Gedenkstätte Zwangsarbeit in Leipzig - Comic und Nationalsozialismus: theoretische und künstlerische Auseinandersetzungen

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Donnerstag, 26. Januar 2017, 19:00 Uhr

Comic und Nationalsozialismus: theoretische und künstlerische Auseinandersetzungen

mit Paula Bulling und Ole Frahm

Ole Frahm: Mickey und der Golem. Reflexionen des Holocaust im Comic

Die visuelle Erinnerung an die Vernichtung der Juden ist in Deutschland maßgeblich durch Fotografien der Nationalsozialisten geprägt. Comics und Graphic Novels machen demgegenüber ein anderes Bildgedächtnis sichtbar. In ihren Zeichnungen kritisieren sie diese Dominanz und fragen danach, wie sich der Holocaust überhaupt darstellen lässt. Und so treten Gespenster und Golems auf und verunsichern die vorherrschenden Selbstverständlichkeiten.

Schon 1942 zeichnet Horst Rosenthal im Lager Gurs die Geschichte 'Mickey in Gurs'. 1946 zeichnet Joe Kubert eine Horror-Geschichte, die sich direkt auf den Holocaust bezieht: ein amerikanischer GI rettet einige Juden in Prag, die ihm die Geschichte des Golem erzählen - dieses riesigen Lehmmonster, das die Juden beschützt. Mit Maus von Art Spiegelman, Yossel von Joe Kubert und Breath of Bones von Steve NIles lassen sich diese frühen Reflexionen des Holocaust bis in unsere Tage nachverfolgen.

Das 2015 stattgefundene Comic-Projekt „Redrawing Stories from the Past“, dass sich mit Geschichten von Opfern des Nationalsozialismus beschäftigt, wird auch Teil dieser theoretischen Auseinandersetzung sein.

Paula Bulling: Tamgout, Buchenwald, Paris

Im Anschluss an den theoretischen Teil, wird die Zeichnerin Paula Bulling, ihr Comic, das während des Projekts "Redrawing Stories from the Past" entstand, vorstellen. Es handelt von einem arabischen Franzosen, der nach Buchenwald deportiert und dort ermordet wurde.

In der anschließenden Diskussionsrunde sollen Fragen zur Aktualität des Projekts diskutiert und der Umgang mit historischem Material in der künstlerischen Auseinandersetzung besprochen werden.

 

Paula Bulling wurde 1986 in Berlin geboren. Seit 2006 studierte sie in Halle an der Saale Keramik und Illustration. Ihre erste und viel beachtete Graphic Novel Im Land der Frühaufsteher wurde 2012 vom Berliner avant-verlag publiziert. Das Buch stellt dar, unter welchen Bedingungen Asylsuchende in Sachsen-Anhalt leben müssen. Paula wohnt mittlerweile wieder in Berlin, wo sie als Illustratorin und Comic-Künstlerin arbeitet sowie an einer neuen dokumentarischen Graphic Novel schreibt. Ihre Arbeiten wurden bereits in Paris, Helsinki, Berlin, Brüssel und Luzern ausgestellt.
http://paulabulling.net/

Dr. Ole Frahm arbeitet als Autor und Künstler. Er ist Mitgründer der Arbeitsstelle für Graphische Literatur (ArGL) an der Universität Hamburg und Gründungsmitglied des Villigster Forschungsforums zur Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus. Neben mehreren Lehraufträgen war er von 2012 bis 2013 Gastprofessor für zeitbasierte Medien an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg.

 

Galerie für zeitgenössische Kunst
Karl-Tauchnitz-Str. 9-11 (Leipzig-Zentrum)
Tram 2, 8, 9 / Bus 89 (Neues Rathaus)

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