Gedenkstätte Zwangsarbeit in Leipzig - Stadtteilrundgänge

Stadtteilrundgänge

Für alle ab 14 Jahre
Ort: verschiedene Leipziger Stadtteile
Dauer: 1,5 - 2 Stunden

Die Gedenkstätte bietet regelmäßig feste Termine für kostenfreie Rundgänge durch verschiedene Leipziger Stadtteile an. Bei den Rundgängen werden gemeinsam ehemalige Einsatz- und Lagerstandorte der NS-Zwangsarbeit aufgesucht und den Besucher:innen anhand der Orte sowie Biografien ein Einblick in die Geschichte, das Schicksal und den Alltag der NS-Zwangsarbeiter:innen gegeben.

Die aktuellen Termine für die öffentlichen Rundgänge finden Sie unter Veranstaltungen

Hinweis: Für Gruppen können Stadtteilrundgänge in sehr begrenztem Umfang auch individuell angefragt werden. Individuelle Rundgänge kosten dann 80 Euro. Dabei bemühen wir uns je nach Personalkapazität und -verfügbarkeit auf Ihre Wünsche einzugehen.

Anfragen richten Sie bitte per Mail an unsere Mitarbeiterinnen: bildung@zwangsarbeit-in-leipzig.de
oder telefonisch unter 0341- 235 2075.

Aktuelle Rundgänge und Fahrradtouren

Folgende Rundgänge und Fahrradtouren werden regelmäßig angeboten. Die festen Termine für die öffentlichen Rundgänge entnehmen Sie bitte unserem Veranstaltungskalender.

 

| Connewitz |

In diesem Rundgang werden sechs ausgewählte Orte im Stadtteil Connewitz besucht, an denen sich Lager und Arbeitsstellen von Zwangsarbeiter:innen befanden. Der Fokus des Rundgangs liegt auf dem Alltag der Zwangsarbeiter:innen. Es werden ihre Arbeits- und Lebensbedingungen thematisiert und der Umgang der deutschen Bevölkerung mit Allgegenwärtigkeit von Zwangsarbeiter:innen erörtert.

Treffpunkt: Innenhof des Werk 2 am Connewitzer Kreuz
Ende des Rundgangs: Neue Linie, Auwald

 

| Lindenau |

In diesem Rundgang erhalten die Besucher:innen eine Einführung in das Thema Zwangsarbeit. Es werden ausgewählte Orte aufgesucht, an denen Zwangsarbeiter:innen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. Dabei stehen nicht nur die Lagerorte und Arbeitsstätten im Fokus, sondern auch der Alltag der Zwangsarbeiter:innen, wie die Versorgung und der gesellschaftliche Umgang mit ihnen.

Treffpunkt: Eingang Kleinmesse, Cottaweg
Ende des Rundgangs: „Jahrtausendfeld“ in der Karl-Heine-Straße 90

 

| Reudnitz |

In der Zeit des Nationalsozialismus war Reudnitz-Thonberg ein zentraler Ort der Zwangsarbeit in Leipzig. Zehntausende Menschen aller Altersstufen aus allem Teilen Europas mussten in Leipziger Betrieben Zwangsarbeit leisten. Wöchentlich kamen Transporte mit bis zu 1.000 Menschen am Eilenburger Bahnhof (dem heutigen Lene-Voigt-Park) an. Von dort aus mussten sie zu Fuß durch Reudnitz-Thonberg bis zur städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstrasse laufen, wo sich die zentrale Verteilstation der Zwangsarbeit in Leipzig befand. Dort wurden die Menschen polizeilich registriert, entlaust und dann als Zwangsarbeiter:innen an Leipziger Betriebe verteilt. Bei dem Rundgang werden einschlägige Orte aufgesucht, darunter die ehemalige Riebeckbrauerei und heutige Sternburg-Brauerei sowie das Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Karl Krause. Im Fokus stehen dabei die Transportabläufe und -bedingungen, die Lebens- und Arbeitsumstände der Menschen, aber auch die Frage nach Protest und Widerstand gegen Zwangsarbeit in Leipzig.

Treffpunkt und Ende des Rundgangs: im Lene-Voigt-Park, Eilenburger Str., Höhe Volleyballfeld

 

| Plagwitz |

Plagwitz war im 19. und 20. Jahrhundert das Zentrum der Leipziger Industrie und erlangte als solches herausragende Bedeutung im System der NS-Zwangsarbeit. Auf dem Rundgang werden ausgewählte Firmenstandorte ehemaliger Unternehmen als Orte der Zwangsarbeit besucht. Neben Einblicken in die Unternehmensgeschichte von Firmen wie der ATG, Stöhr & Co. und Grohmann & Frosch, beschäftigen wir uns auf dem Rundgang im Besonderen mit der Situation der Zwangsarbeiter:innen. Unsicherheit, Leid und Tod der Zwangsarbeiter:innen, aber auch Akte der Menschlichkeit und verschiedene Formen des Widerstandes gegen unfreiwillige Ausbeutung und rassistische Diskriminierung stehen im Fokus dieses Rundgangs.

Treffpunkt und Ende des Rundgangs: Museum für Druckkunst (an der Ecke Nonnenstraße/ Weißenfelser Straße)

 

| Leipziger Innenstadt |

Große Rüstungsbetriebe wie die ehemalige HASAG repräsentieren die Orte für die NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Dennoch waren auch im Herzen der Stadt Zwangsarbeiter:innen präsent und unübersehbar. In diesem Rundgang werden anhand ausgewählter Orte Aspekte der Zwangsarbeit unter den Nationalsozialisten vorgestellt. Wie sah der Alltag der Zwangsarbeiter:innen aus? Wie das Verwaltungssystem, das diesen organisierte? Wie wurden die Zwangsarbeiter:innen von der deutschen Bevölkerung wahrgenommen? Der Rundgang ist dabei thematisch breit angelegt, hat aber hauptsächlich die Zwangsarbeit im öffentlichen Sektor im Blick. So sollen u. a. ehemalige Lager in der Innenstadt, dortige Arbeitsorte von Zwangsarbeit, aber auch die Rolle der Stadt Leipzig in den Fokus genommen werden.

Treffpunkt und Ende des Rundgangs: auf dem Augustusplatz, vor dem Eingang der Universität

 

| Schönefeld |

Der Stadtteilrundgang gibt eine kurze Einführung in das Thema NS-Zwangsarbeit und stellt ausgewählte ehemalige Lager- und Einsatzorte im Stadtteil vor. Der Postbahnhof an der Rohrteichstraße (heute Adenauerallee) und das Paketverteilzentrum prägten den Stadtteil. Viele Zwangsarbeiter:innen waren hier eingesetzt und in Schönefeld untergebracht. Es werden die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Zwangsarbeiter:innen beleuchtet und die Schwierigkeit thematisiert, anhand von fragmentarischen Aktenfunden die Geschichte zu erschließen. Den Abschluss bildet eine Einkaufspassage, in der sich heute ein Supermarkt befindet. Hier arbeiteten zwischen 1943 und 1945 mindestens 400 Zwangsarbeiter:innen in einer metallverarbeitenden Fabrik, die Produkte für die Rüstungsindustrie herstellte. Ihr Lager am Kohlweg war fußläufig erreichbar und bildet den Schlußpunkt des Rundgangs.

Treffpunkt und Ende des Rundgangs: am Eingang des Mariannenparks (Ecke Rohrteichstraße/ Schönefelder Allee).

 

| Volkmarsdorf |

Mit über 75.000 Betroffenen und mehr als 500 Unterkünften innerhalb des Stadtgebiets nahm Leipzig eine zentrale Rolle im System nationalsozialistischer Zwangsarbeit ein. Während sächsische Rüstungsfirmen wie die HASAG Zwangsarbeiter:innen im großen Stil einsetzten, spielte sich ein oft vergessenes Kapitel dieser Geschichte abseits der großen Betriebe und Sammellager ab. Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld waren zu NS-Zeiten typische, dicht bebaute Arbeiter:innen-Stadtteile. Vor allem mittelständische Betriebe wie Autowerkstätten oder Wäschereien waren hier ansässig, die die billigen Arbeitskräfte ausnutzten. In den zahlreichen Gaststätten und Tanzlokalen brachten große Unternehmen wie die HASAG, die Erla-Werke oder die Leipziger Verkehrsbetriebe ihre Zwangsarbeiter:innen unter. Sie lebten Tür an Tür mit der Leipziger Bevölkerung. Die Tour führt durch Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld – vorbei an ehemaligen Arbeitsorten und Lagern, von denen heute nur noch wenige Spuren sichtbar sind.

Treffpunkt des Rundgangs: Auf dem Neustädter Markt
Ende des Rundgangs: Torgauer Platz

 

| Ortsbegehung: Das KZ-Außenlager "Leipzig-Schönau" | 

Leipzig war ein wichtiges Zentrum der Rüstungsindustrie während des Zweiten Weltkriegs. Metallverarbeitende Unternehmen, die hier bereits vor 1933 mit großen Produktionsstätte ansässig waren, stellten mit Kriegsbeginn ihre Produktion auf Rüstungsgüter, vor allem Flugzeugteile, um. In der Produktion setzten sie zunächst ausländische zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene ein. Ab 1943 wurde es „kriegswichtigen“ Betrieben möglich, KZ-Gefangene zur Zwangsarbeit heranzuziehen. Auch in Leipzig entstand ein System von KZ-Außenlagern - eines davon in der Schönauer Lindenallee (heute Parkallee). Im KZ-Außenlager "Leipzig-Schönau" waren ab Sommer 1944 etwa 500 ungarische Jüdinnen interniert. Die Frauen und Mädchen mussten in der Flugzeugproduktion der Allgemeinen Transportanlagen-Gesellschaft (ATG) arbeiten. 

Am historischen Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers werden wir uns dem Phänomen der Zwangsarbeit zunächst allgemein nähern. Anschließend erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in den Lebens- und Arbeitsalltag der Gefangenen. Anhand von exemplarischen Biografien und Anschauungsmaterial begeben wir uns auf eine Spurensuche vor Ort.

Treffpunkt: Straßenbahnhaltestelle Parkallee, Tram 8, 15.

 

| Fahrradtour durch Böhlen bei Leipzig |

Die Kleinstadt Böhlen im Süden von Leipzig hat bis zur heutigen Zeit eine große Bedeutung für die Braunkohlenindustrie. So auch in den Jahren 1933 bis 1945, als hier zur Vorbereitung und Durchführung der deutschen Angriffskriege Benzin und andere Produkte für die Kriegs- und Rüstungsindustrie gewonnen wurden. Diese Anlagen wurden von der Braunkohlen-Benzin AG (BRABAG) und der Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) betrieben. Dabei kamen auch bis zu 8.000 Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Gefangene aus allen Teilen Europas zum Einsatz. Mehrere Hundert von ihnen überlebten die schwere und gefährliche Arbeit und die menschenunwürdigen Lebensbedingungen nicht.
Die Fahrradtour erinnert an die Zwangsarbeit in der Braunkohleindustrie Böhlens. Dazu erfolgt eine Führung zu Arbeitsstätten, ehemaligen Lagern sowie zu heutigen Gedenk- und Erinnerungsorten, darunter ein Besuch des Ehrenhains am Kraft­werk Lippendorf, der letzten Ruhestätte für die Opfer der Zwangsarbeit in Böhlen.

Die Radtour dauert ungefähr zwei Stunden und ist knapp 15 Kilometer lang. Achtung: Die Tour führt teilweise über unbefestigte Wege und steile Anstiege.

Treffpunkt und Ende der Fahrradtour: Bahnhof Böhlen (Bahnhofsvorplatz)

 

| Fahrradtour durch Taucha bei Leipzig |

Mehr als 5.000 Zwangsarbeiter:innen aus unterschiedlichen Teilen Europas lebten zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Taucha. Viele von ihnen wurden in den Rüstungsbetrieben, wie der Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG) oder den Mitteldeutschen Motorenwerken (MIMO), zur Arbeit gezwungen. Zwangsarbeiter:innen wurden aber auch in der Landwirtschaft, bei Straßenbauvorhaben oder der Friedhofspflege eingesetzt.

Die ca. vier Kilometer lange Fahrradtour durch die Kleinstadt im Nordosten von Leipzig führt die Teilnehmer:innen zu verschiedenen Orten von NS-Zwangsarbeit. Auch wenn heute kaum noch bauliche Überreste der Lager zu finden sind, soll die Auseinandersetzung mit dem System der NS-Zwangsarbeit an den historischen Orten erfolgen. Darüber hinaus wird sich dem Schicksal der Zwangsarbeiter:innen anhand von historischen und biografischen Dokumenten genähert. Die Radtour endet am Kleinen Schöppenteich, dem zentralen Erinnerungsort an die NS-Zwangsarbeit in Taucha. Dort besteht die Möglichkeit zu vertiefenden Diskussionen über Relevanz und Aktualität des Erinnerns an das öffentliche Massenverbrechen der NS-Zwangsarbeit.

Treffpunkt: Grundschule „Am Park“, An der Parthe 24, Taucha.

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