowjetische zivile Zwangsarbeiter ("Ostarbeiter") untergebracht.
Die Firma wurde nach dem Krieg enteignet und verstaatlicht (VEB Falz- und Heftmaschinenwerk Leipzig, Teil der VVB Polygraph).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer)
Lage: Weißenfelser Straße (genauer Standort unbekannt)
Träger: Erich Büttner, Automatenbau
Informationen: Erich Büttner produzierte unter der Marke "Erbü" Spielautomaten aller Art. Die Werkstatt befand sich in der Lindenauer Roßmarkstraße 15/17. Die holländischen Zwangsarbeiter waren in der Weißenfelser Straße untergebracht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Blanckstraße (heute Gottlaßstraße)
Träger: Büssing NAG, Vereinigte Nutzkraftwagen AG, Werk Leipzig
Informationen: Die Firma Büssing produzierte in Leipzig-Wahren Lastkraftwagen, Omnibusse und Sattelschlepper für die Wehrmacht. Die Firma unterhielt mehrere Zwangsarbeitslager, unter anderem in der Blanckstraße (heute Gottlaßstraße) gegenüber des Werksgeländes. Das Lager wurde nach Kriegsende als DP-Camp genutzt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Wustmannstraße (genauer Standort unbekannt)
Träger: Tierhaarverwertung Rödiger & Quarch
Informationen: Die Rauchwarenzurichterei und Färberei Rödiger & Quarch wurde 1843 gegründet und nach dem 1. Weltkrieg durch die Firma Thorer & Co. übernommen. Beide Firmen waren in der Angerstraße 40 ansässig, wo sich mehrere Pelzveredlungsbetriebe befanden.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden hauptsächlich Rüstungsaufträge bearbeitet. Im Juni 1941 wurde das Unternehmen als Rüstungsbetrieb anerkannt. Rödiger & Quarch beschäftigte Zwangsarbeiter:innen aus Polen, Belgien und der Tschechoslowakei, die in vier Lagern untergebracht waren. Über das Lager in der Wustmannstraße in Leipzig-Gohlis sind keine weiteren Informationen bekannt.
1946 wurde das Unternehmen enteignet und firmierte in der DDR als VEB Stadtpelz bzw. VEB Edelpelz.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 120 (heute Leipziger Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Emil Starke, Fabrik für lufttechnische Anlagen
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Auenstraße 34, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Franz Schlobach, Furnier- und Sägewerk
Informationen: 1846 errichtete Franz Schlobach in der alten Böhlitz-Ehrenberger Mühle ein Furnier- und Sägewerk, das zu den bedeutendsten Deutschlands zählte. Insbesondere wurden Möbelfurniere sowie Rohmaterialien für die benachbarte Musikinstrumenten-Herstellung produziert. 1863 wurde das Sägewerk um eine Ziegelei erweitert, die 1919 ihren Betrieb einstellte. Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte das Unternehmen Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Polen, Jugoslawien, Frankreich, Belgien und der Tschechoslowakei. Über das Lager in der Böhlitz-Ehrenberger Auenstraße sind keine weiteren Informationen bekannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Burghausener Straße 38, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Emil Starke, Fabrik für lufttechnische Anlagen
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen)
Lage: Fabrikstraße 9, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Hugo Reichhardt, Fuhrgeschäft
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Jugoslawien (Kroatien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Fabrikstraße 17, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Schulze & Co., Metallwarenfabrik
Informationen: In der Fabrikstraße 15 hatte seit 1928 die Metallwarenfabrik Fritz Schulze & Co ihren Sitz. Sie stellte vor allem Stanzteile aus Blech her, im Zweiten Weltkrieg war die Firma Zulieferer der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren kroatische und französische Zwangsarbeiter beschäftigt und untergebracht.
1972 wurde die Firma verstaatlicht, 1990 reprivatisiert und 1994 geschlossen.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Fraunhoferstraße 8, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Walter Görges Nachf. Fleischwarenfabrik Dr. Gustav Schütz
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Gutenbergstraße 10, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Metallgußgesellschaft mbH
Informationen: Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes oder direkt auf dem Werksgelände untergebracht.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hindenburgstraße 61 (heute Südstraße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Leipziger Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Lorenz & Kirsten
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Bulgarien (Männer)
Lage: Ludwig-Hupfeld-Straße 6, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Kerzler & Dittelbach, Elektrotechnische Fabrik
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Sowjetunion (Ukraine, Frauen)
Lage: Mittelstraße 3 (heute Wilhelm-Winkler-Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Gebr. Hartwig, Eisengießerei
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Breitenfelder Straße 76
Träger: F. Moritz Müller, Säge- und Furnierwerk
Informationen: 1878 gründete Friedrich Moritz Müller in Leipzig eine Nutzholzhandlung. Um die Jahrhundertwende richtete die Firma in Südosteuropa und Südrussland eigene Waldbetriebe ein. Der Familienbetrieb vergrößerte sich, in Wiederitzsch wurde in den 1920er Jahren ein Holzverarbeitungswerk errichtet, wo Furniere und Fässer hergestellt wurden.
Im Zweiten Weltkrieg produzierte die Firma auch für die Kriegswirtschaft. 1943 waren etwa 1.200 Menschen beschäftigt, darunter viele zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene, unter anderem aus Polen und der Sowjetunion. Die Firma betrieb acht Zwangsarbeitslager im Leipziger Norden.
In der DDR wurde der Betrieb verstaatlicht (VEB Holzveredlungswerk).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer)
Lage: Schönauer Straße (heute Schönauer Landstraße) (genauer Standort unbekannt), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Franz Schlobach, Furnier- und Sägewerk
Informationen: 1846 errichtete Franz Schlobach in der alten Böhlitz-Ehrenberger Mühle ein Furnier- und Sägewerk, das zu den bedeutendsten Deutschlands zählte. Insbesondere wurden Möbelfurniere sowie Rohmaterialien für die benachbarte Musikinstrumenten-Herstellung produziert. 1863 wurde das Sägewerk um eine Ziegelei erweitert, die 1919 ihren Betrieb einstellte. Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte das Unternehmen Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Polen, Jugoslawien, Frankreich, Belgien und der Tschechoslowakei. Im Lager in der Schönauer Straße waren "Ostarbeiter" untergebracht. Weitere Informationen über das Lager sind nicht bekannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Senefelder Straße (heute Wittestraße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Hupfeld-Zimmermann AG, Pianofortefabrik
Informationen: 1926 entstand die Hupfeld-Zimmermann AG durch Zusammenschluss der Ludwig Hupfeld AG und der Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann AG. Mit Werken in Böhlitz-Ehrenberg, Dresden, Johanngeorgenstadt und Gotha und einer Produktion von 20.000 Instrumenten jährlich war die Firma der größte Piano-Hersteller in Europa. Neben Klavieren wurden auch Phonolas, mechanische Selbstspiel-Instrumente sowie Rundfunkempfänger und Schallplattenspieler gefertigt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden kaum Klaviere, dafür Rüstungsgüter hergestellt, u.a. Munitionskisten und Treibstofftanks für die Luftfahrt. Die Firma unterhielt mindestens fünf Zwangsarbeitslager, davon zwei direkt auf dem Werksgelände in Böhlitz-Ehrenberg.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Pianofortefabrik.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer)
Lage: Alte Straße 19, Bösdorf (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: "Moherco" Rauchwarenzurichterei GmbH
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Gießerstraße 6, Bösdorf (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: Max Heller Nachf., Hartgußgießerei und Hammerschmiede
Informationen: 1894 gründete Max Heller ein Stahl-Handelsgeschäft in Leipzig. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem Gießereibetrieb und zog 1917 nach Bösdorf im Süden von Leipzig um. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier belgische Zwangsarbeiter im Einsatz.
Anfang der 1980er Jahre musste das Dorf Bösdorf dem Braunkohletagebau Zwenkau weichen (heute Zwenkauer See).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Platz 4 (heute Arnoldplatz), Engelsdorf
Träger: Otto Winkler, Schrotthandlung
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Ernst-Guhr-Straße 6-10, Engelsdorf
Träger: Erich Brangsch GmbH, Feld- und Kleinbahnen
Informationen: Die Firma Erich Brangsch GmbH wurde 1919 zur Herstellung und Reparatur von Feld- und Kleinbahnen (u.a. Parkeisenbahn am Leipziger Auensee) gegründet. Seit 1932 hatte sie ihren Firmensitz in der Engelsdorfer Ernst-Guhr-Straße 6-10. Inhaber Erich Brangsch war Mitglied der NSDAP und der SS. Während des Zweiten Weltkrieges handelte die Firma mit Baumaschinen aller Art. Bagger, Kipper und Lokomotiven wurden unter anderem an die Organisation Todt vermietet und beim Autobahnbau eingesetzt.
In der Firma waren mehr als 100 litauische, polnische und sowjetische Zwangsarbeiter beschäftigt. Ein Artikel in der Leipziger Volkszeitung von 1946 beschreibt die Bedingungen:
„Mehr als 100 Fremdarbeiter wurden – mitunter durch brutale Misshandlungen – zum Frondienst gepresst. So war es hauptsächlich der damalige Schmiedemeister R., der sich in zügellosen Brutalitäten gegen diese Zwangsverschleppten erging, der auch als Nazispitzel solche Arbeiter denunzierte und ins Zuchthaus brachte. Diese Gemeinheiten wurden nicht nur von den Inhaber geduldet, sondern sogar dadurch hervorgerufen, dass sie die Belegschaftsmitglieder immer wieder dazu anhielten, diese Arbeiter als Menschen zweiter Klasse zu behandeln. Wer freundlich zu ihnen war, bekam sogar eine schriftliche Verwarnung! Es ist nur zu verständlich, dass solche „Betriebsführer“ auch größte Unterschlagungen deckten, die der Nazi D. an den ohnehin kärglichen Rationen der Fremdarbeiter beging. Riesenverdienste schluckten die Unternehmer durch die Vermietung von Baggern [...].“ (LVZ, 1946: „Der Krieg- ihr größtes Geschäft“)
Bei Kriegsende wurde das Werk durch Luftangriffe zerstört. 1946 erfolgte die Enteignung und später die Verstaatlichung zum VEB Baugerätehof.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Polen (Frauen), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Ziegeleiweg 10, Eythra (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: Ziegeleiwerk Gebr. Schubert
Informationen: In der Ziegelei der Gebr. Schubert in Eythra waren ab April 1940 mehr als zehn Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Sie kamen aus Polen und dem Protektorat Böhmen und Mähren und waren auf dem Gelände der Ziegelei untergebracht. Im Februar 1944 wurde im Lager ein Kind geboren.
Eythra wurde in den 1980er Jahren durch den Tagebau Zwenkau überbaggert (heute Zwenkauer See).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Adolf-Hitler-Straße 218 (heute Hauptstraße), Großstädteln
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Werk Markkleeberg-West
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
Ende 1943 übernahm die Firma Junkers die Werkhallen der Spinnerei Stöhr in Markkleeberg-West und richtete dort ein neues Produktionsgebäude ein. Der erhöhte Arbeitskräftebedarf wurde mit Zwangsarbeiter:innen gedeckt, vor allem aus Polen und Frankreich. Im Sommer 1944 richtete die Junkers AG außerdem ein Frauen-Konzentrationslager am Wolfswinkel ein.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Frauen), unbekannt
Lage: Hindenburgring 5 (heute Zuckelhausener Ring), Holzhausen
Träger: J. C. Hanisch, Gemüsebauanlage
Informationen: Das Leipziger Unternehmen J. C. Hanisch ist ein Traditionsunternehmen im Blumenhandel. Während des Zweiten Weltkrieges betrieb die Firma eine Gärtnerei in Holzhausen, vermutlich zur Versorgung der Arbeitskräfte mit Gemüse. Dort waren polnische und sowjetische Zwangsarbeiter:innen sowie ein Kriegsgefangenen-Arbeitskommando beschäftigt.
Gemeinschaftslager Morgenstern
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Belgien (Männer)
Lage: Brockdorff-Rantzau-Straße 24 (heute Plautstraße)
Träger: Gottfried Körner GmbH, Leichtmetall- und Bronzegießerei
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Holzhausener Straße 8, Liebertwolkwitz
Träger: Leipziger Kotflügel-Fabrik Paul Brocks GmbH
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Frauen), Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Frankreich (Männer)
Lage: Naunhofer Straße 9 (heute Naunhofer Landstraße), Liebertwolkwitz
Träger: Liebertwolkwitzer Thonwerke Fischer & Calov
Informationen: 1881 wurde in Liebertwolkwitz die Firma Fischer & Calov zur Herstellung von Tonziegeln gegründet, im Zweiten Weltkrieg wurden Zwangsarbeiterinnen aus Kroatien und der Sowjetunion sowie Zwangsarbeiter aus Polen und Frankreich beschäftigt. Die Firma wurde in der DDR in Pfannensteinwerke Liebertwolkwitz umbenannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Oststraße 3 (heute Ostende), Liebertwolkwitz
Träger: Schuzag-Klinkerwerke Rudolf Schubert & Co. KG
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Südstraße 3 (heute Liprandisdorfer Straße), Liebertwolkwitz
Träger: Gebr. Sättler
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Brockdorff-Rantzau-Straße 33 (heute Plautstraße)
Träger: Hugo Meier, Blechemballagenfabrik
Informationen: /
Firmenlager der Rentengutsgesellschaft
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Polen (Frauen)
Lage: Hallesche Straße 91, Lützschena
Träger: Rentengutsgesellschaft (Walter Weymann)
Informationen: Bei der Rentengutsgesellschaft in Lützschena waren Zwangsarbeiter:innen aus Italien und Polen beschäftigt. Sie waren in einem Wohnhaus in der Halleschen Straße 91 untergebracht.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Am Wolfswinkel 48, Markkleeberg
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Werk Markkleeberg-West
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
Ende 1943 übernahm die Firma Junkers die Werkhallen der Spinnerei Stöhr in Markkleeberg-West und richtete dort ein neues Produktionsgebäude ein. Der erhöhte Arbeitskräftebedarf wurde mit Zwangsarbeiter:innen gedeckt, vor allem aus Polen und Frankreich. Im Sommer 1944 richtete die Junkers AG außerdem ein Frauen-Konzentrationslager am Wolfswinkel ein.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer)
Lage: Leipziger Straße 30, Markkleeberg
Träger: Reformhaus Dr. Förster & Co
Informationen: Auf dem Sportplatz des aufgelösten jüdischen Tennisclubs Rot-Weiß in der Leipziger Straße befand sich während des Zweiten Weltkrieges das Reformhaus Dr. W. Förster & Co. Direkt daneben waren die im Betrieb eingesetzten Zwangsarbeiter:innen untergebracht: zwei "Ostarbeiter" sowie neun "Ostarbeiterinnen" und zwei Polinnen.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Nordstraße 2, Markranstädt
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren. Im Lager in der Nordstraße 2 waren Polen untergebracht.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Nordstraße 8, Markranstädt
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG, Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren. Im Lager in der Nordstraße 8 waren Polen untergebracht.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Bahnhofstraße 1 (heute Am Bahnhof), Miltitz
Träger: Schimmel & Co. AG, Fabrikation ätherischer Öle
Informationen: Die Firma Spahn & Büttner wurde 1829 zum Vertrieb von Arzneidrogen gegründet und ab 1838 unter dem Namen Schimmel & Co. weitergeführt. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg sie mit der Produktion von ätherischen Ölen und Essenzen zum weltweit führenden Unternehmen der Riechstoffindustrie auf. Im Jahr 1900 zog die Firma in ein neu errichtetes Werk nach Leipzig-Miltitz in die Fritzschestraße 2 (heute Geschwister-Scholl-Straße) um. Während des Zweiten Weltkrieges waren Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion, Tschechoslowakei und Frankreich sowie französische Kriegsgefangene im Werk beschäftigt. Sie waren in zwei Lagern unweit des Werksgeländes untergebracht. Vermutlich waren die "Ostarbeiter:innen" getrennt von den anderen Zwangsarbeiter:innen untergebracht.
1945 wurde die Firma enteignet und 1948 als VEB Schimmel Miltitz verstaatlicht (ab 1958 VEB Chemische Fabrik Miltitz).
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Industriestraße 9 (heute Gutberletstraße), Mölkau
Träger: Arno Gutberlet & Co., Maschinenfabrik
Informationen: 1901 gründeten die Cousins Arthur und Arno Gutberlet eine Fabrik zur Herstellung von Falzmaschinen für die polygraphische Industrie. 1911 zog die Firma nach Mölkau um. Während des Zweiten Weltkriegs waren in der Firma Zwangsarbeiter aus Frankreich und Belgien beschäftigt und auf dem Werksgelände untergebracht.
Um die Leistungen der Cousins Gutberlet für die Gemeinde Mölkau zu würdigen, wurde 2001 die Straße nach ihnen benannt.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Niederlande (Männer)
Lage: Industriestraße 17 (heute Gutberletstraße), Mölkau
Träger: Hermann Frenkel, Lackfabrik
Informationen: Die Lackfabrik Hermann Frenkel wurde 1877 zur Herstellung von Öllacken, Sikkativen und Asphaltlacken gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma 250 Arbeiter:innen, darunter auch Zwangsarbeiter:innen aus Italien und der Sowjetunion sowie mindestens 27 Kriegsgefangene aus den Niederlanden. Diese waren auf dem Firmengelände untergebracht. Die Lackfabrik stellte insbesondere Farbe und Anstrichmittel für die Industrie, vorzugsweise für die Deutsche Reichsbahn her.
1946 erfolgte die Enteignung, 1948 die Verstaatlichung als VEB Lackfabrik Mölkau.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Sommerfelder Straße 83b, Panitzsch
Träger: Obstverwertung Bruno Engelhardt
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Portitz (genauer Standort unbekannt)
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke, Taucha
Informationen: Die Mitteldeutschen Motorenwerke wurden 1935 als Tochtergesellschaft der Auto-Union AG Chemnitz gegründet und produzierten Motoren für Kampfflugzeuge, vor allem für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Werk fast 10.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, unter ihnen bis zu 4.000 Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in mindestens 14 Lagern in Taucha und der Umgebung des Werks untergebracht. Im angrenzenden Portitz unterhielt der Betrieb ein Firmenlager, das nicht genau lokalisiert werden kann.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Frankreich (Männer)
Lage: Merseburger Straße 14, Rückmarsdorf
Träger: Blechwarenfabrik Leipzig-Rückmarsdorf Dr. Seyde & Pfützner
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Freiligrathstraße 6, Taucha
Träger: Märkle & Kniesche GmbH, Vereinigte Veredlungswerke
Informationen: Die Firma Märkle & Kniesche GmbH war in der Pelzveredlung tätig. Die Firma setzte in Taucha tschechische, belgische und französische Zwangsarbeiter ein, das Lager in der Freiligrathstraße war für etwa 90 Personen konzipiert. Neben dem Werk in Taucha gab es auch Produktionsstätten in Leipzig-Wahren, Am Alten Gasthof 2.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Brockdorff-Rantzau-Straße (heute Plautstraße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Einkaufshaus für Büchereien GmbH
Informationen: An der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 15 befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Zwangsarbeitslager, das vom Einkaufshaus für Büchereien betrieben wurde.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Graßdorfer Straße 75, Taucha
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke
Informationen: Die Mitteldeutschen Motorenwerke wurden 1935 als Tochtergesellschaft der Auto-Union AG Chemnitz gegründet und produzierten Motoren für Kampfflugzeuge, vor allem für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Werk fast 10.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, unter ihnen bis zu 4.000 Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in mindestens 14 Lagern in Taucha und der Umgebung des Werks untergebracht. Auf dem Betriebsgelände selbst befand sich auch ein Firmenlager zur Unterbringung von Zwangsarbeiter:innen.
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Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Bernhard-Krostitz-Straße 8 (heute Schmiedegasse), Wiederitzsch
Träger: Karl Wilke, Kohlenhandlung
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Gräfestraße 4
Träger: Engelhorn & Thalheim, Autoreparaturwerkstatt
Informationen: 1928 wurde die Autoreparaturwerkstatt Engelhorn & Thalheim in der Gräfestraße 4 gegründet. Die Firma war auf Lastwagen der Marke Magirus und Fabrikate der Klöckner-Humboldt-Deutz AG spezialisiert. Im Zweiten Weltkrieg war nachweislich ein französischer Zwangsarbeiter im Einsatz. Der gelernte KfZ-Mechaniker kam als Soldat der französischen Armee im Mai 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft und zunächst in das Stalag IV B in Mühlberg. Von dort wurde er in andere Kriegsgefangenenlager überstellt und zur Zwangsarbeit in Leipzig eingesetzt. Ab Sommer 1943 war er bei Engelhorn & Thalheim beschäftigt und wohnte auf dem Firmengelände.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Frauen), Niederlande (Männer), Belgien (Männer)
Lage: Bahnhofstraße 5 (heute Engelsdorfer Straße 345), Engelsdorf
Träger: Kurt Oertel, Wurstfabrik
Informationen: In der Wurstfabrik von Kurt Oertel waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen aus Belgien, Polen, den Niederlanden und der Sowjetunion beschäftigt. Ihre Unterkunft befand sich auf dem Firmengelände. Heute befinden sich dort der Bauhof und die Freiwillige Feuerwehr von Engelsdorf.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Lange Straße (heute Hans-Weigel-Straße) (genauer Standort unbekannt), Engelsdorf
Träger: Hugo Aurig GmbH, Kartonagen- und Wellpappenfabrik Engelsdorf
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Leipziger Straße 12 (heute Riesaer Straße / Zur grünen Ecke)
Träger: Max Jäger, Konservenfabrik
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen)
Lage: Bahnhofstraße 21 (heute Stötteritzer Landstraße) (genauer Standort unbekannt), Holzhausen
Träger: A. Krautzberger & Co. GmbH, Spritzapparatefabrik
Informationen: 1902 gründete Albert Krautzberger eine Spritz-Apparate-Fabrik und verlegte den Firmensitz wenige Jahre später nach Leipzig-Holzhausen in die Bahnhofsstraße 28 (heute Stötteritzer Landstraße). Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte die Firma sowjetische Zwangsarbeiterinnen, die in der Nähe untergebracht waren.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hindenburgstraße 31 (heute Hauptstraße), Holzhausen
Träger: Karl Traeger, Wurst- und Fleischwarenfabrik
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hindenburgstraße 26 (heute Seitenstraße), Liebertwolkwitz
Träger: Köllmann Getriebebau GmbH
Informationen: Die Köllmann Getriebebau GmbH wurde 1935 in Liebertwolkwitz mit Unterstützung des Reichsluftfahrtministeriums als Tochterfirma der Köllmann AG gegründet. Die Köllmann AG war bereits seit der Jahrhundertwende eine bedeutende Spezialfabrik für die Herstellung von Zahnrädern für den Automobil- und Flugzeugbau sowie von Spezialmaschinen, Werkzeugen und Getrieben. Sie war in der Torgauer Straße 74 in Leipzig ansässig. Ab 1933 war die Firma "Wehrwirtschaftsbetrieb in Betreuung der Wehrmacht (Luftwaffe)". Während des Zweiten Weltkrieges wurden vor allem Getriebe für Panzer, U-Boote und Flugzeuge produziert. Damit war die Köllmann AG ein wichtiger Zuliefererbetrieb für größere Rüstungsunternehmen wie die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG oder die Hugo Schneider AG (HASAG).
In allen Betriebsteilen waren ab 1940 zivile Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Die Köllmann Getriebebau GmbH unterhielt vier Lager in Liebertwolkwitz, in denen vor allem sowjetische Zwangsarbeiter:innen untergebracht waren.
Die Liebertwolkwitzer Tochterfirma wurde 1946 als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) für Maschinenbau Köllmann-Getriebebau GmbH neu gegründet. In den 1950er Jahren ging sie im VEB Fahrzeuggetriebewerke "Joliot Curie" Leipzig auf.
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Delitzscher Landstraße 51
Träger: Otto Mann, Großgärtnerei
Informationen: /
Firmenlager
Nationalität/ Herkunft: Griechenland (Männer)
Lage: Leplaystraße 10a
Träger: Hönnecke & Ditter, Elektrische Spezialmaschinen
Informationen: Die Firma Hönnecke & Ditter, die in der Leplaystraße 10a ansässig war, produzierte Werkzeuge und Vorrichtungen, darunter Elektro-Hand-Bohrmaschinen. Sie war ein wehr- und kriegswichtiger Zuliefererbetrieb für die Flugzeugindustrie (z.B. Heinkel-Werke, Messerschmitt-Werke).
Im Betrieb waren Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Belgien, Niederlande, Griechenland, Italien, Bulgarien, Protektorat Böhmen und Mähren, Kroatien und Ungarn eingesetzt, größtenteils Facharbeiter (Metallarbeiter). Die Firma unterhielt mindestens fünf Zwangsarbeitslager im Leipziger Zentrum, unter anderem direkt auf dem Betriebsgelände. Hier waren griechische Zwangsarbeiter untergebracht. Einige Zwangsarbeiter waren auch privat oder in Herbergen einquartiert.
Nachdem das Betriebsgelände beim Bombenangriff am 4.12.1943 vollständig zerstört wurde, verlegte die Firma die Produktion provisorisch nach Mockau, Mölkau und Holzhausen. Die Zwangsarbeiter wurden in andere Lager verlegt. Im Mai 1944 zog die Firma ins erzgebirgische Eibenstock um, wo sie ebenfalls Zwangsarbeiter einsetzte.
"Fliederlager"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Maniettastraße 22 (heute Rackwitzer Straße)
Träger: Milchhof Leipzig AG / Leipziger Speicherei und Spedition AG
Informationen: /
Flughafen Mockau
Lage: Dübener Landstraße 100
Informationen: 1913 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Ritterguts Mockau mit dem Bau eines Luftschiffhafens begonnen. Eigentümerin war die Leipziger Luftschiffhafen- und Flugplatz-Aktiengesellschaft (LEFAG). Der Flughafen wurde als ziviler Flughafen errichtet, eine militärische Mitnutzung war jedoch von vornherein geplant.
Im Ersten Weltkrieg wurde der Mockauer Flughafen von der Kaiserlichen Reichsmarine als Rüstungsstandort genutzt, es wurden Zeppeline und Flugzeuge gebaut, Rüstungsfirmen richteten sich auf dem Areal ein. In den 1920er Jahren wurde der Flughafen wieder für den zivilen Luftverkehr, Luftsport und Luftpostdienst genutzt. Er entwickelte sich zum drittgrößten Flughafen Deutschlands und war ein wichtiger Knotenpunkt, bis er mit dem Bau des Großflughafens Halle/Leipzig ab 1926 an Bedeutung verlor.
Von 1928 bis 1932 hatte die Junkers-Luftbildzentrale ihren Sitz im Flughafen-Verwaltungsgebäude. Schon 1929 errichtete die Firma Junkers Flugzeugwerke AG Dessau eine zentrale Reparaturwerft auf dem Flughafen, weitere Hallen wurden gebaut. 1935 wurde der Flughafen zur Fliegerübungsstelle der neu gegründeten Luftwaffe, 1938 wurde eine Fliegerwaffenschule gegründet. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Flughafen Mockau ausschließlich militärisch genutzt. Die LEFAG schloss mit mehreren Luftrüstungsbetrieben Nutzungsverträge ab, die sich daraufhin auf dem Flughafen ansiedelten:
- Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG), Werk III: Montagewerk, Endmontage der Flugzeuge und Einfliegen
- Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk II: Montage und Einfliegen, Justierung der Bordwaffen
- Mitteldeutsche Motorenwerke (MiMo): Zweigwerk des Stammbetriebs in Taucha
- Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG: Reparaturwerft für bis zu 3.000 Beschäftigte
Alle Firmen beschäftigten Zwangsarbeiter_innen direkt auf dem Flughafen. In den Jahren 1941 bis 1943 wurde auch die Landebahn von Kriegsgefangenen gebaut. Der Flughafen wurde durch Luftangriffe teilweise zerstört, blieb aber bis Kriegsende in Betrieb.
Nach dem Krieg begann die Sowjetische Militäradministration mit der Demontage aller Industrieanlagen und Werkshallen. Teile des Flughafengeländes wurden zum Gemüse- und Tabak-Anbau verpachtet. Ab 1949 wurde der Messeflugverkehr wieder aufgenommen, 1955 das Verwaltungsgebäude umgebaut und modernisiert. Ab 1957 wurde Leipzig-Mockau als ständiger Flughafen mit sieben Fluglinien betrieben. Ab 1972 wurde der Flughafen gesperrt und nur noch als Sportflughafen genutzt.
1991 wurde auf Teilen des Flughafenareals die Neue Leipziger Messe sowie ein Versandzentrum errichtet. Heute sind noch das alte Flughafenhotel und das Abfertigungsgebäude mit Tower erhalten.
Frauengefängnis "Klein-Meusdorf"
Lage: Chemnitzer Straße 52
Informationen: Südlich der Heilanstalt Dösen wurde 1913 das spätere Frauengefängnis Meusdorf (auch Klein-Meusdorf) errichtet. Während des Nationalsozialismus waren auch politische Häftlinge inhaftiert. Ob ausländische Zwangsarbeiterinnen dort zur Arbeit eingesetzt oder selbst inhaftiert waren, ist noch nicht erforscht.
Frauenverein "Marthahaus"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Walter-Blümel-Straße 9 (heute Löhrstraße)
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: 1888 wurde das Marthahaus in der heutigen Löhrstraße eingeweiht. Es beherbergte ein Damenhospiz sowie Unterkünfte für alleinstehende Mädchen und Dienstmädchen, die ohne Anstellung waren. Später wurde es als Altenheim genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges waren Zwangsarbeiter:innen der Deutschen Reichsbahn im Gebäude untergebracht.
Heute ist das Haus ein Alten- und Pflegeheim.
Gartenverein "Naturheilkunde"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Möckernscher Weg 1, Wiederitzsch
Träger: Leipziger Luftschiffhafen und Flugplatz AG (LEFAG)
Informationen: Der Kleingartenverein „Naturheilkunde“ wurde 1887 in Wiederitzsch gegründet, 1924 wurde ein neues Vereinshaus gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier Zwangsarbeiter:innen untergebracht, die auf dem Flughafen Mockau eingesetzt waren. Heute befindet sich auf dem Gelände der Gartenverein "Naturheilkunde Gohlis" e.V.
Gasthaus "Zur Linde"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer)
Lage: Dreilindenstraße 8
Träger: Tierhaarverwertung Rödiger & Quarch
Informationen: Die Rauchwarenzurichterei und Färberei Rödiger & Quarch wurde 1843 gegründet und nach dem 1. Weltkrieg durch die Firma Thorer & Co. übernommen. Beide Firmen waren in der Angerstraße 40 ansässig, wo sich mehrere Pelzveredlungsbetriebe befanden.Während des Zweiten Weltkriegs wurden hauptsächlich Rüstungsaufträge bearbeitet. Im Juni 1941 wurde das Unternehmen als Rüstungsbetrieb anerkannt. Rödiger & Quarch beschäftigte Zwangsarbeiter:innen aus Polen, Belgien und der Tschechoslowakei, die in vier Lagern untergebracht waren. Im Gasthaus „Zur Linde“ waren Tschechen und Belgier untergebracht.
Das Gebäude existiert nicht mehr. 1946 wurde das Unternehmen enteignet und firmierte in der DDR als VEB Stadtpelz bzw. VEB Edelpelz.
Gasthaus "Zur Mühle"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Männer)
Lage: Delitzscher Landstraße 2 (heute Delitzscher Straße)
Träger: Franz Mosenthin, Eisenbaufabrik und Eisengießerei
Informationen: 1864 gründete Franz Mosenthin eine Eisengießerei und Maschinenfabrik in Leipzig-Eutritzsch. 1913 zog die Firma in die Zschortauer Straße um. In der Fabrik wurden Gussteile aller Art hergestellt, auch Kräne, Förderanlagen, Tore und Weichen. Die Firma war spezialisiert auf den Bau von Gewächshäusern, Palmenhäusern und Wintergärten. Während des Zweiten Weltkrieges lieferte Mosenthin Eisenkonstruktionen an die Wehrmacht in Norwegen und kooperierte eng mit der Plagwitzer Firma Grohmann & Frosch. Beide Firmen produzierten U-Boot-Teile - Grohmann & Frosch die Außenhäute, Mosenthin die Torpedozellen. Dazu setzte die Firma auch Zwangsarbeiter:innen ein, darunter sowjetische und italienische Kriegsgefangene. 1942 arbeiteten 32 Kriegsgefangene für die Firma. Sie waren vermutlich im Gasthaus "Zur Mühle" in der Delitzscher Landstraße untergebracht.
Nach Kriegsende führte die Firma im Auftrag der Sowjetischen Militäradministration Reparationsaufträge und Demontagen aus. 1953wurde sie verstaatlicht (VEB Montan, ab 1957 VVB TAKRAF).
Gasthof Crostewitz
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Sowjetunion (Männer)
Lage: Crostewitz (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: Rittergut Crostewitz
Informationen: Auf dem Crostewitzer Rittergut waren während des Zweiten Weltkrieges polnische und sowjetische Zwangsarbeiter beschäftigt, die im örtlichen Gasthof untergebracht waren.
Das Dorf musste bis 1972 dem Braunkohletagebau Espenhain weichen.
Gasthof Döbitz
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Polen (Frauen), Frankreich (Männer)
Lage: Teichgasse 3, Taucha
Träger: unbekannt
Informationen: Im Gasthof Döbitz waren polnische Zwangsarbeiter:innen sowie französische Kriegsgefangene untergebracht, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Gasthof "Goldener Löwe"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen)
Lage: Pegauer Straße 78, Zwenkau
Träger: Hupfeld-Zimmermann AG, Pianofortefabrik
Informationen: 1926 entstand die Hupfeld-Zimmermann AG durch Zusammenschluss der Ludwig Hupfeld AG und der Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann AG. Mit Werken in Böhlitz-Ehrenberg, Dresden, Johanngeorgenstadt und Gotha und einer Produktion von 20.000 Instrumenten jährlich war die Firma der größte Piano-Hersteller in Europa. Neben Klavieren wurden auch Phonolas, mechanische Selbstspiel-Instrumente sowie Rundfunkempfänger und Schallplattenspieler gefertigt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden kaum Klaviere, dafür Rüstungsgüter hergestellt, u.a. Munitionskisten und Treibstofftanks für die Luftfahrt.
1940 erwarb die Firma Hupfeld-Zimmermann AG eine stillgelegte Rauchwarenzurichterei in Zwenkau und richtete dort einen Betrieb ein, in dem Behälter für die Luftfahrt repariert wurden. Dabei waren Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion, Belgien, Frankreich, Italien und Polen im Einsatz.
Im Gasthof „Goldener Löwe“ waren Frauen und Männer aus Frankreich und Belgien einquartiert. Vermutlich wurden sie in den letzten Kriegsjahren in das „Gemeinschaftslager Schützenhaus“ umquartiert.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Pianofortefabrik.
Gasthof "Goldener Löwe"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Markt 4, Taucha
Träger: Erla Maschinenwerke GmbH
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden. 1938 ging die Firma zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Im Tauchaer Gasthof "Goldener Löwe" brachte die Firma ab Februar 1944 Zwangsarbeiter:innen unter. In welchem der Erla-Werksstandorte die Zwangsarbeiter eingesetzt waren ist unbekannt.
Gasthof "Grüne Linde"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer)
Lage: Hindenburgstraße (heute Stahmelner Straße 127), Stahmeln
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter_innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Im Januar 1942 kamen 150 sowjetische Kriegsgefangene zur Pittler AG, die behelfsmäßig im Gasthof "Grüne Linde" einquartiert wurden. Die Firma trieb den Bau eines größeren Barackenlagers auf dem Sportplatz in der Hindenburgstraße (heute Stahmelner Straße) voran, um die Kriegsgefangenen dort unterzubringen.
Heute steht das Gebäude leer.
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Gasthof "Immergrün"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Bernhardstraße
Träger: Riebeck-Brauerei
Informationen: 1862 wurde die Leipziger Bierbrauerei zu Reudnitz gegründet und wenig später vom Industriellen Carl Adolf Riebeck übernommen. Die Brauerei entwickelte sich zur bedeutendsten in Sachsen und besaß moderne Anlagen. Während des Zweiten Weltkrieges waren in der Brauerei Zwangsarbeiter:innen eingesetzt. Einige von ihnen waren im Gasthof "Immergrün" einquartiert, der sich vermutlich in der Kleingartenanlage "Immergrün" befand.
1946 wurde der Betrieb als VEB Riebeck-Brauerei verstaatlicht, 1959 mit anderen Brauerein zum Kombinat VEB Sachsenbräu zusammengeschlossen. Nach 1990 wurde das Unternehmen in Leipziger Brauhaus zu Reudnitz GmbH umbenannt. Die Brauereianlagen werden von der Firma Sternburg genutzt.
Gasthof "Kaffeebaum"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Ukraine, Frauen), Sowjetunion (Litauen, Männer), Sowjetunion (Litauen, Frauen), Sowjetunion (Lettland, Männer), Sowjetunion (Lettland, Frauen), Finnland (Frauen), Finnland (Männer)
Lage: An der Parthenaue, Borsdorf
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
Auch in Borsdorfer Gasthof "Kaffeebaum" an der alten Parthenbrücke brachte die HASAG Zwangsarbeiter:innen unter. Ob diese im Leipziger Stammwerk oder im Tauchaer Zweigwerk arbeiten mussten ist nicht bekannt. Nach Kriegsende lebten im Lager mehr als 100 ukrainische und andere ehemalige Zwangsarbeiter:innen, teilweise mit ihren Kindern.
Gasthof Plaußig
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), unbekannt, Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Plaußig Nr. 24 (heute Plaußiger Dorfstraße 21), Plaußig
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke, Taucha / landwirtschaftliche und Handwerksbetriebe
Informationen: Im Gasthof von Plaußig waren im Zweiten Weltkrieg zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene untergebracht. Sie verrichteten Zwangsarbeit für verschiedene Bauern und Handwerksbetriebe in Plaußig: in der Bäckerei, in der Gärtnerei, in der Landwirtschaft. Einige tschechische Zwangsarbeiter waren bei den Mitteldeutschen Motorenwerken in Taucha im Einsatz.
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Gasthof "Plösitz" ("Italienlager")
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Wurzener Straße 33 (Ecke Bergstraße), Taucha
Träger: HASAG, Werk Taucha
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
Im ehemaligen Gasthof Plösitz an der Ecke Wurzner Straße / Bergstraße waren während des Zweiten Weltkrieges italienische Zwangsarbeiter untergebracht, die im HASAG-Werk Taucha Zwangsarbeit verrichten mussten.
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Gasthof Podelwitz
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Dübner Landstraße 71 (heute Wiederitzscher Straße 10), Podelwitz
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gasthof "Rosensäle"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Leipziger Straße 2 (heute Neue Leipziger Straße 59), Miltitz
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG, Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren.
In den Miltitzer "Rosensälen" waren polnische und französische Zwangsarbeiter einquartiert.
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Gasthof "Schwarzes Roß" ("Russenlager")
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), unbekannt
Lage: Adolf-Hitler-Straße 49 (heute Muldentalstraße), Liebertwolkwitz
Träger: unbekannt
Informationen: Im Gasthof waren vermutlich "Ostarbeiter" oder sowjetische Kriegsgefangene untergebracht.
Gasthof Seegeritz
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Seegeritz Nr. 31b (heute Hauptstraße 31), Seegeritz
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke, Taucha
Informationen: Die Mitteldeutschen Motorenwerke wurden 1935 als Tochtergesellschaft der Auto-Union AG Chemnitz gegründet und produzierten Motoren für Kampfflugzeuge, vor allem für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Werk fast 10.000 Mitarbeiter_innen beschäftigt, unter ihnen bis zu 4.000 Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in mindestens 14 Lagern in Taucha und der Umgebung des Werks untergebracht, so auch im Gasthof in Seegeritz.
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Gasthof Stöhna
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Stöhna (Dorf existiert nicht mehr)
Träger: unbekannt
Kriegsgefangenen-Arbeitskommando L68
Informationen: Das Dorf musste 1955 dem Braunkohlebergbau weichen und existiert heute nicht mehr.
Gasthof "Weißes Ross"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 48 (heute Hauptstraße), Großdeuben
Träger: Eduard Steyer, Bauunternehmer
Informationen: /
Gasthof Windorf
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Dieskaustraße 231
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gasthof "Zur Erholung"
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Am Bauernsteg 11, Lützschena
Träger: Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG
Informationen: Die Pittler Werkzeugmaschinen AG in Leipzig-Wahren war 1939 die größte europäische Fabrik für die Herstellung von Revolverdrehbänken und Automaten. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen Fräsmaschinen für die Herstellung von Geschützrohren und Maschinen für die Munitionsproduktion her. Die Pittler AG produzierte ausschließlich für die Kriegswirtschaft und war eine der größten Leipziger Rüstungsfirmen. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in mindestens 13 Lagern untergebracht waren.
Im Gasthof „Zur Erholung“ in Lützschena waren französische Zwangsarbeiter untergebracht.
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Gasthof "Zur Erholung"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer)
Lage: Quesitz Nr. 1b (heute Lützner Straße 116, Markranstädt)
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG, Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren. Im Quesitzer Gasthof "Zur Erholung" (heute Hotel "Kastanienhof") waren Niederländer einquartiert.
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Gasthof "Zur Linde"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Dorfstraße 20, Taucha
Träger: Mitteldeutsche Motorenwerke
Informationen: Die Mitteldeutschen Motorenwerke wurden 1935 als Tochtergesellschaft der Auto-Union AG Chemnitz gegründet und produzierten Motoren für Kampfflugzeuge, vor allem für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Werk fast 10.000 Mitarbeiter_innen beschäftigt, unter ihnen bis zu 4.000 Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in mindestens 14 Lagern in Taucha und der Umgebung des Werks untergebracht.
Im Gasthof „Zur Linde“ waren Tschechen einquartiert.
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Gaststätte "Bayrischer Hof"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Eisenbahnstraße 72
Träger: Kurt Braune, Autoreparatur / Karl Kotz, Spezialwerkstatt für Dieselzugmaschinen / Vulcom-Pneu-Fabrik Hans Werner / "Vulkan" Gummiwarenfabrik Weiß & Baeßler AG
Informationen: In der Gaststätte "Bayrischer Hof" in der Eisenbahnstraße 72 waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Bereits im November 1941 beabsichtigten die Leipziger Stadtwerke, die Gaststätte zur Unterbringung ausländischer Arbeitskräfte, die für die Stadtreinigung und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) arbeiteten, "auf unbestimmte Zeit" anzumieten. Warum diese Pläne nicht realisiert wurden, ist nicht bekannt.
Stattdessen wurde die Gaststätte von mehreren kleinen Autoreparatur-Werkstätten als Zwangsarbeitslager genutzt:
- Autoreparatur Kurt Braune, Schlageterstraße 8 (heute Georg-Schwarz-Straße)
- Karl Kotz, Spezialwerkstatt für Dieselzugmaschinen, Kohlgartenstraße 7/9
- Vulcom-Pneu-Fabrik Hans Werner, Lutherstraße 13
- "Vulkan" Gummiwarenfabrik Weiß & Baesler AG, Kaiserstraße 24-32 (heute Endersstraße)
Im Lager waren französische und belgische Mechaniker und Autoschlosser untergebracht, die für die verschiedenen Firmen Zwangsarbeit verrichten mussten. Das Lager wurde beim Luftangriff am 4. Dezember 1943 zerstört.
Gaststätte "Concordia"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hähnelstraße 8
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Drei Lilien"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Belgien (Frauen)
Lage: Kohlgartenstraße 63
Träger: Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwoll Spinnerei AG
Informationen: 1866 wurde die Seiden- und Garnhandlung Tittel & Krüger im Leipziger Barfußgässchen gegründet, 1877 wurde mit der Herstellung von Wolle und Garnen in Plagwitz begonnen. Bis zum I. Weltkrieg entwickelte sich der Betrieb zu einem der größten Unternehmen in der Textilbranche. 1932 erfolgte der Zusammenschluss der Sächsischen Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel und Krüger, Leipzig und der Sternwoll-Spinnerei Bahrenfeld GmbH zu einer Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung Wollgarnfabrik Tittel und Krüger und Sternwollspinnerei AG Bremen mit Verwaltungssitz in Leipzig. 1936 beschäftigte das Werk in Leipzig 1.200 Arbeitskräfte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde vor allem für den Wehrmachtsbedarf produziert: Sockengarn und Strümpfe, Fingerhandschuhe, Pulswärmer, Kopfschützer, Isländerpullover, Schlupfjacken, Unterjacken und blauweiße Halstücher für die Marine, Unterjacken für Hochgebirgstruppen etc. Damit wurde die Wollgarnfabrik zum "kriegsentscheidenden Betrieb" und konnte beim Arbeitsamt ausländische Arbeitskräfte beantragen. Ende 1942 waren bereits 20-25% der Arbeitskräfte ausländische Zwangsarbeiter:innen aus Italien, Belgien, Dänemark und anderen Ländern.
Die Belgier_innen waren in der Gaststätte "Drei Lilien" in Leipzig-Reudnitz untergebracht. Als das Gebäude Ende 1943 bei einem Luftangriff zerstört wurde, wurden sie provisorisch in Fabrikräumen in der Nonnenstraße einquartiert. Die anderen Zwangsarbeiter_innen wohnten vermutlich von vornherein auf dem Werksgelände.
Die Wollgarnfabrik musste auch Produktionsräume und Arbeitskräfte für die Rüstungsproduktion abgeben, u.a. für die Deutsche Kugellagerfabrik, die ATG und Rheinmetall-Borsig.
Nach Kriegsende wurde die Wollgarnfabrik verstaatlicht und hieß ab 1952 VEB Leipziger Wollgarnfabrik. 1968 wurde der Betrieb mit der Mitteldeutschen Kammgarnspinnerei (Mika, vormals Kammgarnspinnerei Stöhr & Co.) zum VEB Buntgarnwerke Leipzig zusammengeschlossen. 1990 wurde der Betrieb eingestellt. Heute sind die Gebäude in der Nonnenstraße das größte deutsche Industriedenkmal der Gründerzeit.
Quellen/ Literatur
Robert Strötgen (1995), Arbeit und Arbeitsbeziehungen in Leipziger Textilfabriken zwischen 1925 und 1945. Magisterarbeit.
Gaststätte "Elsterschlösschen"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Rittergutsstraße 15
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Feldschlösschen"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Schlageterstraße 85 (heute Georg-Schwarz-Straße)
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Friedensburg"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Schlageterstraße 56 (heute Georg-Schwarz-Straße)
Träger: Metallgußgesellschaft mbH
Informationen: Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes untergebracht.
In der Gaststätte „Friedensburg“ waren tschechische Zwangsarbeiter einquartiert.
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Gaststätte "Friedrichshallen"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Brandstraße 11/13
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
Die Gaststätte "Friedrichshallen" wurde 1890 als Vergnügungsetablissement und Hotel errichtet und verfügte über einen Konzert- und Ballsaal. Ab 1944 waren dort tschechische Zwangsarbeiter aus dem Protektorat Böhmen und Mähren untergebracht. Sie arbeiteten als Schlosser im Werk Markkleeberg. Beim Luftangriff vom 20.02.1944 wurde das Lager vollständig zerstört.
Gaststätte "Gewerbehaus"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Henricistraße 7
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Goldener Anker"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Knopstraße 1 (heute Renftstraße 1)
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
In der Gaststätte "Goldener Anker" waren vermutlich Italiener untergebracht.
Die Gaststätte mit Ball- und Konzerthaus wurde 1873 errichtet und ist eine der großen Leipziger Kultureinrichtungen. Während der DDR beherbergte das Gebäude ein städtisches Jugendklubhaus, seit 1991 befindet sich der "Anker" als soziokulturelles Zentrum in freier Trägerschaft.
Gaststätte "Goldner Adler"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Angerstraße 49
Träger: Sächsische Röhrenfabrik A. Thierfelder & Co.
Informationen: Die Sächsische Röhrenfabrik wurde 1889 zur Fertigung von Schornsteinen gegründet. Die Firma beschäftigte Zwangsarbeiter:innen aus Holland, Belgien, Frankreich, Litauen, dem Protektorat Böhmen & Mähren, der Slowakei und anderen Ländern, die in verschiedenen Lagern untergebracht waren. In der Gaststätte "Goldner Adler" in der Lindenauer Angerstraße 49 waren Belgier, Litauer und Niederländer einquartiert.
Gaststätte "Gosen-Schlößchen" ("Tschechenlager") / Kriegsgefangenenlager L 271
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Alte Straße 6
Träger: Eduard Steyer, Bauunternehmer / Stadtwerke Leipzig, Gaswerk
Informationen: In der Alten Straße 6 befand sich die Gastwirtschaft "Gosen-Schlößchen Plagwitz", in der während des Zweiten Weltkriegs vermutlich tschechische Zwangsarbeiter untergebracht waren. Im Lager waren auch Kriegsgefangene einquartiert. Im März 1942 setzten die Stadtwerke Leipzig (Gaswerk) etwa 20 Kriegsgefangene ein, die im Lager L 271 in der Alten Straße 6 wohnten.
Gaststätte "Grüne Aue"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), unbekannt, Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Auenstraße 31/33, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Metallgußgesellschaft mbH
Informationen: Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes oder direkt auf dem Werksgelände untergebracht.
Die Firma mietete während des Zweiten Weltkrieges die Gaststätte "Grüne Aue" als Auffanglager für neue Zwangsarbeiter:innen an.
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Gaststätte "Güldene Aue"
Nationalität/ Herkunft: Jugoslawien (Kroatien, Frauen), Jugoslawien (Kroatien, Männer)
Lage: Dorfstraße 15 (heute Zum Kleingartenpark)
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
In der Gaststätte "Güldene Aue" waren kroatische Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Heute befindet sich dort ein Kindergarten.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Gute Quelle"
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Leipziger Straße 22, Markranstädt
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren.
Die Unterkunft in der Leipziger Straße 22 befand sich in der Gaststätte "Gute Quelle". Hier waren 180 Franzosen untergebracht.
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Gaststätte "Kiste"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Eisenbahnstraße 148
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Kronprinz"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Ukraine, Frauen)
Lage: Marktstraße, Zwenkau
Träger: vermutlich BRABAG
Informationen: Im Saal der Gaststätte "Kronprinz" waren ab Mitte 1944 ukrainische Frauen und Mädchen einquartiert. Sie wurden zur Bedienung von Nebelgeräten eingesetzt, um bei Luftangriffen das Böhlener Werk einzunebeln.
Gaststätte "Lindenhof"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Alte Salzstraße 17
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Löwenpark"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), unbekannt
Lage: Lange Reihe 2-6
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
Die Gaststätte "Löwenpark" mit Fest,-Tanz und Kultursaal wurde 1875 errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges mieteten die Junkers-Werke Teile des Gebäudes an, um italienische Militärinternierte und Zivilarbeiter unterzubringen.
Heute befindet sich dort der "Centralpalast", eine Veranstaltungs-Location.
Gaststätte "Luppenschlößchen"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Frankfurter Straße 41 (heute Jahnallee)
Träger: Rudolph & Schonath, Bauunternehmen
Informationen: Die Baufirma Rudolph & Schonath beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter:innen, die in fünf Lagern untergebracht waren. Weitere Informationen sind nicht bekannt.
Gaststätte "Metropol"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Gottschedstraße 16
Träger: Tauscher, Kraftfahrzeugs-Handelsgesellschaft
Informationen: /
Gaststätte "Park Meusdorf"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), unbekannt, Dänemark (Männer)
Lage: Preußenstraße 138 (heute Prager Straße 390)
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG) / Stadtverwaltung Leipzig
Informationen: An der Landstraße nach Grimma (heute Prager Straße) befand sich bereits seit dem Mittelalter eine Schenke. Die Gaststätte "Park Meusdorf" wurde im 19. Jahrhundert um einen Park, einen Ballsaal, einen Theatersaal und eine Obstweinschänke erweitert. Um die Jahrhundertwende kamen Kegelbahn, Schießstand, ein Aussichtsturm und ein Kinderspielplatz hinzu. Das gesamte Ausflugsareal in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals bot ungefähr 1.000 Gästen Platz.
In der Weimarer Republik fanden in der Gaststätte politische Kundgebungen statt. Adolf Hitler hielt dort 1932 eine Rede. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile des Areals als Unterkünfte für Kriegsgefangene genutzt. Einige von ihnen gehörten zum Bereich „Oberbürgermeister Sofortmaßnahmen“, einer Verfügungsreserve von Arbeitskräften für die Stadtverwaltung, die vor allem zu Reparatur- und Enttrümmerungsarbeiten nach Luftangriffen eingesetzt wurde.
Auch die Rüstungsfirma HASAG brachte im "Park Meusdorf" Zwangsarbeiter:innen unter - zeitweise wohnten dort 700 "Ostarbeiterinnen", die täglich mit der Straßenbahn ins HASAG-Werk nach Schönefeld fuhren. Auch Dänen und Polinnen waren dort einquartiert.
Nach Kriegsende wurden die meisten Gebäude bis auf die Gaststätte abgerissen und ein Altenheim eingerichtet. Momentan beherbergt das Gebäude eine Werkstatt für behinderte Menschen.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Reichshallen" ("Kroatenlager")
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Jugoslawien (Kroatien, Männer)
Lage: Elisabethstraße 7
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
In der Elisabethstraße befanden sich die "Reichshallen", das größte Theater-, Ball- und Konzert-Etablissement des Leipziger Ostens. Hier waren während des Zweiten Weltkrieges vermutlich kroatische und tschechische Zwangsarbeiter der Firma HASAG untergebracht.
Nach dem Krieg wurde das Gebäude als Gastwirtschaft und Probenraum des Leipziger Rundfunk-Sinfonie-Orchesters genutzt. Heute befindet sich dort ein Neubau.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Reichsverweser"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Dieskaustraße 93
Träger: Brauerei C. W. Naumann AG / Eduard Steyer, Bauunternehmer
Informationen: /
Gaststätte "Rosenkranz"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Leipziger Straße 1, Markranstädt
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren.
Die Unterkunft in der Leipziger Straße 1 befand sich in der Gaststätte "Rosenkranz". Hier waren 94 Belgier und Franzosen untergebracht.
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Gaststätte "Sächsischer Hof"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Löbauer Straße 49
Träger: Deutsche Reichspost / Mannesmann Rohrleitungsbau-AG
Informationen: Die Deutsche Reichspost betrieb in Leipzig mehr als zehn Zwangsarbeitslager. 1944 waren in Leipzig bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
1922 wurde in Bitterfeld die E. Otto Dietrich Rohrleitungsbau-AG gegründet, die ihren Firmensitz 1938 nach Leipzig verlegte und ab 1941 als Mannesmann Rohrleitungsbau AG firmierte. Die Firma stellte Entaschungsanlagen sowie Gas- und Wasserversorgungsleitungen her. Der Firmensitz befand sich in der Riesaer Straße 74. Laut Aussage eines belgischen Zwangsarbeiters wurde bei Mannesmann an sechs Tagen für jeweils 12 Stunden gearbeitet, mit einer halben Stunde Mittagspause. Die Sonntage waren frei.
In der Gaststätte "Sächsischer Hof" waren Zwangsarbeiter:innen beider Firmen untergebracht. In den Erinnerungen des Belgiers gab es dort viele Ratten und zum Essen nur Brot mit Marmelade.
Gaststätte "Sonneneck"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Hohe Straße 20
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gaststätte "Sophienschlößchen"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer)
Lage: Konradstraße 20 (westlich der heutigen Sporthalle Eisenbahnstraße/Thümmelstraße)
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
Die Gaststätte "Sophienschlößchen" war bis 1933 ein Arbeiterlokal und Vereinslokal der Arbeitersportler. Während des Kapp-Putsches 1920 war die Gaststätte Stützpunkt der Arbeiter:innen Volkmarsdorfs und Neuschönefelds.
Während des Zweiten Weltkrieges mietete die Firma HASAG das Lokal zur Unterbringung holländischer Arbeitskräfte an. Nachdem die Zwangsarbeiterunterkunft in der Gaststätte "Zum Alten Fritz" (Alfred-Kindler-Straße 17, heute Hermann-Liebmann-Straße) beim Luftangriff am 4.12.1943 komplett zerstört wurde, wurden die dort einquartierten Niederländer in das "Sophienschlößchen" verlegt.
Heute befindet sich auf dem Gelände der Park Rabet.
Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Thüringer Hof"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Weißenfelser Straße 81
Träger: Tierhaarverwertung Rödinger & Quarch
Informationen: Die Rauchwarenzurichterei und Färberei Rödiger & Quarch wurde 1843 gegründet und nach dem 1. Weltkrieg durch die Firma Thorer & Co. übernommen. Beide Firmen waren in der Angerstraße 40 ansässig, wo sich mehrere Pelzveredlungsbetriebe befanden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hauptsächlich Rüstungsaufträge bearbeitet. Im Juni 1941 wurde das Unternehmen als Rüstungsbetrieb anerkannt.
Rödiger & Quarch beschäftigte Zwangsarbeiter:innen aus Polen, Belgien und der Tschechoslowakei, die in vier Lagern untergebracht waren. In der Gaststätte „Thüringer Hof“ wohnten Polen und Tschechen. Das Gebäude existiert nicht mehr.
1946 wurde das Unternehmen enteignet und firmierte in der DDR als VEB Stadtpelz bzw. VEB Edelpelz.
Gaststätte "Vier Linden"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Leipziger Straße 90, Markranstädt
Träger: Dr. Gaspary & Co. AG Markranstädt
Informationen: Die Firma Dr. Gaspary & Co. AG in Markranstädt begann 1905 mit der Produktion von Maschinen für die Bauindustrie (Mischmaschinen für Mörtel und Beton, Dachziegelmaschinen etc.), ab 1932 wurden auch Holzbearbeitungsmaschinen hergestellt. Während des Zweiten Weltkrieges montierte die Firma Flugzeug-Fahrwerke für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Im Werk waren mehr als 600 Zwangsarbeiter:innen beschäftigt, die in sieben Lagern untergebracht waren.
Die Unterkunft in der Leipziger Straße 90 befand sich in der Gaststätte "Vier Linden". Hier waren mindestens 115 Polen, 28 Polinnen, 47 Ukrainer, 108 Russen und 37 Italiener untergebracht.
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Gaststätte "Waldcafé"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Koburger Straße 6/8
Träger: G.E. Reinhardt, Maschinen- und Zahnräderfabrik
Informationen: Die Firma G. E. Reinhardt produzierte Druckmaschinen sowie Zahnräder für Flugzeugmotoren und war während des Zweiten Weltkrieges eines der größten Unternehmen in Connewitz. Ab 1938 wurde ausschließlich für die Rüstungsindustrie (vor allem für die Luftwaffe) gearbeitet. 1940 hatte die Firma etwa 1.000 Beschäftigte.
Ab 1939 setzte die Firma Zwangsarbeiter:innen ein, die bald ein Drittel der Belegschaft ausmachten. Sie kamen aus Polen, Italien, der Sowjetunion, Lettland, Ungarn, Estland, Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden.
Die Gaststätte "Waldcafé" wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Ausflugsrestaurant gebaut, mit Freisitz und Bootsverleih. Die Firma G.E. Reinhardt baute das Lokal zum Lager für italienische Zwangsarbeiter um. Ende 1942 wurde das Lager aufgelöst und die Zwangsarbeiter in das Barackenlager "An der Märchenwiese" umquartiert.
Quellen/ Literatur
Florian Schäfer / Paula Mangold (2014): "Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau." bookra-Verlag, Leipzig
Gaststätte "Waldschänke" (auch "Waldschenke")
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Raschwitzer Straße 12, Markkleeberg
Träger: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Werk Markkleeberg-West
Informationen: Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG mit Hauptsitz in Dessau hatte
auch Werksstandorte in Leipzig und Markkleeberg. Die Firma stellte verschiedene Motoren- und Flugzeugtypen her und war damit ein bedeutender Zulieferer der Rüstungsindustrie. In Leipzig unterhielt die Firma 21 Lager für Zwangsarbeiter:innen. Diese mussten zum größten Teil in der Reparaturwerft auf dem ehemaligen Flughafen Mockau arbeiten.
Ende 1943 übernahm die Firma Junkers die Werkhallen der Spinnerei Stöhr in Markkleeberg-West und richtete dort ein neues Produktionsgebäude ein. Der erhöhte Arbeitskräftebedarf wurde mit Zwangsarbeiter_innen gedeckt, vor allem aus Polen und Frankreich. Im Sommer 1944 richtete die Junkers AG außerdem ein Frauen-Konzentrationslager am Wolfswinkel ein.
Zur Unterbringung von zivilen Zwangsarbeiter:innen mietete die Firma auch die beliebte Ausflugsgaststätte "Waldschänke" (auch "Waldschenke") an. Die "Waldschenke" wurde um 1900 errichtet und Ende der 1960er Jahre im Zuge des Baus der neuen Bundesstraße abgerissen.
Gaststätte "Wartburg"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (unbekannt), Belgien (Männer)
Lage: Graf-Spee-Straße 34 (heute Hans-Driesch-Straße)
Träger: Metallgußgesellschaft mbH
Informationen: Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes oder direkt auf dem Werksgelände untergebracht.
In der Gaststätte „Wartburg“ waren Belgier (Flamen) einquartiert. Die Unterkunft war für 60 Personen ausgelegt. Im Gebäude befand sich auch ein "Ostarbeiterlager", über das keine weiteren Informationen bekannt sind.
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Gaststätte "Winters Kaffeegarten"
Nationalität/ Herkunft: Niederlande (Männer), Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Männer), Ungarn (Männer)
Lage: Pegauer Straße 55 (heute Wolfgang-Heinze-Straße)
Träger: Eberspächer GmbH, Metallfensterfabrik
Informationen: Die Eberspächer GmbH wurde 1856 in Baden-Württemberg gegründet. Der Handwerksbetrieb stellte metallgefasste Dachverglasungen für Fabrikhallen und Bahnhöfe her, später wurde er zum Zuliefererbetrieb der Automobilindustrie.
1936 wurde in der Markranstädter Straße 2 ein Zweigwerk gegründet, in dem Verbrennungsmotoren hergestellt und vertrieben wurden. 1939 stieg die Firma in die Luftrüstung ein und produzierte Teile für Flugzeugmotoren (insbesondere Abgasanlagen). Im Sommer 1940 wurden die ersten polnischen Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, später auch "Ostarbeiter" und italienische Militärinternierte sowie Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Frankreich, Protektorat Böhmen und Mähren, Belgien, Polen, Ungarn und Kroatien. Mindestens 950 Zwangsarbeiter:innen waren für Eberspächer im Einsatz, vermutlich sogar mehr. Die Firma unterhielt mindestens fünf Lager in Leipzig.
Die Gaststätte "Winters Kaffeegarten" wurde bis Sommer 1943 als Gasthaus genutzt. Die Eberspächer GmbH mietete die Räume an und baute den Saal und den Bühnenraum zum Schlafquartiert für 80 Personen um. Hier waren Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien, Ungarn und Kroatien einquartiert, vermutlich war der Saal überbelegt. Die Belegung des Lagers unterlag starken Fluktuationen; im Februar 1944 wohnten noch 51 Belgier und Niederländer dort.
Beim Luftangriff am 20.02.1944 wurde "Winters Kaffeegarten" zerstört und die verbliebenen Zwangsarbeiter in andere Lager in der Antonienstraße und Simildenstraße verlegt.
Quellen/ Literatur
Florian Schäfer / Paula Mangold (2014): Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau. bookra-Verlag, Leipzig.
Gaststätte "Zum Alten Fritz"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Niederlande (Männer)
Lage: Alfred-Kindler-Straße 17 (heute Hermann-Liebmann-Straße)
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
In der Gaststätte "Zum Alten Fritz" waren 1942/43 holländische Zwangsarbeiter einquartiert, zuvor wurde das Lager wahrscheinlich für Italiener genutzt. Beim Luftangriff am 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude komplett zerstört und die Zwangsarbeiter in das Lager "Sophienschlößchen" (Konradstraße 20) verlegt.
Heute befindet sich dort ein Parkplatz.
Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Zum Forsthaus"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer)
Lage: Seumestraße 2
Träger: Arthur Krause, Stanzwerkzeuge
Informationen: Im "Forsthaus Knautkleeberg" waren während des Zweiten Weltkrieges belgische Zwangsarbeiter untergebracht. Sie mussten im Handwerksbetrieb von Arthur Krause arbeiten, direkt gegenüber in der Dieskaustraße 290.
Gaststätte "Zum Keglerheim"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Göringstraße 73 (heute Bornaische Straße), Markkleeberg
Träger: August Erbe, Tiefbauunternehmen, Altenburg
Informationen: Das Altenburger Tiefbauunternehmen August Erbe war auch im Leipziger Raum tätig und betrieb zwei Zwangsarbeitslager. In der Gaststätte "Zum Keglerheim" waren mindestens 19 Polen und drei Tschechen einquartiert.
Gaststätte "Zum Mönchshof"
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Georgstraße 25 (heute Natonekstraße)
Träger: Richard Lehmann, Metallwaren- und Schraubenfabrik
Informationen: Die Metallwaren- und Schraubenfabrik von Richard Lehmann war in der Magdeburger Straße 4-6 ansässig. In der Georgstraße 25 (heute Natonekstraße) brachte die Firma französische Zwangsarbeiter unter, vermutlich in der Gaststätte "Zum Mönchshof", die sich im Erdgeschoss befand.
Nach Kriegsende wurde die Unterkunft bis zum 31. Mai 1945 als DP-Camp genutzt.
Gaststätte "Zum Rabensteiner"
Nationalität/ Herkunft: Jugoslawien (Kroatien, Frauen)
Lage: Dresdner Straße 7
Träger: Hugo Schneider Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
In der Gaststätte "Zum Rabensteiner" waren kroatische Zwangsarbeiterinnen einquartiert. Die Unterkunft befand sich im "Auguste-Schmidt-Haus", einem 1915 eröffneten Vereins- und Veranstaltungshaus im Leipziger Osten. 1943 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff zerstört.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte "Zum Ritter"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Frankreich (Männer)
Lage: Jahnstraße 2 (heute Industriestraße)
Träger: Eduard Steyer, Bauunternehmer
Informationen: /
Gaststätte "Zur Börse"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer), Polen (Frauen), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Rumänien (Männer)
Lage: Adolf-Hitler-Straße 96 (heute Leipziger Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Josef Kleebach, Modellfabrik GmbH, Holz- und Metallmodelle / Metallgußgesellschaft mbH
Informationen: In der Gaststätte "Zur Börse" in Böhlitz-Ehrenberg waren im Jahr 1941 polnische Zwangsarbeiterinnen der Metallguß GmbH untergebracht. Später wurde die Unterkunft für belgische, franzöische, rumänische, tschechische und italienische Zwangsarbeiter genutzt, die in der Modellfabrik Josef Kleebach arbeiten mussten.
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Gaststätte "Zur Mühle"
Nationalität/ Herkunft: Griechenland (Männer)
Lage: Seeburgstraße 88
Träger: Hönnecke & Ditter, Elektrische Spezialmaschinen
Informationen: Die Firma Hönnecke & Ditter, die in der Leplaystraße 10a ansässig war, produzierte Werkzeuge und Vorrichtungen, darunter Elektro-Hand-Bohrmaschinen. Sie war ein wehr- und kriegswichtiger Zuliefererbetrieb für die Flugzeugindustrie (z.B. Heinkel-Werke, Messerschmitt-Werke).
Im Betrieb waren Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Belgien, Niederlande, Griechenland, Italien, Bulgarien, Protektorat Böhmen und Mähren, Kroatien und Ungarn eingesetzt, größtenteils Facharbeiter (Metallarbeiter). Die Firma unterhielt mindestens fünf Zwangsarbeitslager im Leipziger Zentrum, unter anderem in der Gaststätte "Zur Mühle". Hier wohnten griechische Zwangsarbeiter. Einige Zwangsarbeiter waren auch privat oder in Herbergen einquartiert.
Nachdem das Betriebsgelände beim Bombenangriff am 4.12.1943 vollständig zerstört wurde, verlegte die Firma die Produktion provisorisch nach Mockau, Mölkau und Holzhausen. Im Mai 1944 zog die Firma ins erzgebirgische Eibenstock um, wo sie ebenfalls Zwangsarbeiter einsetzte.
Gaststätte " Zur Post"
Nationalität/ Herkunft: Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen)
Lage: Weberstraße 11, Zwenkau
Träger: Hupfeld-Zimmermann AG, Pianofortefabrik
Informationen: 1926 entstand die Hupfeld-Zimmermann AG durch Zusammenschluss der Ludwig Hupfeld AG und der Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann AG. Mit Werken in Böhlitz-Ehrenberg, Dresden, Johanngeorgenstadt und Gotha und einer Produktion von 20.000 Instrumenten jährlich war die Firma der größte Piano-Hersteller in Europa. Neben Klavieren wurden auch Phonolas, mechanische Selbstspiel-Instrumente sowie Rundfunkempfänger und Schallplattenspieler gefertigt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden kaum Klaviere, dafür Rüstungsgüter hergestellt, u.a. Munitionskisten und Treibstofftanks für die Luftfahrt.
1940 erwarb die Firma Hupfeld-Zimmermann AG eine stillgelegte Rauchwarenzurichterei in Zwenkau und richtete dort einen Betrieb ein, in dem Behälter für die Luftfahrt repariert wurden. Dabei waren Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion, Belgien, Frankreich, Italien und Polen im Einsatz.
In der Gaststätte „Zur Post“ brachte die Firma ab 1943 französische und belgische Zwangsarbeiter:innen unter.
1946 wurde die Firma enteignet und firmierte in der DDR als VEB Leipziger Pianofortefabrik.
Gaststätte "Zur Schillerlaube"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Schillerweg 31
Träger: Stadtwerke, Heizkraftwerk Nord
Informationen: 1937 wurden die Leipziger Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke in den Stadtwerken zusammengefasst. Das Unternehmen, das der Stadtverwaltung unterstellt war, versorgte die Leipziger:innen mit Strom, Licht, Gas, Wärme und Wasser. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigten die Stadtwerke zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus allen besetzten Ländern. Sie arbeiteten unter anderem im Kohlen-Transport, im Zentralgaswerk und bei der Müllabfuhr. Außerdem wurden sie nach Luftangriffen zu „Sofortmaßnahmen“ herangezogen, also zu Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten am Rohr- und Kabelnetz.
Im Heizkraftwerk Nord in der Eutritzscher Straße 14 waren Zwangsarbeiter:innen im Einsatz, die in der Gaststätte "Zur Schillerlaube" in Gohlis untergebracht waren.
Gaststätte "Zur Schmiede"
Nationalität/ Herkunft: Italien (Männer)
Lage: Linkelstraße 5
Träger: Zahnräderfabrik Max Müller
Informationen: Die in der Pittlerstraße 25 ansässige Zahnräderfabrik Max Müller produzierte Zahn-, Kegel-, Schnecken- und Kettenräder und war während des Zweiten Weltkrieges ein Zuliefererbetrieb für die Rüstungsindustrie, vor allem für die Allgemeine Transportanlagen GmbH (ATG), die Köllmann-Werke und die Heinkel-Flugzeugwerke in Rostock und Oranienburg. Im Betrieb waren italienische Zwangsarbeiter im Einsatz, die in der nahe gelegenen Gaststätte "Zur Schmiede" untergebracht waren.
Gaststätte "Zur Spinne"
Nationalität/ Herkunft: Polen (Frauen)
Lage: Heinrichstraße 36
Träger: Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
Informationen: Der 1863 ursprünglich als Lampen- und Metallwarenhersteller von Hugo Schneider gegründete Betrieb wuchs während des Nationalsozialismus zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches heran. Das Werk in Leipzig-Paunsdorf war in den 1930er Jahren der größte Betrieb in Sachsen. Die HASAG produzierte ab 1939 ausschließlich für die Wehrmacht - Panzerfäuste, Granaten, Munition, Panzerscheinwerfer, Isolierflaschen und weitere Güter. Ihren Hauptsitz hatte die Firma in der Hugo-Schneider-Straße (heute Permoserstraße) im Leipziger Nord-Osten.
Ab 1940 setzte die HASAG Zwangsarbeiter:innen in der Rüstungsproduktion ein. Sie waren in großen Barackenlagern unweit des Werksgeländes untergebracht, aber auch in Gaststätten oder auf Sportplätzen. Ingesamt betrieb die HASAG in Leipzig mehr als 20 Zwangsarbeitslager. Mitte 1944 waren im Leipziger Stammwerk 16.000 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter mehr als 10.000 Zwangsarbeiter:innen.
In der Gaststätte "Zur Spinne" waren polnische Zwangsarbeiterinnen untergebracht.
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Quellen/ Literatur
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Gaststätte
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Jahnstraße 66 (heute Industriestraße)
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gastwirtschaft "Albertsburg"
Nationalität/ Herkunft: Frankreich (Männer)
Lage: Gießerstraße 82
Träger: Max Helbig, Metallgießerei
Informationen: Die Metallgießerei Max Helbig war in der Markranstädter Straße 10a ansässig. In der Gaststätte "Albertsburg" waren französische Zwangsarbeiter untergebracht.
Gasthof "Heiterer Blick"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer)
Lage: Elsterberg 7/9, Lützschena
Träger: August Erbe, Tiefbauunternehmen, Altenburg
Informationen: Das Altenburger Tiefbauunternehmen August Erbe war auch im Leipziger Raum tätig und betrieb zwei Zwangsarbeitslager. Im Tanzsaal der Gastwirtschaft "Heiterer Blick" in Lützschena waren im September 1941 98 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht.
Gebäude der Leipziger Kammgarnspinnerei
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Jugoslawien (Männer), Belgien (Männer)
Lage: Pfaffendorfer Straße 31
Träger: Erla-Maschinenwerke GmbH, Werk V
Informationen: Die Erla-Maschinenwerke GmbH wurde 1934 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zur Herstellung von Kampfflugzeugen gegründet. Zwischen 1935 und 1937 wurde in der Wodanstraße 40 in Heiterblick das Werk I (Hauptwerk) mit fünf großen Produktionshallen errichtet. Gleichzeitig entstand am Flughafen Mockau das Werk II mit zwei Montagehallen, in denen die Endmontage der Flugzeugteile stattfand. 1937 wurde an der Kreuzung Theklaer / Heiterblickstraße das Werk III gebaut, in dem die Tragflächen gefertigt wurden.
1938 ging die Firma zur serienmäßigen Großproduktion von Jagdflugzeugen über. Von 1937 bis 1945 lieferten die Erla-Werke mehr als 11.000 Flugzeuge des Typs Me 109 an die deutsche Luftwaffe aus.
Ab 1941 setzten die Erla-Werke in Leipzig zivile Zwangsarbeiter:innen ein, ab 1943 auch KZ-Häftlinge. 1943 waren in bei den Erla-Werken in Leipzig 25.000 Menschen beschäftigt, darunter mehr als 16.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Im Gebäude der Leipziger Kammgarnspinnerei befand sich das Werk V der Firma. Hier brachten die Erla-Werke ab 1944 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Belgien und Jugoslawien unter.
Heute befindet sich auf dem Geländer der ehemaligen Kammgarnspinnerei die Tropenhalle "Gondwanaland" des Leipziger Zoos.
Gebäude des RAD
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Frauen), Polen (Frauen), Sowjetunion (Männer), unbekannt, Belgien (Männer), Belgien (Frauen), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen), Ungarn (Männer), Ungarn (Frauen)
Lage: Graf-Spee-Straße 2 (heute Hans-Driesch-Straß)
Träger: Schumann & Co., Amaturen- und Apparatebau
Informationen: 1882 siedelte sich die Firma Schumann & Co. auf dem Gelände des heutigen Westwerk auf der Karl-Heine-Straße an. Die Firma stellte Armaturen und Apparate für Dampfkesselanlagen sowie Wasserstandszeiger, Sicherheitsventile, Absperrventile, Wasserhähne und andere Produkte her. In der Franz-Flemming-Straße in Leutzsch befand sich eine Eisengießerei. Im Ersten Weltkrieg wurden U-Boot-Armaturen und Granaten produziert.
Während des Zweiten Weltkrieges hatte die Firma ungefähr 700 Beschäftigte, darunter mehr als 150 Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Italien, Belgien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn. Die Produktion wurde wieder auf Armaturen für U-Boote (u.a. für Blohm & Voss und Bremer Vulkan AG) umgestellt. Die Zwangsarbeiter:innen waren in mindestens drei Lagern in Lindenau, Leutzsch und Groitzsch untergebracht.
1953 wurde der Betrieb verstaatlicht (VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig). Im ehemaligen Gebäude des RAD befindet sich heute ein Gasthaus.
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Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Erinnerung an: die Opfer, das Unrecht und die Geschichte des NS-Zwangsarbeitseinsatzes in Leipzig und dessen Folgen
Lage: Permoserstraße 15
Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig wurde 2001 eröffnet.
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Gedenkstein
Erinnerung an: weibliche Gefangene des KZ-Außenlagers „HASAG Leipzig“
Lage: Permoserstraße 6-14
Inschrift: "AN DIESER STELLE BEFAND SICH // 1944-1945 EIN AUSSENLAGER // DER KONZENTRATIONSLAGER // RAVENSBRÜCK UND BUCHENWALD // TAUSENDE FRAUEN VIELER NATIONEN // WURDEN HIER DURCH DEN FASCHISTISCHEN // RÜSTUNGSKONZERN HASAG UNMENSCHLICH // AUSGEBEUTET. WIR EHREN DAS ANDENKEN // DERER, DIE HIER LITTEN UND STARBEN"
Der Gedenkstein wurde 1970 auf Initiative der Leipziger Bezirkskommission für Angelegenheiten der Verfolgten des Naziregimes (VdN) und des Stadtbezirks Nord-Ost errichtet.
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Quellen/ Literatur
Isabella Beck / Lilith Günther: „Der Gedenkstein an der Permoserstraße – Genese eines marginalisierten Erinnerungsortes“, in: Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenkstein auf dem Friedhof in Engelsdorf
Erinnerung an: Opfer des Faschismus, speziell an die sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter:innen, die im Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Leipzig-Engelsdorf Zwangsarbeit leisten mussten und dort starben, sowie an die Engelsdorfer Antifaschisten Kurt Krah und Arthur Thiele
Lage: Friedhof Leipzig-Engelsdorf, Kirchweg
Inschrift: "ZUM // GEDENKEN // AN DIE // OPFER // DES // FASCHISMUS"
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
https://www.stsg.de/cms/dokstelle/leipzig-engelsdorf (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden: Grabstätten sowjetischer Bürger in Sachsen)
Gedenkstein für das "Internationale Antifaschistische Komitee"
Erinnerung an: den deutsch-sowjetischen Widerstand des "Internationalen Antifaschistischen Komitees" (IAK). Das IAK bestand aus sowjetischen Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangenen und deutschen Kommunist:innen. Namentlich auf dem Gedenkstein erwähnt werden die Mitglieder Nikolai W. Rumjanzew (sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter bei den mitteldeutschen Motorenwerken in Taucha (MIMO) und der Hugo Schneider AG (HASAG)), Boris W. Losinski (sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter bei den Mitteldeutschen Motorenwerken in Taucha (MIMO) und der Hugo Schneider AG (HASAG)) sowie Taissija (Taja) N. Tonkonog (Zwangsarbeiterin in der Firma Karl Krause). Das IAK verbreitete Flugblätter und beabsichtigte, einen Aufstand der Zwangsarbeiter:innen vorzubereiten. 1944 wurde die Gruppe aufgedeckt. Die sowjetischen Mitglieder wurden nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Die deutschen Mitglieder wurden Ende 1944 vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Vier davon bekamen Todesurteile. Die Bombardierung Dresdens verhinderte jedoch ihre Vollstreckung, und sie konnten flüchten.
Lage: Nikolai-Rumjanzew-Straße / Ratzelstraße
Inschrift: "1942-1944 // SOWJETISCHE UND DEUTSCHE // KOMMUNISTEN // LEITETEN VON HIER AUS // DEN WIDERSTANDSKAMPF // GEGEN DEN FASCHISMUS // // N.W. RUMJANZEW // B.W. LOSINSKI // T.N. TONKONOG // // SIE OPFERTEN IHR LEBEN // FÜR DIE BEFREIUNG"
Das Denkmal wurde 1960 errichtet.
Zwei Straßennamen erinnern in Leipzig-Kleinzschocher und Leipzig-Schönefeld zusätzlichan Nikolai W. Rumjanzew und Boris W. Losinski.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenkstein für die Opfer des "Massakers von Abtnaundorf"
Erinnerung an: die Opfer des "Massakers von Abtnaundorf". Am 18. April 1945 sperrten SS-Leute im KZ-Außenlager "Leipzig-Thekla" (auch: "KZ Abtnaundorf") 304 kranke Häftlinge in eine Baracke ein, übergossen diese mit Benzin und schossen sie in Brand. Dabei starben mindestens 84 Menschen. Am 27.04.1945 wurden sie auf dem Leipziger Südfriedhof in der Mittelachse des neu entstanden Ehrenhains beigesetzt. Am Fußpunkt ihrer Gräber setzte man den Gedenkstein.
Lage: Friedhofsweg 3, Südfriedhof
Inschrift: "ACHTZIG // UNBEKANNTE OPFER // DES FASCHISMUS // ERMORDET IM APRIL 1945 // IM KZ ABTNAUNDORF"
Der Gedenkstein wurde 1982 durch den Rat des Bezirkes Leipzig und den Rat der Stadt Leipzig errichtet.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", 2013.
https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/de/zwangsarbeit-in-leipzig/mahnmal-abtnaundorf (Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Informationen zum "Massaker von Abtnaundorf" und Verzeichnis der Todesopfer)
https://www.stsg.de/cms/dokstelle/leipzig-stoetteritz (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden: Grabstätten sowjetischer Bürger in Sachsen)
Gedenkstein für italienische Opfer des Zweiten Weltkriegs
Erinnerung an: italienische Opfer des Zweiten Weltkrieges
Lage: Oststraße 119, Ostfriedhof
Inschrift: "REPUBBLICA ITALIANA // // A PERENNE MEMORIA // DEI CADUTI ITALIANI // CHE QUI RIPOSANO // // ZUM STETEN GEDENKEN // AN IHRE HIER // RUHENDEN GEFALLENEN"
Der Gedenkstein wurde 1994 mit Mitteln des Ministeriums für Verteidigung der Republik Italien errichtet.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenkstein in Böhlitz-Ehrenberg
Erinnerung an: die Opfer des NS-Regimes in Leipzig-Böhlitz-Ehrenberg, speziell an Antifaschist:innen wie Arthur Feistkorn, Rudolf Hartig, Walter Jurisch, Wilhelm Winkler, das Ehepaar Eichhorn sowie an den jüdischen Bürger Willy Rosenberg, der im KZ Auschwitz umkam, sowie an mehr als 1.000 Zwangsarbeiter:innen, die in der Gegend um Böhlitz-Ehrenberg in den Rüstungsbetrieben arbeiten mussten
Lage: Leipziger Straße 81, Grünanlage im Bielagarten
Inschrift: "EUCH ZUM RUHM // UNS ZUR MAHNNUNG // // V. d. N."
In der Mitte befindet sich das Emblem (Abzeichen) der FIR, der "Fédération Internationale des Résistants" ("Internationale Föderation der Widerstandskämpfer")
errichtet Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre durch die FIR, die "Fédération Internationale des Résistants" ("Internationale Föderation der Widerstandskämpfer"), an diesem Standort neu eingeweiht 2005
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenk- und Informationsstele
Erinnerung an: das KZ-Außenlager "HASAG Leipzig"
Lage: Kamenzer Straße 10/12
Am 12. Juli 2022 weihten die Stadt Leipzig, Kulturamt, und die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers "HASAG Leipzig" eine Gedenkstele ein. Sie informiert über das Lager und die Gefangenen, die Zwangsarbeit im Rüstungskonzern HASAG und den Alltag im KZ-Außenlager.
Seit 2009 befand sich dort eine Gedenktafel, die durch das Engagement von verschiedenen Initiativen und Einzelpersonen, v. a. durch die Gruppe "Gedenkmarsch zur Erinnerung an das KZ-Außenlager und die Opfer der Todesmärsche" errichtet wurde. Sie wurde im Juli 2022 durch die Initiator:innen entfernt.
Verknüpfte Orte
Quellen/ Literatur
Karay, Felicja: Wir lebten zwischen Granaten und Gedichten. Das Frauenlager der Rüstungsfirma HASAG im Dritten Reich, Köln/Weimar/Wien 2001.
Erinnern an NS-Verbrechen in Leipzig e.V.: KZ-Außenlager »HASAG Leipzig« Größtes Frauenaußenlager des KZ Buchenwald, 2021.
Anne Friebel / Josephine Ulbricht (Hg.), Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern HASAG. Der Werksstandort Leipzig im Nationalsozialismus und seine Nachgeschichte. Hentrich & Hentrich, 2023.
https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/de/zwangsarbeit-in-leipzig/ns-zwangsarbeit/kz-aussenlager-hasag-leipzig (Informationen zum KZ-Außenlager "HASAG Leipzig", Audiofeatures und Broschüre)
Gedenktafel
Erinnerung an: die Häftlinge des KZ-Außenlagers "Leipzig Thekla", die im Werk III der Erla-Werke in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten und im April 1945 auf sogenannte Todesmärsche getrieben wurden
Lage: Heiterblickstraße
Inschrift: "Den Opfern der Todesmärsche // Frühjahr 1945 // // HER BEFAND SICH im Sommer 1943 bis zum 18. April 1945 das Außenlager // Abtnaundorf des KZ Buchenwald. Bis zu 1.000 Häftlinge verschiedener Nationen // arbeiteten im Werk III der Erla-Werke Leipzig, das sich an der Ecke Theklaer // Heiterblickstraße befand. Sie stellten Tragflächen für das Jagdflugzeug Me 109 // her. // Am 13. April 1945 wurden die Häftlinge dieses Lagers zusammen mit den // Häftlingen aus dem zweiten KZ-Lager der Erla-Werke in Heiterblick von hier aus // auf den Todesmarsch getrieben. Unter ihnen befanden sich 200 jüdische Frauen. // Für die meisten Häftlinge endete der Todesmarsch erst am 9. Mai 1945 in der // Nähe von Teplice. Nur wenige haben ihn überlebt.
Quellen/ Literatur
Karl-Heinz Rother / Jelena Rother: "Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf", 2013.
Gedenktafel
Erinnerung an: Häftlinge des KZ-Außenlagers "Leipzig-Schönau", in dem etwa 500 Frauen Zwangsarbeit für das Rüstungsunternehmen ATG leisten mussten
Lage: Parkallee
Inschrift: "Halt! Stehenbleiben! // Frauen-KZ Schönau // // Auf dem Gelände der Parkallee // befand sich in den Jahren 1944/45 // eine Außenstelle des // Konzentrationslagers Buchenwald. // 500 Frauen waren hier als // Zwangsarbeiterinnen in Baracken // eingepfercht. // // Freie Schule Leipzig // BdA Leipzig e. V."
Die Tafel wurde 2014 auf Initiative der Freien Schule Leipzig, der Gruppe "Grünau hat Geschichte" und des Bunds der Antifaschisten Leipzig e. V. (BdA Leipzig e. V.) errichtet.
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Gedenktafel
Erinnerung an: weibliche KZ-Gefangene, vor allem ungarische Jüdinnen und französische Widerstandskämpferinnen, die im Außenlager des KZ-Buchenwald "Markkleeberg/Am Wolfswinkel" für die Junkers-Werke Zwangsarbeit leisten mussten
Lage: Am Wolfswinkel / Equipagenweg 21-23
Inschrift: "VOM 31. AUGUST 1944 BIS ZUM 13. APRIL 1945 // BEFAND SICH HIER IM WOLFSWINKEL EIN AUSSENLAGER DES // KONZENTRATIONSLAGERS // BUCHENWALD // IN DEM MEHR ALS 1000 UNGARISCHE JÜDINNEN UND // 250 FRANZÖSISCHE WIDERSTANDSKÄMPFERINNEN // INHAFTIERT // WAREN. DIESE HÄFTLINGSFRAUEN WURDEN VERPFLICHTET // ZWANGSARBEIT ZU LEISTEN UND BEGANNEN HIER UNTER // UNMENSCHLICHEN BEDINGUNGEN IHREN // TODESMARSCH // WIR EHREN DAS ANDENKEN DIESER FRAUEN // DIE OPFER DES NAZISMUS SIND“
1975: Einweihung der Gedenktafel mit ursprünglicher Textfassung; 1998: neue Gedenktafel mit geänderter Textfassung
Der ursprüngliche Text der Gedenktafel von 1975 lautete: "Im Wolfswinkel befand sich während des Faschismus ab 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald mit etwa 600 jüdischen Frauen aus Ungarn, die unter unmenschlichen Verhältnissen Zwangsarbeit leisten mussten und 1945 verschleppt wurden. Wir ehren die Antifaschisten, deren Schicksal unbekannt geblieben ist." Er wurde auf Betreiben ehemaliger Häftlinge 1998 angepasst.
Verknüpfte Orte
Quellen/ Literatur
Stessel, Zahava Szász: Schneeblumen. Überleben im KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg, Berlin/Leipzig 2021.
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenktafel in der General-Olbricht-Kaserne
Erinnerung an: 32 Häftlinge verschiedener Nationen, die am 13. April 1945 durch ein Exekutionskommando der Wehrmacht in der Kaserne Leipzig-Gohlis erschossen wurden
Lage: General-Olbricht-Kaserne, Landsberger Straße (nicht öffentlich zugänglich)
Inschrift: "DEN TOTEN ZUM GEDENKEN - // DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG // JAN BURES ∙ JOSEF GRÜNWALD ∙ GERHARD ZDENEK ∙ JARCSLAV // STANGL ∙ EMANUEL JAROSCH ∙ JOSEF STEFENICK ∙ KARL BRUCKNER // ARNOST SCHMIDT ∙ JAROSLAV KERMAR ∙ RUDOLF KOVARIC ∙ KARL // NEMEC ∙ JOSEF BURGET ∙ WENZEL HOFMANN ∙ STANISLAV PILGR // JOSEF DOSTAL ∙ RUDOLF MANN ∙ ALFRED ZEMAN ∙ JOSEF LHOTKA // GUSTAV SCHMIDT // JOSEF BENES ∙ VACLAV CIBULA ∙ PIERRE RUDAC // VOJTECH JEZEK ∙ HERBERT MÜLLER ∙ RUDOLF HARAS ∙ WILHELM // NIGGEMANN ∙ MARUS RENIER ∙ FRANZ TORDEC ∙ KAMIL HRUSKA // LUBONIW HYRSEL ∙ FRATIARK SCHUMANN ∙ ALOIS MAYR // // WURDEN AM 13. APRIL 1945 AN DIESER STELLE ERMORDET"
"DIE TOTEN MAHNEN // IN EWIGEM GEDENKEN AN // DIE AM 13. APRIL 1945 IN // DIESEM OBJEKT ERMOR- // DETEN ANTIFASCHISTISCHEN // WIDERSTANDSKÄMPFER"
Die Tafel wurde 1970 eingeweiht. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude, an dem sich die Gedenktafel befand, abgerissen, die Gedenktafel restauriert und in ein provisorisches Denkmal umgewandelt. 2012 wurde von Seiten der Bundeswehr eine Neugestaltung des Denkmals veranlasst.
Quellen/ Literatur
Bund der Antifaschisten e. V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN) (Hrsg.): Stätten des Gedenkens für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Leipzig 2006.
Gedenktafeln für verstorbene Kinder von Zwangsarbeiter:innen
Erinnerung an: Kinder von ausländischen Zwangsarbeiterinnen, die in Leipzig gestorben sind und hier bestattet wurden
Lage: Oststraße 119, Ostfriedhof
Inschrift: "In diesen beiden Gemeinschaftsgrabstätten ruhen // Kinder von Zwangs- und Zivilarbeiterinnen des 2. Weltkrieges // NIKOLAI BELJAKOWA - Sowjetunion - 3 Monate // THEODOR POPROZKA - Polen - 5 Tage // HERBERT ROUCKHUNT Belgien - 3 Monate // VALENTIN SPNYCH -Polen - 5 Monate"; "NINA GOLUB - Sowjetunion - 20 Tage // ELLENA KOIWEROGLOU - Griechenland - 2 Monate // ENRICO VENTURI - Italien - 3 Monate // PETER BRZOSKOWSKI - Polen - 1 Monat // RUZICA JOVICA - Bulgarien - 4 Monate // unbekannt GUZALO Sowjetunion - unbekannt // HALE PEREHUDA - Sowjetunion - 2 Monate // JURA MORNSCHKO - Sowjetunion - 1 Monat"
Die Gedenktafeln wurden 2017 durch die Stadt Leipzig (Amt für Stadtgrün und Gewässer, Abteilung Friedhöfe) errichtet.
Gemeinschaftslager
Lage: Einertstraße 10
Träger: Kaiser & Reimelt, Mühlenbau
Informationen: Die Firma Kaiser & Reimelt, ein Zuliefererbetrieb der Rüstungsindustrie, hatte ihren Sitz in der Lutherstraße 6/8. Sie unterhielt ein Zwangsarbeitslager in der Einertstraße 10, in dem unter anderem Griechen untergebracht waren.
Gemeinschaftslager "Am Krug" oder "Am Kreuz"
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Frauen), Sowjetunion (Männer), Frankreich (Männer), Frankreich (Frauen)
Lage: Kochstraße 132
Träger: Schirmer, Richter & Co., Gasmesserfabrik
Informationen: 1847 wurde die Gasmesserfabrik Schirmer, Richter & Co. als Zweigniederlassung einer französischen Firma gegründet. Ab 1938 begann die Umstellung der Produktion auf Rüstungsgüter.
Ab 1940 wurden französische Zwangsarbeiter:innen (überwiegend Fachkräfte wie Dreher, Schweißer, Klempner, Elektriker) beschäftigt, ab 1941 auch "Ostarbeiter:innen". 1945 machten die 200 Zwangsarbeiter:innen die Hälfte Belegschaft aus. Sie waren direkt auf dem Werksgelände untergebracht. 1944 betrug die durchschnittliche Wochen-Arbeitszeit der Zwangsarbeiter:innen 69 Stunden.
Die Betriebsleiter Wilhelm Schirmer und sein gleichnamiger Sohn wurden 1949 wegen Misshandlungen von Zwangsarbeiter:innen zu Freiheitsstrafen verurteilt. Aus den Prozessakten geht hervor, dass sie übertrieben hohe Strafen verhängt und sich gegen Einzelpersonen sehr brutal verhalten hatten. Selbst bei Bagatelldelikten wie Unpünktlichkeit wurden Prügelstrafen angewendet. Außerdem schalteten sie häufig übergeordnete Stellen wie die Gestapo ein, die Zwangsarbeiter:innen in Arbeitserziehungslager oder ins "Ausländergefängnis" in der Riebeckstraße 63 einwies.
Ab 1948 wurde der Betrieb treuhänderisch durch die Stadt Leipzig verwaltet und 1952 liquidiert. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Werksgelände die Kulturfabrik Werk 2.
Quellen/ Literatur
Florian Schäfer / Paula Mangold (2014): Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau. bookra-Verlag, Leipzig.
Gemeinschaftslager „Am Ritterschlößchen“
Nationalität/ Herkunft: Sowjetunion (Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Liebigstraße 14 (heute Lise-Meitner-Straße), Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Max Jahn, Stahl- und Eisengießerei GmbH
Informationen: Die Stahl- und Eisengießerei von Max Jahn war in Leipzig-Leutzsch ansässig. Auch in Böhlitz-Ehrenberg brachte die Firma Zwangsarbeiter:innen unter.
Gemeinschaftslager "An der Tabaksmühle"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: An der Tabaksmühle (genauer Standort unbekannt)
Träger: Opta Radio AG
Informationen: Die Opta Radio AG stellte in Leipzig-Stötteritz Rundfunktechnik und Luftfahrtgerätetechnik für die Rüstungsindustrie her. Die Firma setzte Zwangsarbeiter:innen ein, die in drei Lagern untergebracht waren.
Gemeinschaftslager "Annenschule" (Städtische Schule für Frauenberufe)
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Jugoslawien (Kroatien, Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Großbritannien (Männer)
Lage: Schillerstraße 9
Träger: Stadtverwaltung Leipzig / Stadtwerke Leipzig, Gaswerk
Informationen: Auf dem Gelände der Moritzbastei befand sich bis 1943 die "Annenschule", die auch als Zwangsarbeitslager genutzt wurde.
1796 wurde die erste konfessionslose Bürgerschule in Leipzig errichtet. Ab 1875 beherbergte das Gebäude die Städtische Schule für Frauenberufe, auch St.-Annen-Schule. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene untergebracht, die für die Stadtverwaltung und die Stadtwerke (Zentralgaswerk) arbeiten mussten. Beim Luftangriff am 4. Dezember 1943 brannte das Schulgebäude aus.
1944 wurden weitere Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene in der "Annenschule" untergebracht. Die Stadtverwaltung Leipzig suchte Anfang 1944 nach Unterkünften für etwa 800 englische Kriegsgefangene, die für "Sofortmaßnahmen" eingesetzt werden sollten. Sie wurden im südlichen Flügel der Annenschule untergebracht, dafür wurden die Fenster mit Stacheldraht vergittert. Ende Februar 1944 wurden außerdem 665 „Ostarbeiter“ in der Annenschule einquartiert, die ebenfalls für „Sofortmaßnahmen“ eingesetzt werden sollten. Auch französische Kriegsgefangene waren in der „Annenschule“ einquartiert. Im Juni 1944 waren in der Annenschule auch Zwangsarbeiter des Zentralgaswerks untergebracht.
Heute befindet sich auf dem Gelände das Kulturzentrum Moritzbastei.
Gemeinschaftslager (auch Kriegsgefangenen-Unterkunft)
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer)
Lage: Dübener Landstraße, Seehausen
Träger: Leipziger Luftschiffhafen und Flugplatz AG (LEFAG)
Informationen: Auf dem 1913 errichteten Flughafen Mockau waren im Zweiten Weltkrieg mehrere Luftrüstungsfirmen ansässig. Hier fand die Endmontage der Flugzeuge, das Einfliegen und das Einstellen der Bordwaffen statt. Auf dem Flughafen waren auch Zwangsarbeiter:innen im Einsatz. Während 1941-43 Kriegsgefangene im Bau der neuen Landebahn eingesetzt waren, arbeiteten viele zivile Zwangsarbeiter:innen in den ansässigen Rüstungsfabriken. Wo sich das Lager der LEFAG genau befand und wieviele Zwangsarbeiter:innen dort untergebracht waren, ist nicht bekannt. Nach Kriegsende wurde dort durch die US-amerikanische Militäradministration ein DP-Camp eingerichtet.
Gemeinschaftslager "Bayern"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer)
Lage: Dösner Weg 16
Träger: Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Im Dösner Weg 16 waren mindestens 19 französische und belgische Zwangsarbeiter untergebracht, die als Eisenbahner arbeiteten. Nach der Zerstörung des Lagers "Bayern" durch einen Luftangriff am 4.12.1943 wurden sie in das Gemeinschaftslager "Barneck" in Leutzsch umquartiert. Vermutlich waren im Lager auch tschechische Zwangsarbeiter untergebracht.
Gemeinschaftslager "Brunhilde"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: verlängerte Wissmannstraße 23 (heute Schulze-Delitzsch-Straße)
Träger: Dr. H. Fehlberg, Tiefbau und Baggerungen / Deutsche Reichsbahn
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Gemeinschaftslager "Defaka"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt, Frankreich (Männer)
Lage: Reichsstraße 2
Träger: Deutsche Familienkaufhaus GmbH / Deutsche Reichspost
Informationen: Die Deutsche Reichspost betrieb in Leipzig mehr als zehn Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Gemeinschaftslager "Emil"
Nationalität/ Herkunft: Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer)
Lage: Chemnitzer Straße 1
Träger: NSV-Schweinemästerei
Informationen: In der Chemnitzer Straße 1 befand sich während des Zweiten Weltkrieges eine Schweinemästerei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), in der tschechische Zwangsarbeiter beschäftigt waren.
Gemeinschaftslager "Fortuna"-Sportplatz
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Italien (Männer), Sowjetunion (Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Lettland, Männer)
Lage: Leipziger Straße 3 (heute Riesaer Straße 101), Engelsdorf
Träger: Deutsche Reichsbahn / Willi Matz, Holzbau- und Zimmereigeschäft u.a.
Informationen: Die Deutsche Reichsbahn unterhielt in Leipzig mehr als 30 Zwangsarbeitslager. 1944 waren bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Reichspost in Leipzig mehr als 3.000 Zwangsarbeiter:innen im Einsatz.
Auf dem "Fortuna"-Sportplatz, der heute noch an gleicher Stelle existiert, brachten die Deutsche Reichsbahn und andere Firmen Zwangsarbeiter:innen unter. 1943 waren in den Baracken 350 „Ostarbeiter“, 40 Ukrainer und 5 Polen einquartiert, die beim Reichsbahnausbesserungswerk in Engelsdorf arbeiten mussten.
Das Lager wurde nach Kriegsende als DP-Camp genutzt. Bis Herbst 1945 waren ehemalige italienische Zwangsarbeiter hier untergebracht.
Gemeinschaftslager Gaststätte "Hans-Sachs-Haus"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Schloßgasse 10
Träger: unbekannt
Informationen: /
Gemeinschaftslager Gaststätte "Waldmeister" (auch Lager "Schlegel")
Nationalität/ Herkunft: Polen (Männer), Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien, Männer), Belgien (Männer), Frankreich (Männer), Sowjetunion (Ukraine, Männer), Sowjetunion (Litauen, Männer)
Lage: Auenstraße 54, Böhlitz-Ehrenberg
Träger: Metallgußgesellschaft mbH / Schlegel GmbH, Präzisionswerkzeugfabrik
Informationen:Die Metallguß GmbH mit Sitz in Böhlitz-Ehrenberg gehörte zu den großen Rüstungsbetrieben Leipzigs. Während des Krieges wurden Metall-Gussteile für Flugzeugmotoren sowie Kanonenräder und Teile für Panzer und schwere Geschütze produziert. 1943 hatte die Firma ungefähr 4.000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte ausländische Zwangsarbeiter:innen. Diese waren in neun Lagern unweit des Werkes untergebracht.
Die Werkzeugfabrik Schlegel GmbH hatte ihren Sitz in der Franz-Flemming-Straße 11/13 in Leipzig-Leutzsch.
In der Gaststätte "Waldmeister" befand sich ein "Polenlager", das von beiden Firmen genutzt wurde. Später wurden auch Ukrainer, Franzosen, Tschechen, Belgier und Litauer dort untergebracht. Das Lager war für mehr als 200 Personen ausgelegt. 1940 brannte ein Teil des Lagers ab, drei polnische Zwangsarbeiter kamen dabei ums Leben. 1941 traten mehrere Fälle von Diphterie unter den Zwangsarbeitern auf.
Verknüpfte Orte
Gemeinschaftslager "Gaswerk"
Nationalität/ Herkunft: unbekannt
Lage: Waisenhausstraße (heute Arno-Nitzsche-Straße) (genauer Standort unbekannt)
Träger: Stadtverwaltung Leipzig, Vieh- und Schlachthof
Informationen: 1888 wurde der städtische Vieh- und Schlachthof in der Leipziger Südvorstadt eröffnet. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort Zwangsarbeiter:innen eingesetzt. Einige von ihnen waren im Lager "Gaswerk" untergebracht, das sich v